Frauen als Freiwillige im Einsatz für die Kirche
Schweiz

Umfrage unter Kirchenfrauen stösst in Pfarreien Verbesserungen an

Olten/Luzern, 20.6.16 (kath.ch) Die Umfrage unter Kirchenfrauen zeigt Wirkung. In kirchlichen Kreisen werde nach Verbesserungen gesucht, stellt Carlo Mathieu, Leiter des Sektors Dienstleistungen der Gewerkschaft Syna wenige Wochen nach der Publikation der Studie fest. Bei den Freiwilligen herrsche weniger Handlungsbedarf, doch man behalte die Situation im Auge, sagt Karin Ottiger, Geschäftsleiterin des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes (SKF). Die beiden Organisationen hatten die Studie publiziert.

Regula Pfeifer

Vor allem mit der Arbeit im Team sind die Frauen, die für die Kirche arbeiten, unzufrieden. Sie klagen über Unterforderung, unklare Rollenverteilung und Bevorzugung der Priester. Das geht aus der am 13. Mai publizierten Studie hervor. Mit der Arbeit selber und dem Lohn seien die Frauen hingegen zufrieden, hiess es weiter.

Die Kritik ist offenbar in kirchlichen Kreisen angekommen, wie Carlo Mathieu zufrieden feststellt. Er hat indirekt davon erfahren, dass sich kirchenintern etwas bewegt. In den Pfarreien etwa würden Verbesserungen in Betracht gezogen, sagt Mathieu gegenüber kath.ch. Die Gewerkschaft sei aber nicht aktiv angegangen worden.

Ein Mitgliederzuwachs hat sich aus der Studie aber nicht ergeben, wie der Gewerkschaftsvertreter sagt. Es hätten sich zwar nachträglich Personen erkundigt, die nicht Mitglied der Gewerkschaft sind, und damit Interesse an der Gewerkschaft gezeigt. Doch die Angestellten in der Kirche seien sehr zurückhaltend betreffend gewerkschaftlicher Organisation, wie man ja bereits im Rahmen der Studie habe feststellen können. Man wolle nicht als Nestbeschmutzer gelten, so Mathieu.

Bistümer und Kantonalkirchen erhalten Besuch

Die Gewerkschaft Syna kümmert sich im Nachgang der Studie nun um die angestellten Kirchenfrauen. Als erstes versucht sie nun, mit Hilfe ihrer Mitglieder die weiblichen Angestellten in der Kirche für die Problematiken zu sensibilisieren, wie Mathieu darlegt. Weiter wolle sie noch in diesem Jahr die verschiedenen Bistümer und Kantonalkirchen kontaktieren.

Diese Kollektivvertretung geschieht laut dem Gewerkschafter von den regionalen Syna-Vertretungen aus. Vor allem in St. Gallen besteht eine aktive Sektion «Kirchenberufe» der Syna. Diese ist laut Mathieu stark in die Diskussion um Anstellungsbedingungen involviert. In anderen Regionen hat die Syna weniger Mitglieder im Bereich «Kirchenberufe».

Gleichzeitig unterstützt die Gewerkschaft ihre Mitglieder auch bei der Lösung individueller Probleme. «Die rechtliche Vertretung ist eine Dienstleistung an unsere Mitglieder», sagt Mathieu. Es habe Rechtsfälle gegeben, bei denen die Syna Kirchenangestellte vertrat. In den meisten Fällen komme es zu einer vorgerichtlichen Lösung. Aber auch da brauche es eine Rechtsvertretung, betont der Gewerkschafter.

Im kirchlichen Umfeld kommt es laut Mathieu oft vor, dass Mitarbeitende mehr als die vereinbarte Arbeitszeit arbeiteten und dies ohne Vergütung. Oder sie würden zu Zeiten aufgeboten, die nicht mit familiären oder privaten Verpflichtungen vereinbar seien.

«Bei den Freiwilligen herrscht im Moment kein grosser Handlungsbedarf», stellt Karin Ottiger vom SKF aufgrund der Studie fest. Diese Frauen seien erstaunlich zufrieden mit ihrer Situation. «Wir behalten aber die Situation im Auge», so Ottiger. Laut der Studie fühlen sich die freiwillig in der Kirche engagierten Frauen mehrheitlich genau richtig gefordert. Nur wenige wünschten Änderungen, etwa eine Weiterbildung oder eine Entlöhnung.

Bildung von Pastoralräumen im Blick

Vor allem die Reorganisation der Pfarreistrukturen und die Entstehung von Pastoralräumen will der Frauenverband kritisch beobachten. In den Kantonen Thurgau und Luzern kann er aktiv an diesem Prozess mitwirken. Es habe Anzeichen gegeben, dass diese Reorganisation auf Kosten der Frauen geschieht, sagt Ottiger. Dieser Vermutung wollte der SKF in der Studie nachgehen. Doch sie bestätigte sich nicht, wie die SKF-Vertreterin sagt.

Der SKF hat sich bei der Studie und nun auch in deren Nachgang auf die Freiwilligenarbeit konzentriert. Beispielsweise gebe es Freiwillige, die nicht wüssten, ob sie sich wehren dürfen, wenn der Pfarrer ihnen zu viel Arbeit aufbürdet, sagt Ottiger. Diese berät der SKF.

Berufsfrauen unter dem Deckel

«Für die angestellten Kirchenfrauen fühlen wir uns nicht primär zuständig», so Ottiger. Die SKF-Geschäftsführerin empfiehlt diesen Frauen, sich für Anstellungsfragen in einer Gewerkschaft oder einem Berufsverband zu organisieren.

«Gut qualifizierte Frauen werden als Bedrohung wahrgenommen»

Dennoch hält sie mit ihrer Kritik an der Situation der Berufsfrauen nicht zurück. «Es gibt so viele gut qualifizierte Frauen in der Kirche. Doch diese werden als Bedrohung wahrgenommen statt geschätzt», so Ottiger. Eine Pastoralassistentin habe geschildert, wie sie von den Pfarreiangehörigen gebeten wurde, die Tauf- oder Begräbnisfeier zu übernehmen. Doch der Pfarrer habe das abgeblockt. Statt im Team zu schauen, wer wofür besonders geeignet sei, würden Frauen unter dem Deckel gehalten, kritisiert Ottiger. (rp)

Frauen als Freiwillige im Einsatz für die Kirche | © Francesca Trento
21. Juni 2016 | 12:05
Lesezeit: ca. 3 Min.
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