13. Januar 2013: Teilnehmer der Solidaritäts-Wallfahrt zugunsten der Pfarrei-Initiative Schweiz vor dem Churer Bischofspalast
Schweiz

Religionslandschaft Schweiz: Trend zu Multireligiosität – mit Katholiken an der Spitze

St. Gallen, 6.12.15 (kath.ch) Wegen der Einwanderung konnte sich der Anteil der römisch-katholischen Bevölkerung in der Schweiz gut halten und ist aktuell am höchsten. Die evangelisch-reformierte Kirche, aktuell an zweiter Stelle, verlor seit den 1950er-Jahren fast ein Drittel ihrer Gläubigen. Die Zahl der Konfessionslosen verdoppelte sich seit der Jahrtausendwende. Diese und weitere Fakten zeigt eine aktuelle Studie des Schweizerischen Pastoralsoziologischen Instituts (SPI) in St. Gallen.

Regula Pfeifer

Die Studie zeigt den Stand von 2013. Demnach gehören 38 Prozent der Schweizer Bevölkerung der römisch-katholischen und 26,1 Prozent der evangelisch-reformierten Kirche an. 22,2 Prozent sind konfessionslos, 5,8 Prozent sind Teil einer anderen christlichen Gemeinschaft, 6,6 Prozent einer anderen Religionsgemeinschaft. Damit gemeint sind muslimische, hinduistische, buddhistische und jüdische Gemeinschaften.
Die anderen christlichen Gemeinschaften haben in den vergangenen Jahrzehnten zugelegt. Ihr Anteil stieg von 2,2 Prozent im Jahr 1980 auf 5,8 Prozent im Jahr 2013. Den grössten Anteil davon, nämlich 2,1 Prozent, haben die christlich-altorientalischen und christlich-orthodoxen Kirchen, wie die SPI-Studie aufgrund einer Erhebung des Bundesamts für Statistik aufweist.

Markantes Schwinden der Reformierten

Die Studie stellt demnach fest, dass sich die Schweiz seit den 1960er-Jahren von einem bi-konfessionellen (katholisch-reformierten) zu einem tendenziell multireligiösen Land gewandelt hat.
Markant seien in der Entwicklung einerseits das Schwinden der evangelisch-reformierten Kirche sowie die wachsende Anzahl Konfessionsloser. 1950 waren 56,3 Prozent der Bevölkerung evangelisch-reformierten Glaubens, 2013 hingegen nur 26,1 Prozent. Das macht eine Abnahme von fast einem Drittel (30,2 Prozent) aus.

Rasantes Wachsen der Konfessionslosen seit Jahrtausendwende

Die Konfessionslosen hielten sich bis in die 1990er-Jahre bei steigender Tendenz unter der 10-Prozent-Schwelle, wie eine Grafik der SPI-Studie darstellt. Von 2000 bis 2013 verdoppelt sich ihr Anteil dann annähernd, von 11,4 Prozent auf 22,2 Prozent. Die wachsende Anzahl Konfessionsloser habe mit Kirchenaustritten, weniger Taufen und der Immigration von Konfessionslosen aus dem EU-Raum zu tun, erklärt die Studie.
Die Katholiken hielten sich von 1900 bis 1990 auf ungefähr bleibendem Niveau – zwischen 41 und 48 Prozent, wie eine Grafik der Studie aufweist. Seit den 1990er-Jahren ist aber auch ihr Anteil sinkend. 2013 betrug er 38 Prozent. Ihre Konstanz verdanken die Katholiken vor allem der Einwanderung, hält die Studie fest.

Mehr als 38 Prozent der Zugwanderten sind Katholiken

Über die Hälfte der Zugewanderten sind Christen, nämlich 54,8 Prozent. Das werde in den öffentlichen Debatten meist vergessen, moniert die Studie. Die meisten Zugewanderten sind Teil der römisch-katholischen Kirche, nämlich 38,9 Prozent. Nur 7 Prozent sind reformiert, ein Viertel konfessionslos. 14 Prozent sind Muslime, und 3,5 Prozent gehören einer anderen Religionsgemeinschaft an.

Basel hat am meisten Konfessionslose

Interessant sind auch regionale Unterschiede. Laut der Studie sind die Konfessionslosen in den Kantonen Basel-Stadt (45,5 Prozent), Neuenburg (40,1 Prozent) und Genf (37,5 Prozent) die grösste Bevölkerungsgruppe in der Religionsstatistik. In der Zentralschweiz, dem Wallis, dem Jura und in Appenzell Innerhoden machen sie hingegen nur zwischen 6,4 und 14,2 Prozent der Bevölkerung aus. Diese Kantone sind weiterhin stark katholisch geprägt. Die Reformierten haben besonderes stark in der Westschweiz an Terrain verloren. Im calvinistisch geprägten Genf machen sie laut der SPI-Studie nur noch 9,4 Prozent aus. (rp)

13. Januar 2013: Teilnehmer der Solidaritäts-Wallfahrt zugunsten der Pfarrei-Initiative Schweiz vor dem Churer Bischofspalast | © Barbara Ludwig
6. Dezember 2015 | 10:01
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