Kirche Saint-Laurent in Lausanne
Schweiz

Kirchenbesetzer: Ultimatum lässt Verantwortliche kalt

Lausanne, 27.10.15 (kath.ch) Gelassen blicken die Besetzer des reformierten Kirchenzentrums Saint-Laurent in Lausanne einem Ultimatum des Synodalrats der Evangelisch-Reformierten Kirche in der Waadt (EERV) entgegen. Dieser hat den Abbruch der Besetzung des Kirchenzentrums bis kommenden Samstagmorgen gefordert. Ansonsten würde eine Klage gegen die Aktivisten eingereicht. Die Besetzer erhielten am Dienstag, 27. Oktober, Unterstützung von Amnesty International und der Schweizer Flüchtlingshilfe, welche eine Abschiebung in ein EU-Land ablehnen.

Der Synodalrat habe sich davon überzeugt, dass gemäss dem zuständigen Amt für Bevölkerung jeder der betroffenen Asylbewerber im Waadtländer Migranten-Zentrum über einen Platz verfüge und dass ihr Gesuch für Einbürgerung behandelt werde. Das schreibt der EERV in einer Mitteilung von Montag, 26. Oktober. Ferner hält die Kirche fest, dass ein Schutz der abgewiesenen Flüchtlinge nicht nötig sei, weil sie regelmässig das Kirchenzentrum verliessen.

Eine Gruppe abgewiesener Asylbewerber aus Eritrea besetzt seit dem 8. März das Zentrum Saint-Laurent und wird dabei von einem Komitee mit dem Namen «Kollektiv R» unterstützt. Die reformierte Kirche drohe seit Beginn der Besetzung mit einer Klage, sagte Michaël Rodriguez, Mitglied des Komitees, gegenüber cath.ch. Diesem gehe es vor allem darum, «die Rechte dieser Personen zu verteidigen». Wie man auf die neuste Drohung reagieren werde, sei noch nicht klar. Der Entscheid werde jedoch öffentlich gemacht werden.

Drohende Ausweisung

Das Komitee widerspricht in einem Punkt der reformierten Kirche. Die abgewiesenen Asylbewerber seien nach wie vor dem Abkommen von Dublin ausgesetzt und somit von einer Ausweisung nach Italien bedroht.

Das Kollektiv R erhielt am Dienstag prominente Unterstützung. In einer gemeinsamen Botschaft fordert dieses unter anderem mit Amnesty International und der Schweizerische Flüchtlingshilfe, dass Dublin-Rückschaffungen in EU-Grenzstaaten und in Staaten an der Balkanroute ausgesetzt werden und die Schweiz Asylgesuche selber behandle.

Das Komitee verfüge über keine Garantien von irgendeiner Seite dafür, dass die Asylsuchenden ihre Asylgründe darlegen können, sagte Rodriguez weiter. Mit der Bemerkung, die Gesuche für Einbürgerung seien in Bearbeitung, lasse die reformierte Kirche alles offen.

Für das Kollectiv sind die Fälle der Personen, die Saint-Laurent besetzen, typisch für die Situationen, die Migranten aktuell in der Schweiz erleben. Sie verlangen einen Ausschaffungsstopp nach Italien und ein Moratorium für Ausschaffungen von Menschen mit Gesundheitsproblemen. Sie hätten bei den Exponenten der reformierten und katholischen Kirche offiziell nach einem Fluchtort angefragt, erklärte Graziella de Colon, die für die Rechte der Migranten kämpft, im März gegenüber Prostestinfo. Doch die Kirchen erklärten sich ausserstande, eine Pfarrei zu finden, die sie aufnähme. Deshalb habe man sich für eine Besetzung entschieden. (cath.ch/gs)

Kirche Saint-Laurent in Lausanne | © cath.ch/ccrt
27. Oktober 2015 | 12:09
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