Kardinal George Pell
Vatikan

Magazin: Widerstand an der Kurie gegen mächtigen Kardinal Pell

Rom, 27.2.15 (kath.ch) Gegen den Chef des vatikanischen Wirtschaftssekretariats, Kardinal George Pell, regt sich einem Pressebericht zufolge starker Widerstand in der Kurie. Laut dem italienischen Nachrichtenmagazin «L’Espresso» (27. Februar) wehrt sich das Kardinalsgremium der vatikanischen Güterverwaltung APSA gegen die Beschneidung ihrer Kompetenzen durch die von Papst Franziskus geschaffene Behörde.

Die Kardinäle werfen Pell demnach vor, er versuche immer weitere Verwaltungsbereiche unter seine Kontrolle zu bringen und stosse dabei die Mitarbeiter anderer Dikasterien vor den Kopf. Das Wirtschaftssekretariat soll gemeinsam mit dem Wirtschaftsrat die Finanz- und Immobilienbestände des Vatikan erfassen und in eine gemeinsame Bilanz bringen.

«Sowjetisierung» der vatikanischen Finanzverwaltung?

Der APSA-Präsident, Kardinal Domenico Calcagno, habe bei Franziskus persönlich gegen Massnahmen Pells protestiert, schreibt das Blatt. Der Chef des Wirtschaftssekretariats habe Calcagno zuvor per Email mitgeteilt, er werde die Umformung der APSA zu einem blossen Schatzamt «ohne jede Verzögerung» umsetzen. Laut «Espresso» zeigte sich der Papst über Pells Vorgehen überrascht. Franziskus soll sogar die Übertragung der Immobilien des Heiligen Stuhls in die Verwaltungshoheit des Wirtschaftssekretariats vorerst gestoppt haben. Im Juli 2014 hatte er entschieden, der Behörde des Australiers die Aufgaben der sogenannten ordentlichen Sektion der APSA zu übertragen.

Das Magazin beruft sich unter anderem auf das Protokoll eines Gesprächs von Mitgliedern des APSA-Kardinalsgremiums mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am 12. September vergangenen Jahres. Dabei sei der Vorwurf gefallen, Pell betreibe eine «Sowjetisierung» der vatikanischen Finanzverwaltung und versuche, die APSA überflüssig zu machen.

Kredit an Klinik verweigert

Streit habe es unter anderem um die Finanzierung der römischen Hautklinik Immacolata gegeben. Der neue Chef der Vatikanbank, Jean-Baptiste de Franssu, – laut «Espresso» einer der engsten Unterstützer Pells – habe der in Ordensbesitz befindlichen Einrichtung einen dringend benötigten und vormals zugesagten Kredit von 50 Millionen Euro (53 Millionen Franken) verweigert. Als Geldgeber habe deshalb die APSA einspringen müssen, um einen Konkurs des Krankenhauses mit 1.500 Mitarbeitern zu verhindern, schreibt das Magazin.

Lebt Pell auf zu grossem Fuss?

Auch die zu aufwendige Ausstattung seines Dienstsitzes und der persönliche Lebensstil von Kardinal Pell erregen demnach Kritik im Vatikan. Nach Informationen des «Espresso» hat Pell seit Juli 2014 aus seinem Budget rund eine halbe Million Euro für die Inneneinrichtung seines Büros, aber auch für teure Kleidung und Kurzstreckenflüge in der Business Class ausgegeben. Ausserdem lasse sich Pell seinen Wirtschaftsberater Danny Casey sehr viel kosten. Dieser verdiene 15’000 Euro (16’000 Franken) steuerfrei im Monat; seine römische Dienstwohnung habe die Pell-Behörde für Zehntausende Euro modernisieren lassen. Laut Bericht hat auch Papst Franziskus das Ausgabenverhalten Pells bereits kritisch kommentiert.

Das Magazin vergleicht die Kosten für Pells Diensträume mit jenen des vom deutschen Kardinal Reinhard Marx geleiteten Wirtschaftsrats. Dafür seien bisher lediglich 95’000 Euro (100’000 Franken) ausgegeben worden. Dies falle auch deshalb ins Gewicht, weil das Sekretariat lediglich drei Mitglieder zählt, der Wirtschaftsrat hingegen 15 Mitglieder.

Vatikan verurteilt Weitergabe interner Papiere an Presse

Vatikansprecher Federico Lombardi hat am Freitag, 27. Februar, die Weiterleitung interner Vatikanpapiere über die Kritik am Leiter des Wirtschaftssekretariats, Kardinal George Pell, scharf verurteilt. Der darauf beruhende Artikel im Magazin «L’Espresso», der Pell persönlich angreife, sei «unwürdig und armselig», sagte er in einer Erklärung. «Die Weitergabe vertraulicher Dokumente an die Presse zum Zweck der Polemik oder um Gegenpositionen zu fördern ist nicht neu, aber sie ist immer zu verurteilen und es ist illegal.» (cic)

Kardinal George Pell | © KNA
27. Februar 2015 | 17:14
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