Hakenkreuze: Bischof von Chur enthebt Pfarrer seines Amtes

Chur, 15.3.13 (Kipa) Der Priester Reto Nay (51), Pfarradministrator von Sedrun GR, ist am Freitag vom Bischof von Chur seines Amtes enthoben worden. Dies teilte die Medienstelle des Bistums mit. Anlass ist Nays Engagement beim Internetportal «gloria.tv». Dieses hatte im Zusammenhang mit der Debatte um die «Pille danach» deutsche Bischöfe mit Hakenkreuzen dargestellt. – Nay bleibt seit dem 14. März verschwunden, wie das Pfarramt in Sedrun am Freitag gegenüber Kipa erklärte.

Das Bistum wollte Nay dazu veranlassen, freiwillig zurückzutreten. Doch dieser blieb unauffindbar und war auch telefonisch oder per Mail unerreichbar. Deshalb hat ihn nun Bischof Vitus Huonder mit Datum vom 15. März des Amtes enthoben. Der Vorstand der zuständigen Kirchgemeinde Tujetsch hat Nay bereits am 13. März die fristlose Entlassung mitgeteilt.

Huonder hat Nay diese Woche aufgefordert, sich schriftlich von einem Video zu distanzieren, das auf dem Internetportal «gloria.tv» Bischöfe mit Hakenkreuzen zeigt. Darüber hinaus verlangte er, dass weitere inzwischen aufgeschaltete Videos auf «gloria.tv», in denen das Hakenkreuz zu sehen ist, gelöscht werden.

Zuerst mit dem Segen des Bischofs

«gloria.tv» weist Reto Nay als Mitbegründer des Internetportals auf. Bischof Vitus Huonder stand dem Portal ursprünglich wohlwollend gegenüber und empfahl dieses 2008 «als ein Werk, welches dazu beiträgt, den katholischen Glauben in Einheit mit dem Heiligen Vater darzustellen und zu fördern». Inzwischen hat sich der Churer Oberhirte davon distanziert und «gloria.tv» diese Woche aufgefordert, Dokumente, Empfehlungen und Audio-files, die ihn betreffen, vom Server zu entfernen.

Jetzt untersuchen laut «Südostschweiz» (15. März) die Justizbehörden, ob sich gloria.tv strafrechtlich etwas hat zuschulden kommen lassen; gedacht wird dabei an die Rassismus-Strafnorm wegen der Verwendung von Hakenkreuzen.

Im Pfarramt in Sedrun ist man erleichtert, dass die Aufregung rund um gloria.tv vorerst ein Ende hat, wie ein Sprecher sagte. Allerdings stehe man jetzt ohne Pfarrer da, und die Suche nach einem neuen sei schwierig. Auch müsse man jetzt für jeden Gottesdienst nach Ersatz-Seelsorgern Ausschau halten, und auch das sei nicht einfach.

Reto Nay hat verschiedentlich auch auf dem Internetportal kreuz.net publiziert; dieses hat im Dezember 2012 nach starkem öffentlichem Druck seinen Betrieb eingestellt. kreuz.net verbreitete immer wieder scharfe Polemik unter anderem gegen Homosexuelle, Protestanten, katholische Theologen und Bischöfe sowie veröffentlichte zahlreiche antisemitische Äusserungen.

(kipa/arch/job)

15. März 2013 | 12:32
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