Radio Maria Schweiz startet neu

«Ausgewogenes Programm» – orientiert an Papst und Vatikan Zwei

Adliswil ZH, 8.2.12 (Kipa) Helle Räume, modernste Technik und ein uraltes Anliegen: Gebet und Verkündigung. Mit diesem Portfolio startet Radio Maria in der Schweiz neu. Eine neue Leitung hat die Gründergeneration abgelöst und will sich im Schweizer Radio-Markt etablieren.

Radio Maria Deutschschweiz mit Sitz in Adliswil, das nicht weit von Zürich liegt, gehört zur Familie der weltweiten Radio-Maria-Sender. In Deutschland heisst die Einrichtung aus juristischen Gründen Radio Horeb. In der Schweiz strahlt Radio Maria seit September 2010 aus und finanziert sich durch Spenden. Zurzeit erhält es noch Subventionen von der internationalen Radio-Maria-Familie.

Die Leitungsmitglieder der Gründermannschaft sind heute teilweise weg. Unter der Leitung von Programmdirektor Thomas Rellstab, dem Bruder des ehemaligen Generalvikars des Bistums Chur, Andreas Rellstab, und mit Hilfe des Marketingleiters, Betriebsökonom André Jacober, macht Radio Maria seit dem 1. Januar in der Schweiz einen Neuanfang.

Aus der Hauskapelle wurde als sichtbares Zeichen der Öffnung eine Wand entfernt. Diese verhinderte, dass durch die Fenster das Tageslicht in den Raum drang. Nun flutet dieses in den Gottesdienstraum, der Platz für rund dreissig Personen bietet. Aus diesem Raum wird in der Regel der Gottesdienst morgens um neun Uhr auf Radio Maria übertragen.

Kein gemeinsames Radio

Die Gründungszeit war geprägt von vielen Schwierigkeiten, sagt Thomas Rellstab. Im Eingang hängt neben dem Porträt von Papst Benedikt XVI. jenes des Churer Bischofs Vitus Huonder. Letzteres soll durch ein Bild ergänzt werden, auf dem künftig alle Schweizer Bischöfe abgebildet sind. Das entsprechende Foto ist bei der Bischofskonferenz bestellt.

In der Schweiz gibt es neben Radio Maria auch das katholische Radio Gloria in Hochdorf LU. Dort spricht etwa der Churer Generalvikar Martin Grichting. Der Churer Bischofsvikar Christoph Casetti ist dafür beim Adliswiler Sender regelmässig zu hören. Doch den Rosenkranz beten die beiden Sender nicht gemeinsam.

Der gemeinsame Nenner mit Radio Gloria wurde nicht gefunden, sagt Programmdirektor Rellstab. Die beiden Sender, die auf Ende 2011 zusammenarbeiten wollten, gehen weiterhin getrennte Wege. Radio Maria arbeitet mit Radio Horeb in Deutschland zusammen und übernimmt dessen Morgensendungen bis zur eigenen Gottesdienstausstrahlung, mit der das Programm eröffnet wird. Sobald sich Radio Maria konsolidiert hat und über genug Ressourcen verfügt, will der Schweizer Ableger der internationalen Familie das Programm für den ganzen Tag selber gestalten.

Offen für verschiedene Bewegungen

Der Sender will ein «ausgewogenes Programm» bieten. Er orientiert sich am «Papst und am 2. Vatikanischen Konzil», so Rellstab. Ein Drittel der Sendezeit wird für das Gebet, ein weiteres Drittel für die Verkündigung und das letzte Drittel für die Unterhaltung aufgewendet. Dazu gehören Talksendungen und neu vermehrt auch Sendegefässe, in welchen die Zuhörer mitwirken können. Die Musik wechselt zwischen christlichem Pop, Klassik und Volksmusik.

Der Sender führt auch Nachrichten in seinem Programm. Doch aus den kirchenpolitischen Grabenkämpfen will sich der Sender heraushalten und darum die Extreme in der katholischen Kirche meiden: Ganz rechts distanziert sich Marketingleiter Jacober von den Piusbrüdern. Auf dem linken Bereich würde er den Basler Reformkatholiken, welche Unterschriften für die Abschaffung des Pflichtzölibats und die Zulassung der Frauen zum Priesteramt sammelten, keine Plattform liefern. Hingegen wäre ein Talk mit Vertretern von «tagsatzung.ch», welche eine Erneuerung der Kirche anstreben, vermutlich möglich, meint Rellstab. Der Sender möchte seinen Hörern das präsentieren, «was gut katholisch ist», so zum Beispiel katholische Bewegungen wie die Fokolare.

Bekanntheitsgrad heben

Der Sender verfügt über drei hochmoderne Studios. Die Mitarbeitenden teilen sich 580 Stellenprozent. Das Jahresbudget beträgt gegen eine Million Franken, die hauptsächlich durch Spenden eingenommen werden müssen. Heute zählt der Sender gemäss eigenen Angaben um die 5.000 Hörer.

Um besser bekannt zu werden, setzt der Sender verstärkt auf Marketing. Das Radio wird über das System DAB ausgestrahlt, unter anderem weil keine UKW-Frequenzen zu haben sind. Allein die Sendelizenz für das DAB kostet 250.000 Franken jährlich. Neu können Spenden auch über SMS abgewickelt werden.

«Es braucht Zeit, um Kontakte aufzubauen», meint der Priester mit dem offiziellen Priesterkragen. Thomas Rellstab hofft, dass er das Vertrauen der Gemeinden und Pfarreien finden wird und stösst dabei auf eine typisch schweizerische Schwierigkeit: Die Schweizer denken stark lokal, das heisst: «Ein Priester, den ich fragte, ob wir seinen Gottesdienst übertragen können, sagte mir: Unsere Messe hat einen Lokalkolorit. Wenn ich auf DAB gehe, werden meine Gottesdienstbesucher mich nicht verstehen, wenn ich für die anderen rede.» Rellstab geht trotzdem weiter und sucht neue Kontakte.

Hinweis für Redaktionen: Zu diesem Beitrag sind kostenpflichtige Bilder erhältlich. Bestellungen sind zu richten an: kipa@kipa-apic.ch. Honorare für Nutzungsrecht: Erstes Bild CHF 80.–, ab dem zweiten Bild zum gleichen Anlass CHF 60.–.

Hinweis. http://radiomaria.ch/

(kipa/gs/rp)

8. Februar 2012 | 15:11
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