Papst: Die Feinde der Kirche sind im Inneren

Lissabon, 11.5.10 (Kipa) Die Botschaft von Fatima über das Leiden des Papstes ist laut Benedikt XVI. auch im Licht der Missbrauchsfälle zu lesen. «Heute sehen wir in wirklich erschreckender Weise, dass die grösste Verfolgung der Kirche von Feinden nicht ausserhalb kommt, sondern aus der Sünde innerhalb der Kirche entsteht», sagte der Papst während seines Flugs nach Lissabon am Dienstag, 11. Mai, vor mitreisenden Journalisten. Dabei bezog er sich auf die Krise, die durch sexuellen Missbrauch Minderjähriger durch Kleriker ausgelöst wurde.

«Die Leiden der Kirche kommen gerade aus dem Innern. Die Sünde existiert im Innern der Kirche», sagte der Papst. Nötig seien die Bereitschaft zu Busse und Reinigung, aber auch zu einer juristischen Aufarbeitung und Vergebung, sagte der Papst. Man müsse realistisch sein und anerkennen, dass es immer «Attacken des Bösen» geben werde; am Ende sei Christus aber stärker, so Benedikt XVI.

Ganze Kirche beinhaltet

Das sogenannte dritte Geheimnis von Fatima, in dem von Angriffen auf einen in Weiss gekleideten Bischof die Rede ist, habe sich in erster Linie auf Johannes Paul II. bezogen, erklärte Benedikt XVI. Die «Notwendigkeit des Leidens der Kirche» sei aber für die ganze Kirche zu verstehen. Bezeichnend sei, dass Fatima auf diese Prophezeiung eine allgemeine Antwort gebe: den Aufruf zu dauernder Bekehrung, Busse und Gebet.

In den Visionen der drei Seherkinder im Jahr 1917 gebe es einen «übernatürlichen Impuls». Die Erscheinungen stammten nicht aus der Einbildungskraft der Seher, sondern kämen von der Gottesmutter Maria, betonte der Papst.

Wirtschaftspositivismus und Ethik

Im Blick auf die auch Portugal betreffende Wirtschafts- und Finanzkrise warnte der Papst vor einer nach seiner Auffassung falschen Trennung zwischen einem Wirtschaftspositivismus einerseits und Ethik andererseits. Die Krise zeige, «dass ein reiner ökonomischer Pragmatismus, der von der Wirklichkeit des Menschen als ethisches Wesen absieht, nicht gut ausgeht, sondern unlösbare Probleme schafft». Ethik stehe nicht ausserhalb von Vernunft und pragmatischem Handeln, sondern liege in deren Innerem, so der Papst.

(kipa/r/gs)

11. Mai 2010 | 12:23
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