Tiere im Gottesdienst.
Resilienz-Kalender 2020

20. Dezember: Meine Sorge für die Tiere beflügelt mich

Eveline Schneider Kayasseh wünscht sich, dass das Wohl und die Würde der Tiere auch im Gottesdienst ein Thema werden. So leben wir wahre Nächstenliebe, erklärt sie.

Eveline Schneider Kayasseh, Geschäftsleiterin des Arbeitskreises Kirche und Tiere (Akut).
Eveline Schneider Kayasseh, Geschäftsleiterin des Arbeitskreises Kirche und Tiere (Akut).

Seit meiner Kindheit verspüre ich eine grosse Nähe zu allem, was lebt. Als ich kaum drei oder vier Jahre alt war, rettete ich Bienen aus dem Brunnen. Mit fünf oder sechs «entschärfte» ich die Mäusefallen im Keller meiner Grosseltern. Ich war schon immer sensibel für die Schmerzen von Tieren, genauso wie für die Schmerzen meiner Mitmenschen.

«Danke für die schöne Welt, danke für alle Tiere, danke für das Regenwetter und den Sonnenschein», betete ich als Zehnjährige. Doch in der Kirche vermisste ich die Tiere schmerzlich. Ihr Leben, ihr Leiden, unsere Ähnlichkeit war – und ist – in Gottesdiensten selten Thema.

Gott hat Menschen und Tiere geschaffen

Ich finde: Eine verstärkte Sensibilität für das Wohl und die Würde der Tiere gehört in die Mitte der Kirchen. Es gibt nur einen Gott, und er hat die Menschen und die Tiere geschaffen. Das heisst nicht, dass wir die Menschen geringschätzen sollen. Vielmehr bedeutet es, dass die Kirchen und die Theologie wieder mehr auf eine christliche Ethik zurückbesinnen müssen.

Wir müssen stets den Schwachen und Verletzlichsten, den Opfern von Ungerechtigkeit und Rücksichtslosigkeit eine besondere Aufmerksamkeit schenken. Zu ihnen gehören die Tiere. Tiere leiden; sei es in Massentierhaltung für Nahrungsmittel, für Pelz oder Daunen, für Tierversuche, oder durch den menschgemachten Klimawandel.

Hund im Gottesdienst.
Hund im Gottesdienst.

Öfter mit dem Herzen sehen

Es ist einfach, vor dem Leiden der Tiere die Augen zu verschliessen. Aber es ist nicht richtig. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, dass sich die Menschen in den Kirchen vom oft verdrängten Leiden der Tiere mehr berühren lassen. Wenn wir alle öfter mit dem Herzen sehen und handeln, leben wir echte christliche Nächstenliebe, die allen Geschöpfen gilt.

Eveline Schneider Kayasseh ist Geschäftsleiterin des Arbeitskreises Kirche und Tiere (Akut).

Tiere im Gottesdienst. | © Georges Scherrer
20. Dezember 2020 | 00:00
Lesezeit: ca. 1 Min.
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