Vatikan-Chefastronom: Wasserfund am Mars kann Gottesbild ändern

Rom, 6.10. 15 (kath.ch) Die Entdeckung von flüssigem und gefrorenem Wasser auf dem Mars und die Möglichkeit ausserirdischen Lebens auf dem Roten Planeten wird helfen, das Wissen über Gott zu erweitern, hat der vatikanische Chef-Astronom Guy Consolmagno in einem Interview für den englischen Dienst von «Radio Vatikan» betont. Die «National Aeronautics and Space Administration» (NASA) hatte Ende September ihre neuesten weltbewegenden Entdeckungen zum Leben auf dem Mars enthüllt. Consolmagno ist Jesuit und Direktor der Vatikanischen Sternwarte.

Der zentrale Punkt sei der Glaube, dass das Universum von Gott geschaffen wurde, so der 63-jährige US-Ordensmann und frühere Forscher am Massachusetts Institute of Technology. Christen sollten weiterhin an Gottes Macht über das Universum glauben, obwohl man einräumen müsse, dass möglicherweise das Finden ausserirdischen Lebens auf dem Mars einigen Gläubigen ein anderes Gottesbild vermitteln werde.

«Wenn Gott ein Universum schafft, in dem das Leben überall ist, gibt uns das ein anderes Bild von Gott, und wir erfahren auch mehr darüber, was ‘Schöpfer’ und ‘Schöpfung’ bedeuten», fügte der Vatikan-Astronom hinzu, der häufig neue NASA- Entdeckungen kommentiert. Die Vorstellung, das Universum folge Gesetzen, sei in ihrem Ursprung religiös, sagte Consolmagno. Er äusserte sich dazu auch in einem aktuellen Interview mit dem Wissenschaftsmagazin «Science».

Gott gebe ihm Kraft für die tägliche Arbeit: «Man muss die Meinung hegen, dass es sich lohnt, sein Leben der Erforschung des Weltalls zu widmen, selbst wenn man dadurch nicht reich und berühmt wird. Die Gegenwart Gottes zu spüren, wenn man morgens aufsteht, gibt einem die Kraft, genau das zu tun.»

Als Leiter des Observatoriums sehe er seine Aufgabe darin, «anderen Astronomen den Raum zur Forschung zu bieten». Der Vatikan betreibe Astronomie, weil der Blick in den Himmel ein wichtiger Teil des Menschseins sei – «denn unsere Seelen müssen ebenso wie unsere Mägen gefüttert werden». Ihm selbst sei dies während eines Einsatzes für das US-Friedenskorps in Afrika klar geworden: «Diese Menschen hatten kein fliessendes Wasser – aber sie wollten unbedingt durch ein Teleskop schauen.» (kap)

 

6. Oktober 2015 | 14:12
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