Der Erzbischof von Vaduz, Wolfgang Haas, mit der Ernennungsurkunde am 21. Dezember 1997 in der Sankt-Florin-Kirche in Vaduz.
Schweiz

Theologe: «Schweiz soll Hilferuf der Katholiken Liechensteins hören»

Vaduz, 7.1.15 (kath.ch) «Wir leiden unter der Situation», sagt der Liechtensteiner Theologe Günther Boss. Er teilt darum nicht die Auffassung des ehemaligen Nuntius in der Schweiz, Karl-Josef Rauber. Dieser hatte in einem Interview mit kath.ch erklärt, mit der Versetzung von Bischof Wolfgang Haas von Chur nach Vaduz, habe die Kirche eine gute Lösung gefunden. Boss ist Theologischer Berater des Vereins für eine offene Kirche in Liechtenstein.

Von Georges Scherrer

Unter der Leitung von Wolfgang Haas als Bischof von Chur (1990 – 1997) kam es zu starken Polarisationen. «Wir haben das Problem geerbt», sagte Boss. «Wir haben einen extrem schweren Stand und wären froh, wenn man in der Schweiz unseren Hilferuf hört.» Der Theologe warnt, dass das aktuelle Problem des Erzbistums in die deutschsprachigen Länder exportiert werden könne.

Im Erzbistum sind sechzig Priester inkardiniert, die «alle dem rechts-katholischen Flügel der katholischen Kirche angehören und eine vorkonziliare Theologie befolgen». Dies könnte sich für die Schweiz und das deutschsprachige Europa als ein Bumerang erweisen, warnt Boss. Denn diese Priester sind nicht nur auf dem Territorium des Fürstentums tätig, sondern auch in der Schweiz, Deutschland und Österreich.

Der Wechsel von Wolfgang Haas nach Vaduz habe eine Sammelbewegung ausgelöst, die sich auf das Fürstentum konzentriert. «Das Problem ist also nicht erledigt. Wir haben es geerbt», betont Boss. Der Verein hofft, dass es zu einer Lösung der Probleme kommt, bevor Erzbischof Wolfgang Haas mit Jahrgang 1948 im Jahr 2023 aus Altersgründen seinen Rücktritt beim Papst einreicht. «Für uns ist es nach wie vor wünschenswert, dass wir zum Bistum Chur zurückkehren.» Das Erzbistum stehe heute isoliert und ohne eine Anbindung an eine Bischofskonferenz, somit abgekoppelt von der Weltkirche, da.

Den Verein freue es, dass der ehemalige Nuntius Karl-Josef Rauber Kardinal wird. Erzbischof Wolfgang Haas habe versucht, diesen anzuschwärzen, indem er das Gerücht streute, Karl-Josef Rauber habe als Lösung für die Probleme in Chur die Errichtung eines Erzbistums Vaduz beantragt. 1998 habe Rauber gegenüber dem Dekan in Vaduz ausdrücklich erklärt, dass er im Jahr 1995 die Frage nach einer Gründung des Bistums Vaduz zwar abgeklärt habe. Die Angelegenheit habe er aber dann nicht weiter verfolgt. Das Erzbistum wurde schliesslich nicht unter Nuntius Rauber, sondern unter seinem Nachfolger Oriano Quilici eingerichtet. Rauber enthüllte Anfang Woche im Interview mit kath.ch, was er damals wirklich wollte: «Haas hätte Nuntius werden können».

Der Verein für eine offene Kirche bilde in der aktuellen Situation im Fürstentum Liechtenstein ganz sicher nicht eine Parallelkirche. «Wir sind keine Religion, sondern setzen uns einfach nur dafür ein, dass die katholische Kirche offen bleibt für alle», erklärte Boss. (gs)

Der Erzbischof von Vaduz, Wolfgang Haas, mit der Ernennungsurkunde am 21. Dezember 1997 in der Sankt-Florin-Kirche in Vaduz. | © KNA
7. Januar 2015 | 16:16
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