Medienschau: Viel Lob für Bischof Markus Büchel

Zürich/St. Gallen, 8.8.15 (kath.ch) Die Stellungnahme von Markus Büchel zu den Äusserungen seines Bischofskollegen Vitus Huonder über Homosexualität erntet in den Medien viel Lob. Der Bischof von St. Gallen hatte sich am Freitagnachmittag, 7. August, aus seinen Ferien in einem offenen Brief an die Mitarbeitenden in der Seelsorge seines Bistums gewandt. In seinem Brief plädiert er für einen liberaleren Umgang mit Homosexualität. Das Bistum Chur nimmt zu Büchels Schreiben nicht Stellung, wie dessen Sprecher Giuseppe Gracia am 8. August auf Anfrage von kath.ch mitteilte, kündigt aber eine zweite Stellungnahme zum Vortrag Huonders für kommende Woche an.

Bischof Markus Büchel ist am Samstag, 8. August, in vielen Medien präsent: Von 20 Minuten (online) über die NZZ bis zum Schwulenmagazin «Mannschaft” (online), überall blickt einem der St. Galler Bischof entgegen. Dabei sind die Texte des Lobes voll: «Ein starkes Zeichen von Bischof Büchel», titelt etwa das St. Galler Tagblatt in einem Kommentar. Der Autor freut sich, dass Büchel «kein Wort der Verurteilung, keine Moral von oben herab, keine Predigt für mehr Keuschheit und Enthaltsamkeit» von sich gebe, sondern schlicht und einfach sage: «Auch Homosexuelle dürfen Sex haben und glücklich sein.»

Etwas sachlicher stellt auch die NZZ fest: «Nach den umstrittenen Aussagen des Bischofs von Chur plädiert der Bischof von St. Gallen für einen unvoreingenommenen Umgang mit der Homosexualität.»

Auch wenn Markus Büchel in seinem Schreiben Vitus Huonder lediglich als Auslöser für viele Reaktionen erwähnt, sind sich die Medien einig, dass er sich mit seinen Worten implizit von seinem Churer Amtskollegen distanziert.

Lob und Kritik aus Social Media

Auch in den Social Media melden sich viele aus In- und Ausland zu Wort: «Endlich ist das Gewissen als theologischer Parameter zurück!» oder «Hallelujah! Danke @BistumSG», liest man etwa auf Twitter unter dem Hashtag #Huonder. Der entsprechende Post auf dem Facebook-Profil des Bistums St. Gallen wurde vielfach gelikt, geteilt und kommentiert: «Das ist das Schönste, was ich seit Langem gelesen habe», schreibt eine Userin. «Endlich», kommentiert der Kapuziner Willi Anderau, und «hoffentlich lesen ihn auch die ‘Seelsorger’ in Chur». Anderau hatte diese Woche im «Tages-Anzeiger» den Wunsch geäussert, Rom möge in der Causa Huonder ein Zeichen setzen.

Dennoch wird auch Kritik laut, die Worte von Markus Büchel gingen nicht weit genug: «Es ist an der Zeit, dass die Schweizer Bischofskonferenz auch in aller Öffentlichkeit direkte Kritik am Bischof von Chur und seiner Amtsausübung formuliert», kommentiert ein User den Post des Bistums St. Gallen.

Die Petition, welche die Schweizer Bischofskonferenz zu einer Distanzierung von den Äusserungen Bischof Huonders auffordert, hat am Samstag, 8. August, die 2000-er-Marke überschritten (Stand: 11 Uhr).

Stellungnahme aus Chur folgt nächste Woche

Das Bistum Chur nimmt zum Schreiben von Markus Büchel nicht Stellung, da es sich dabei nicht um eine Kommentierung des Vortrags von Bischof Huonder handle, wie Bistumssprecher Giuseppe Gracia am 8. August auf Anfrage von kath.ch mitteilte. Das weitere Vorgehen und die öffentliche Kommuniktion im Zusammenhang mit dem Vortrag von Bischof Huonder werde derzeit bistumsintern besprochen, so Gracia. Bischof Vitus Huonder werde kommende Woche eine zweite Stellungnahme abgeben,»um auf die inzwischen geäusserten wesentlichen Kritikpunkte genauer einzugehen.»

Bischof Vitus Huonder hatte am Freitag, 31. Juli, an einem Kongress in Fulda (D) einen Vortrag über Ehe, Sexualität und Familie gehalten. Dabei zitierte Huonder Bibelstellen aus dem Buch «Levitikus». Darin wird Paaren gleichen Geschlechts, die Sex miteinander haben, die Todestrafe angedroht. Dies löste einen medialen Wirbel aus, woraufhin Bischof Huonder sein Bedauern über das Missverständnis ausdrückte: «So war es nicht gemeint.» Er habe in dem Vortrag mehrere «unbequeme Passagen» aus dem Alten Testament zitiert, die generell die Ehe, Sexualität und die Familie beträfen. In keiner Weise habe er mit dem Vortrag homosexuelle Menschen herabsetzen wollen. (sys)

Brief des Bischofs an die Seelsorgenden im Bistum St. Gallen (pdf)

 

 

Markus Büchel, Bischof von St. Gallen und Präsident der Schweizer Bischofskonferenz | © 2015 Barbara Ludwig
8. August 2015 | 14:00
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