Bob Dylan gibt trotz seinem Alter noch Konzerte
International

Legende der Popmusik mit religiösem Erweckungserlebnis wird 75

Berlin, 24.5.16 (kath.ch) Unaufgeregt, mit leicht schläfrigem Blick und zerzausten Lockenkopf: Bob Dylan ist eine Ikone der Musikbranche. Er sei ein Genie, sagte Folksängerin Joan Baez einmal in einem Interview über ihren ehemaligen Lebensgefährten. Weniger in der Öffentlichkeit bekannt waren seine privaten Lebensverhältnisse und seine Glaubenshaltung. Am 24. Mai feiert der als Robert Allen Zimmerman geborene Dylan den 75. Geburtstag.

Anna Mertens

Mehr als 500 Lieder und 40 Alben hat Dylan in den vergangenen 50 Jahren geschrieben und herausgebracht – darunter unzählige Welthits. Doch ans Aufhören denkt der Vollblutmusiker nicht. Sein neues Album soll noch im Mai erscheinen, wenige Tage vor seinem 75. Geburtstag.

Jüdischer Kaufmannssohn

Als Sohn eines jüdischen Kaufmanns mit deutsch-ukrainischen Wurzeln wurde Dylan am 24. Mai 1941 unter dem Namen Robert Allen Zimmerman in der Kleinstadt Duluth im US-Bundesstaat Minnesota geboren. Ihm sei früh klar gewesen, dass es etwas gebe, wo er hin müsse, was er tun müsse – ausserhalb Minnesotas, erklärte Dylan dem US-Sender CBS.

Das Kunststudium an der University of Minnesota verbrachte er mehr in Cafes und bei Auftritten als im Hörsaal. New York war sein Ziel. Greenwich Village war Anfang der 1960er Jahre zum Treffpunkt der neuen Musikszene geworden. Er habe stets an Vorbestimmung geglaubt, so Dylan. Es sei auch sein Schicksal gewesen, seinen Namen zu ändern. «Manche Menschen kommen mit dem falschen Namen und den falschen Eltern auf die Welt, das passiert.»

Musik der Bürgerrechtsbewegung

In Big Apple nahm er seine ersten Songs auf, zunächst als Mundharmoniker-Spieler auf einem Album von Harry Belafonte. Den Durchbruch brachten seine beiden Alben «The Freewheelin’ Bob Dylan» und «The Times They Are a-Changin». Mit seinen Liedern über Krieg oder Rassenhass, wie in «Blowin’ in The Wind», wurde Dylans Musik zum Soundtrack der Bürgerrechtsbewegung der 60er Jahre.

Seine frühen Lieder seien auf beinahe «magische Art und Weise geschrieben worden», so Dylan. Als Protestführer habe er sich nie gefühlt. Ein Rebell wider Willen – dessen Beziehung zur Presse gespalten war. «Die Medien sind nicht der Richter, Gott ist der Richter.»

Auf seine erste grosse US-Tournee 1963 ging er mit Joan Baez. Am 28. August 1963 trat er mit ihr und anderen Folksängern bei der Abschlusskundgebung des Civil Rights March auf, bei der Martin Luther King seine berühmte Rede «I Have a Dream» hielt.

Rummel, Unfall, Rückzug

In den folgenden Jahren vollzog Dylan den Wandel vom Folksänger zum Rockmusiker – unter Protest seiner Folk-Fans. Unter anderem schuf er in dieser Zeit (1965) den Klassiker «Like a Rolling Stone», der vom gleichnamigen US-Musikmagazin «Rolling Stone» zum berühmtesten Hit aller Zeiten gekürt wurde. 1965 heiratete er seine erste Frau, das Model Sara Lowndes.

Doch die Auftritte, der Medienrummel und das Leben als Star rieben den jungen Musiker auf. Nach einem Motorradunfall zog er sich für einige Zeit aus der Öffentlichkeit zurück und widmete sich seiner Frau und seinen Kindern. In dieser Zeit wandte er sich auch vermehrt der Country-Musik zu.

In den 1970er und 80er Jahren geriet seine Karriere ins Wanken. Die Ehe ging in die Brüche, seine Alben fanden weniger Anklang. Privat passierte viel. Dylan heiratete zum zweiten Mal und wurde erneut Vater – über beides schwieg er zunächst.

Erweckungserlebnis und Auftritte vor Päpsten

1979 konvertierte Dylan zum Christentum, offenbar nach einem religiösen Erweckungserlebnis auf seiner Welttournee. Er schloss sich der Erweckungsbewegung an und veröffentlichte mehrere christlich inspirierte Alben. Einige Jahre später trat Dylan beim Eucharistischen Kongress in Bologna auf und spielte vor dem damaligen Papst Johannes Paul II. und Kardinal Josef Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI, unter anderem «Knockin’ on Heaven’s Door».

Nach der Krise kam der erneute Aufstieg. Beim Woodstock-II-Festival 1994 wurde Dylan vor allem von den Jüngeren frenetisch gefeiert. Es folgten unzählige weitere Titel, Alben und Auszeichnungen, darunter der Oscar für den besten Filmsong. 2005 verfilmte Martin Scorsese Dylans Leben.

In diesem Jahr plant Amazon eine neue Serie namens «Time Out of Mind» – den Stoff sollen die Lieder von Dylan liefern. Noch 1986 sagte das Ausnahmetalent auf einer Pressekonferenz: «Ich bin nur Bob Dylan, wenn ich Bob Dylan sein muss, meistens bin ich einfach ich.» (kna)

Bob Dylan gibt trotz seinem Alter noch Konzerte | © Flickr, Francisco Antunes
24. Mai 2016 | 09:53
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