Regina Ammicht Quinn
Schweiz

Herbert-Haag-Preisträgerin Ammicht Quinn macht Sexualität zum Thema der Theologie

Luzern, 5.3.15 (kath.ch) Die Tübinger Theologin Regina Ammicht Quinn und die theologische Zeitschrift «Concilium» werden am Sonntag, 8. März, in Luzern mit dem Herbert-Haag-Preis 2015 für Freiheit in der Kirche ausgezeichnet.

Zur Begründung hiess es, Ammicht Quinn plädiere für einen «unverkrampften Zugang der Theologie und der kirchlichen Praxis zu Körper und Sexualität». «Concilium» habe die Errungenschaften des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) «konsequent weiterentwickelt und eine theologische Forschung präsentiert, die nicht durch Angst vor der Moderne eingeengt» werde. Die Auszeichnung ist mit je 10’000 Euro (10’700 Franken) dotiert. Ammicht Quinns Festvortrag steht unter der Überschrift «Theologie von Aussen – Vom Sprechen und Schweigen über wunde Punkte und blinde Flecken».

Die 58-Jährige habe über den Zusammenhang von Körper, Religion und Sexualität geforscht und «an Normen der Kirche gerüttelt, die heute vielen Gläubigen lebensfremd und leibfeindlich» vorkämen, so die Jury. Die Kirche habe ihre Berufung auf einen Lehrstuhl und eine von ihr geplante Tagung verhindert, so die Jury. Ammicht Quinn lehrt am Tübinger Zentrum für Ethik in den Wissenschaften.

Schmuddelthemen der Theologie

«Ich habe nie Angst gehabt, über Themen zu sprechen, die innerhalb der Theologie zu den ‘Schmuddelthemen’ gehören», sagt Ammicht Quinn selber im Interview mit der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift «Wendekreis» (3/4, 2015). «Das sind Fragen zum menschlichen Körper, zum Geschlecht, zu Sexualität oder Abtreibung.» So greift ihrer Meinung nach die Zweiteilung der Geschlechter in männlich und weiblich zu kurz, wie Erkenntnisse aus Biomedizin und Biologie zeigten.
«Wir müssen uns fragen, warum es uns Angst macht, wenn herkömmliche Kategorien durchbrochen werden. Warum ist der Glaube an menschengemachte Kategorien stärker als der Glaube an Gottes gute Schöpfung?», fragt sie im Interview mit dem Wendekreis.

Zeitschrift verbreitet Geist des Konzils

«Concilium» wurde 1965 mit dem Ziel gegründet, den Geist des Konzils zu verbreiten und dessen Aufbrüche fruchtbar zu machen. Die Zeitschrift erscheint in sechs Sprachen und widmet jede Nummer einem theologischen Schwerpunkt. Den Vorsitz des Herausgeberkreises hat derzeit der Inder Felix Wilfred inne. Der Theologe aus Chennai will am Wochenende auch den Preis entgegennehmen.

Die Herbert-Haag-Stiftung besteht seit 1985 und hat ihren Sitz in Luzern. Sie ist nach dem 2001 verstorbenen Bibelwissenschaftler benannt. Sie zeichnet jährlich «Personen und Institutionen aus, die sich durch freie Meinungsäusserung oder mutiges Handeln in der Christenheit exponiert haben». Dem Stiftungsrat stand bis 2013 der Tübinger Theologe Hans Küng vor. Zu den bisherigen Preisträgern zählen der Jesuit Klaus Mertes, die Theologen Hermann Häring, Eugen Drewermann und Leonardo Boff sowie der französische Bischof Jacques Gaillot. (kna/sys)

Hinweis: Berichterstattung über die Preisverleihung folgt nächste Woche.

 

Regina Ammicht Quinn | © Herbert Haag Stiftung
5. März 2015 | 14:16
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