Fastenopfer-Direktor Patrick Renz unterwegs mit Mitarbeitern der Partnerorganisation Cerd in Bukko auf den Philippinen.
Schweiz

Fastenopfer-Direktor Patrick Renz: «Die Umwelt-Enzyklika ist ein Paradigmenwechsel»

Rom/Luzern, 3.7.15 (kath.ch) Rund 200 Wissenschaftler, Politiker, Menschenrechtler und Vertreter katholischer Hilfswerke haben am Donnerstag und Freitag (2./3. Juli) bei einer Konferenz in Rom über Umwelt- und Klimaschutz beraten. Aus der Schweiz nahm der Direktor des katholischen Hilfswerks Fastenopfer, Patrick Renz, teil. Im Interview mit dem Korrespondenten von kath.ch in Rom schildert er seine Eindrücke.

Thomas Jansen

Was hat die Umweltenzyklika des Papstes für die Klimakonferenz bedeutet, an der Sie in Rom teilgenommen haben?

Patrick Renz: Es geschehen unglaubliche Dinge. Die Enzyklika stellt einen Paradigmenwechsel dar. Das sahen fast alle Teilnehmer der Konferenz so. Dieses päpstliche Schreiben gibt uns für unsere Arbeit sehr viel Rückenwind. Wir haben jetzt ein wichtiges Dokument an der Hand, auf das wir andere verweisen können. Wir können ihnen sagen: ‘Das ist unsere Vision. Lies’.

Wurde schon über konkrete Projekte beraten, um die Forderungen der Enzyklika umzusetzen?

Renz: Derzeit ist es noch zu früh, um über konkrete Projekte zu sprechen. Wir müssen die Enzyklika und ihre Inhalte zunächst einmal unter den Leuten bekanntmachen. Da gibt es noch Einiges zu tun. In der Schweiz etwa weiss man noch viel zu wenig über «Laudato si». Andererseits ist es so, dass wir nicht bei Null anfangen müssen. Zum einen sind wir von Fastenopfer sind ja schon seit längerem auf diesem Gebiet aktiv, zahlreiche Projekte setzen sich für einen sorgfältigen Umgang mit der Natur ein. Zum anderen zeigt das nicht zuletzt auch das Zustandekommen dieser Konferenz selbst. Sie verdankt sich ja nicht allein der Umweltenzyklika des Papstes, sondern auch dem Umstand, dass es bereits viele internationale Netzwerke zwischen katholischen Hilfswerken, Bischöfen und anderen Organisationen gibt.

Bei der Konferenz aber sind auch konkrete Projekte angesprochen worden. Beeindruckt hat mich das Pan-Amazonas-Netzwerk, in dem sich Bischöfe, kirchliche Organisationen und Menschenrechtsgruppen im vergangenen Jahr für den Schutz der Region und ihrer Bewohner zusammengeschlossen haben. Wir haben aber auch über die Konzernverantwortungsinitiative gesprochen, die es bei uns in der Schweiz gibt. Ähnliche Bestrebungen, weltweit tätige Unternehmen zu verpflichten, die Umwelt zu schützen und Menschenrechte zu respektieren, bestehen auch in Frankreich.

Welche Projekte planen sie in der Schweiz mit Blick auf die Enzyklika?

Renz: Wir wollen in der Schweiz etwa Konferenzen über die Enzyklika veranstalten, um ihren Inhalt bekannter zu machen. Weil wir aber vor der Veröffentlichung noch nicht wissen konnten, was da drinstehen würde, haben wir noch nichts konkret festlegen können. Das wird jedoch in nächster Zeit geschehen.

Der Papst hat eine Umweltenzyklika geschrieben. Wie sollte der Vatikan das Thema nun weiter verfolgen?

Renz: Der Vatikan sollte das machen, was er am besten kann: Grundsatzdokumente veröffentlichen und diese Botschaften kontinuierlich verbreiten. Die Enzyklika ist jetzt da. Nun ist es wichtig, durch internationale Konferenzen und Netzwerke die Forderungen des Dokuments noch bekannter zu machen und auch in die Praxis umzusetzen. Eine wichtige Rolle kann der Vatikan etwa auch beim Zusammenbringen von Betroffenen spielen, zum Beispiel bei Treffen zwischen Chefs von Minenbetreibern und der örtlichen Bevölkerung, die unter den Umweltschäden leidet.

Was muss nun getan werden?

Renz: Wir müssen auf internationaler, nationaler, lokaler Ebene, aber auch als Kirche noch koordinierter agieren. Das war der Tenor der Konferenz. Ein konkretes Beispiel: Wir müssen etwa dafür sorgen, dass «Heldengeschichten» von Menschen, die sich vor Ort mutig und gegen grosse Widerstände für Gerechtigkeit und Umweltschutz einsetzen, national und international bekannt werden. (cic)

Fastenopfer-Direktor Patrick Renz unterwegs mit Mitarbeitern der Partnerorganisation Cerd in Bukko auf den Philippinen. | © 2015 Fastenopfer
3. Juli 2015 | 17:24
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