Pater Ludwig Ziegerer
Adventskalender 2021

Pater Ludwig Ziegerer: Was die Sehnsucht weckt

17.12., Pater Ludwig Ziegerer, Mariastein

Pater Ludwig Ziegerer
Pater Ludwig Ziegerer

Immer wenn in den letzten Tagen vor Weihnachten der Druck zunimmt, was ich noch zu erledigen hätte vor dem Fest, erinnern mich die O-Antiphonen, die wir im Kloster vom 17. – 23. Dezember jeweils in der Vesper zum Magnifikat singen, worum es eigentlich geht in der Adventszeit. In der spärlich erleuchteten Kirche brennen die Kerzen am Adventskranz, der Gesang der Psalmen ist schlicht und ohne Orgelbegleitung und wenn der Kantor die erste der Antiphonen, «O sapientia», anstimmt, dann erfüllt mich durch den wundervollen Gesang eine unsagbare Sehnsucht, die mir bewusstmacht, dass wir hier noch nicht alles haben. Wir erwarten etwas Grösseres, dass nur Gott uns schenken kann.

«Die unsagbare Sehnsucht, nach dem, was nur Gott schenken kann»

Pater Ludwig Ziegerer

Die Antiphonen beginnen jeweils mit einer Anrufung Christi mit einem Titel, der aus dem Alten Testament stammt. Es sind die folgenden: Sapientia – Weisheit, Adonai – Herr, Radix Iesse – Wurzel Isais, Clavis David – Schlüssel Davids, Oriens – Morgenstern, Rex – König, Emmanuel – Immanuel.

Die O-Antiphonen werden immer nach der gleichen Melodie gesungen. Sie ist wie ein Leitmotiv durch diese Tage, eine wiederkehrende Meditation in der Vesper, dem Abendgebet der Kirche. Auf die messianischen Titel folgt ein Ruf  «veni – komm» und der Abschluss bildet eine flehentliche Bitte von Menschen, die noch von einer Hoffnung erfüllt sind in dieser Welt.
Die Anrufung des Messias eines jeden Tages kann uns anleiten, darüber nachzudenken, wer dieser Jesus für mich ist. Bereiten wir ihm unser Herz, damit wir das Fest seiner Geburt freudig feiern können.

P. Ludwig Ziegerer ist der Wallfahrtsleiter im Kloster Mariastein

Pater Ludwig Ziegerer | © Vera Rüttimann
17. Dezember 2021 | 05:00
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