Flüchtlinge gelangen in Ungarn in einen Zug
Schweiz

Zürcher Katholiken und Caritas schaffen Fachstelle für Flüchtlingshilfe

Zürich, 1.10.15 (kath.ch) Die katholische Kirche im Kanton Zürich und Caritas Zürich schaffen gemeinsam eine neue Fachstelle Flüchtlinge. Der Synodalrat hat dafür vor kurzem 129’000 Franken pro Jahr für zwei Jahre gutgesprochen, wie er in einer Mitteilung vom 30. September schreibt. Die Fachstelle soll die kirchliche Flüchtlingsarbeit von Pfarreien, Kirchgemeinden und kirchlichen Gruppe koordinieren und unterstützen.

Regula Pfeifer

Die katholische Körperschaft habe die Fachstelle an die Caritas Zürich delegiert, weil das katholische Hilfswerk näher am Thema dran sei. Das sagt Simon Spengler, Leiter Kommunikation des Synodalrats, auf Anfrage und erwähnt die Flüchtlingsarbeit von Caritas Schweiz und das Armutsengagement von Caritas Zürich.

«Wir von Caritas Zürich, als von der katholischen Kirche mitfinanziertes Hilfswerk, sind prädestiniert für diese Aufgabe», findet auch Ursi Britschgi, Leiterin des Bereichs Soziale Integration bei Caritas Zürich. Gehe man vom Caritas-Thema Armut aus, komme man schnell zur Zielgruppe der Flüchtlinge, so Britschgi. Die Flüchtlinge suchten eine Arbeit, eine Wohnung – aber oft auch einen neuen Sinn und eine neue Heimat, ist die Caritas-Frau überzeugt. Deshalb sei für sie eine gute, stärkende Erfahrung wichtig, auch für den Fall einer Rückkehr.

Hilfreich sind laut Britschgi Begegnungen auf Augenhöhe, etwa zwischen Freiwilligen in den Pfarreien und Flüchtlingen. Freiwillige könnten die Flüchtlinge im Alltag unterstützen, beim Deutschlernen, beim Einkaufen, bei Behördengängen. Umgekehrt könnten die Flüchtlinge über ihr Land und ihre Kultur erzählen.

Flüchtlinge zur Selbstorganisation und Freiwillige zu Offenheit motivieren

Die Fachstelle wird den Pfarreien Ideen liefern für mögliche Engagements und auch bei der Umsetzung behilflich sein, sagt Britschgi. Sie erwähnt beispielsweise ein gemeinsames Kochen mit Flüchtlingen oder Aktivitäten mit Flüchtlingskindern unter Beizug von Jungwacht Blauring sowie Deutschkurse. Für Letzteres könnte die Caritas den Pfarreien ihre Unterrichtsmaterialen zur Verfügung stellen. Auch die Flüchtlinge selber würde Caritas zur Selbstorganisation motivieren. So könnten ethnische Gruppen jemanden bestimmen, der oder die für sie als Delegierte spricht. Simon Spengler vom Synodalrat bringt all dies im Gespräch mit kath.ch auf den Punkt: Die Fachstelle unterstütze die Pfarreien vor Ort mittels Koordination, Information und Animation.

Dank der Fachstelle könne das Potenzial der kirchlichen Solidaritätsarbeit noch besser ausgeschöpft werden, lässt der Synodalrat verlauten. Dies sei zum Wohl der Menschen, die auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung und Not in der Schweiz Zuflucht suchten. Die neue Anlaufstelle mit vollem Namen «Fachstelle Flüchtlinge und Freiwilligenarbeit mit Flüchtlingen» wird ihre Aufgabe in Absprache mit dem Generalvikar und dem Synodalrat der Katholischen Kirche im Kanton Zürich wahrnehmen.

Aktuell leistet Britschgi Vorarbeit. Sie baut Know-how und Kontakte auf, die sie jener Caritas-Mitarbeiterin oder jenem Mitarbeiter übergeben wird, die oder der ab Januar oder Februar 2016 die mit 80 Prozenten dotierte Fachstelle übernimmt. Die Stelle ist vorläufig auf zwei Jahre begrenzt. Die Freiwilligen möchte Britschgi in dieser Zeit motivieren, einen langen Schnauf zu haben und nicht gleich den Bettel hinzuwerfen, falls die Menschen nicht den Erwartungen entsprächen. «Wir von Caritas sind offen für alle Menschen, die auf der Flucht sind», betont sie. Da gebe es keine Unterscheidungen nach Nation oder Religion.

Mit Treffen von Kirche und Regierungsrat zu tun

Die Fachstelle entsteht als Antwort auf die aktuelle Flüchtlingskrise, wie Simon Spengler bestätigt. «Auch in der Schweiz ist die Herausforderung gross», betont er. «Die kirchlichen Netzwerke sind ideal, um Integrationsleistungen vor Ort zu erbringen, und zwar ergänzend zu den staatlichen Strukturen». Das hat laut Spengler auch Regierungsrat Mario Fehr am Treffen mit Synodalrat und dem Generalvikar am 7. September bestätigt. Die geplante Fachstelle hat «nicht unmittelbar», aber «im weiteren Sinn» mit jenem Treffen zu tun, so Spengler. Denn Fehr habe die Kirche gebeten, sich betreffend Wohnraum, minderjährigen Flüchtlingen und langjähriger Integrationsarbeit zu engagieren.

 

 

Flüchtlinge gelangen in Ungarn in einen Zug | © flickr, Michael Gubi
1. Oktober 2015 | 16:21
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