Im alten Pfarrhaus der Schaffhauser Pfarrei St. Peter zogen vorübergehend Flüchtlinge ein
Schweiz

Wohnraum für Flüchtlinge: Kirchgemeinden machen gute Erfahrungen

Zürich, 16.9.15 (kath.ch) Flüchtlingen einen Wohnraum zur Verfügung zu stellen, ist weniger schwierig, als kritische Aussagen der Schweizerischen Flüchtlingshilfe erwarten liessen. Das ist die Erfahrung von drei katholischen Kirchgemeinden in Basel, Schaffhausen und Ettiswil LU, die den Schritt gemacht haben. Sie loben die Zusammenarbeit mit den Behörden.

Regula Pfeifer

Die Aufnahme der Flüchtlinge sei nicht problematisch gewesen, sagt Hella Grunwald. Die Sozialarbeiterin der Pfarrei Heiliggeist in Basel ist Ansprechperson für die neunköpfige syrische Flüchtlingsfamilie, die derzeit im ehemaligen Sigristenhaus wohnt. Der Sozialdienst habe eine Wohnung gesucht und sich an die Pfarrei gewendet. Der Pfarreirat Heiliggeist schlug dem Kirchenrat der römisch-katholischen Kirche Basel vor, das seit Jahren leer stehende Sigristenhaus an Flüchtlinge zu vermieten, was dieser im April 2014 genehmigte.

Das Haus gehört der römisch-katholischen Kirche Basel. «Wir stellen nur den Wohnraum zur Verfügung», sagt Grunwald. Alles Weitere erledige der Sozialdienst Basel-Stadt. Es zahle die Miete, unterstütze die Familie finanziell und in Fragen des Alltags. Für die Pfarrei fallen laut Grundwald höchstens mal kleinere Reparaturen im Sigristenhaus an. Das kirchliche Wohnangebot gilt für zwei Jahre und läuft im kommenden Sommer aus. Wie es weiter geht, sei vorläufig unklar, so Grunwald.

Sozialamt erwies sich als «Profi»

Auch die Schaffhauser Pfarrei St. Peter machte diesbezüglich gute Erfahrungen. Die Kirchgemeinde wollte ihr leer stehendes Pfarrhaus zwischennutzen und habe dies nach Aussen signalisiert, schreibt Wolfgang Lendl, Kommunikationsverantwortlicher des Kirchenstandes der Römisch-katholischen Kirchgemeinde Schaffhausen. Das Sozialamt sei auf sie zugekommen und habe die Aufnahme von Flüchtlingen vorgeschlagen. Bei der Gebäudebesichtigung und der Besprechung über eine mögliche Umsetzung habe sich das Sozialamt als «absoluter Profi» erwiesen, so Lendl. Deshalb habe der Kirchenstand «mit gutem Gewissen» zusagen können. Die Flüchtlinge werden im Verlauf des Septembers einziehen. Abgemacht ist, dass 16 eritreische Flüchtlinge christlichen Glaubens berücksichtigt würden, wie im August bekannt wurde.

Auch in Ettiswil LU hat sich die politische Gemeinde an den Kirchenrat gewandt mit der Anfrage, ob im leer stehenden Pfarrhaus für gewisse Zeit Flüchtlinge untergebracht werden könnten, wie Stephan Schmid-Keiser, Gemeindeleiter der katholischen Pfarrei gegenüber kath.ch ausführte. Behördliche Hindernisse habe es keine gegeben, Ettiswil sei ja auf der Suche nach Wohnraum gewesen. Und der Kirchenrat sei bereit gewesen, die Räume zur Verfügung zu stellen, so Schmid-Keiser. Seit Februar 2015 bewohnen nun fünf eritreische Frauen das ehemalige Pfarrhaus. Sie werden bis Ende Jahr durch die Caritas Luzern betreut, ab danach wegen der Umorganisation des Asylwesens in Luzern durch den Kanton.

In jedem Kanton andere Ansprechpartner

Die Schweizerische Flüchtlingshilfe hingegen war bei ihrem Koordinationsprojekt «Private Unterbringung» auf Schwierigkeiten gestossen, wie der Kommunikationsverantwortliche Stefan Frey gegenüber kath.ch sagte. Die Flüchtlingshilfe hatte sich zum Ziel gesetzt, die private Platzierung von Asylsuchenden mit hoher Anerkennungsquote schweizweit zu organisieren. Die koordinatorische Aufgabe bietet die Flüchtlingshilfe aktuell in den Kantonen Aargau, Bern, Genf und Waadt an.

Die von Kanton zu Kanton unterschiedliche Organisation des Asylwesens habe die Realisierung des Projekts erschwert, sagte Frey. Überall habe die Flüchtlingshilfe erst die richtigen Ansprechpartner suchen müssen. Infolgedessen nahm Frey an, diese Situation könnte sich auch auf Kirchen und kirchliche Institutionen auswirken, die Flüchtlingsunterkünfte bereitstellen wollten. Die oben erwähnten Kirchgemeinden machten offenbar andere, positivere Erfahrungen. (rp)

Im alten Pfarrhaus der Schaffhauser Pfarrei St. Peter zogen vorübergehend Flüchtlinge ein | © 2015 Regula Pfeifer
16. September 2015 | 11:07
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