Schweizer Bischöfe: der Einsiedler Abt Urban Federer (l.), der Basler Bischof Felix Gmür und der St. Galler Bischof Markus Büchel
Schweiz

Wird die Bischofskonferenz zum synodalen Prozess Stellung nehmen? Fünf Fragen stehen im Raum

Bis morgen tagt die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) in Bex. Das ist Anlass für die Allianz Gleichwürdig Katholisch, in Sachen Synodalität nachzuhaken. Konkret wurde ein Brief mit fünf Fragen an die Römisch-Katholische Zentralkonferenz und die SBK zu den nächsten Schritten im synodalen Prozess versandt. Ob Synodalität überhaupt auf der Tagesordnung der Bischofskonferenz steht, darüber herrscht Stillschweigen.

Wolfgang Holz

«Im letzten Jahr hat sich in Sachen Synodalität viel getan. Die Weltkirche hat sich in den Kontinentalsynoden und in der ersten Sitzung der Weltsynode in synodaler Arbeitsweise geübt», sagt Mentari Baumann, Geschäftsführerin der Allianz Gleichwürdig Katholisch.

Katharina Jost schreibt Befürchtungen zum synodalen Prozess auf.
Katharina Jost schreibt Befürchtungen zum synodalen Prozess auf.

Viele Schweizer Katholikinnen und Katholiken haben aus ihrer Sicht einen Beitrag dazu geleistet: als Delegierte, Online-Delegierte oder als Autoren und Autorinnen der Rückmeldungen zu den Arbeitspapieren. «Die Synodalität verliert auch im Jahr 2024 nicht an Aktualität und Relevanz.»

Auch synodale Arbeit in der Schweiz

Laut Mentari Baumann wurde auch in der Schweiz synodal gearbeitet. Und zwar an der Synodalversammlung des Bistums Basel, in der AG Synodalität oder an den verschiedenen Podien und Informationsveranstaltungen zum Thema.

Mentari Baumann, Geschäftsführerin der kirchlichen Reformbewegung «Allianz Gleichwürdig Katholisch»
Mentari Baumann, Geschäftsführerin der kirchlichen Reformbewegung «Allianz Gleichwürdig Katholisch»

«Die Allianz Gleichwürdig Katholisch nimmt aktiv an diesem Lernprozess teil. Seit 2019 haben wir die synodalen Prozesse laufend beobachtet und uns, wenn immer möglich, eingebracht», sagt Mentari Baumann. «Zudem leisten wir mit einer Artikelserie einen Beitrag zum synodalen Lernen.»

Fünf Fragen an SBK und RKZ

Für das gemeinsame und synodale Weitergehen stellt die Steuergruppe der Allianz Gleichwürdig Katholisch der SBK und der RKZ fünf Fragen.

Erstens will die Allianz wissen, ob der SBK und der RKZ eigentlich bewusst sei, dass die Synodalität kein losgelöstes und eigenständiges Thema sei, sondern als Haltung und Methode auf allen Ebenen in Entscheidungen und Themen einfliessen müsse.

Papst Franziskus
Papst Franziskus

Zweitens wird gefragt, wie sich die Schweiz inhaltlich auf die zweite synodale Versammlung in Rom vorbereite und wie dies in der Öffentlichkeit kommuniziert werde. Drittens will die Allianz von der SBK wissen, wie sich interessierte Menschen in der Schweiz im internationalen synodalen Prozess einbringen können.

Was den nationalen synodalen Prozess angeht, erkundigt sich die Allianz, viertens, wann die Synodalitäts-Kommission eingesetzt werde. Und fünftens: Wie wird der synodale Prozess in allen Bistümern gefordert und gefördert? Und wie werden die Menschen so eingebunden und informiert, dass eine echte Teilhabe möglich ist?

Einsetzung der Synodalitätskommission überfällig

«Wir haben zwar von der SBK und der RKZ Rückmeldungen erhalten, dass unser Brief eingegangen ist, aber Stellungnahmen dazu haben wir jetzt noch keine», sagt Geschäftsführerin Mentari Baumann gegenüber kath.ch.

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Man hoffe vor allem, dass sich die Bischofskonferenz und die RKZ noch zur Frage der Einsetzung der Synodalitätskommission äussern, so Mentari Baumann. «Weil diese ist, wie versprochen, noch nicht in Kraft getreten.»

«Mentalität und Kultur»

Was die Fortschritte des synodalen Prozesses generell angehen, sei durch die Gründung der AG Synodalität sicherlich erste wichtige Schritte gemacht worden. Auch sei es bedeutsam gewesen, dass Helena Jeppesen aus der Schweiz an der Weltsynode teilgenommen habe, und in Prag, zusätzlich zur geschlechtergerechten Delegation vor Ort, zehn Personen in der Online-Delegation mit von der Partei gewesen seien.

Weltsynode in Rom im Oktober 2023.
Weltsynode in Rom im Oktober 2023.

«Die Motivation für den synodalen Prozess ist grundsätzlich sicherlich gegeben», ist Mentari Baumann überzeugt. «Aber der Prozess muss sich noch etablieren und verfestigen. Vor allem müssen alle Beteiligten verstehen, dass es sich bei der Synodalität um eine Mentalität und Haltung handelt, welche die Kultur in der Kirche hoffentlich verändert.» 

Privatleben und Partnerschaft

Gemäss Hanspeter Schmitt, Karmelit und Hochschuldozent in Chur für Theologische Ethik, sollen im Rahmen des synodalen Prozesses etwa Privatleben und Partnerschaft bei der Anstellung in der Kirche keine Rolle mehr spielen. Institutionen dürften zwar Ansprüche an ihre Angestellten richten, schrieb der Ethiker in einem Gastkommentar bei kath.ch. Aber: «Diese Ansprüche sind durch das Grundrecht auf Privatsphäre definitiv begrenzt.»

Hanspeter Schmitt.
Hanspeter Schmitt.

Im Gegenteil seien Institutionen, so Hanspeter Schmitt weiter, aufgrund ihrer Fürsorgepflicht gefordert, den Schutz dieser Privatsphäre ihrer Angestellten und ihre damit verbundene legitime Selbstentfaltung proaktiv zu fördern. Die Identität der Kirche bestehe nicht in einer bestimmten Moral. «Moralkonzepte dürfen nicht gegen die sittliche Erkenntnis mündiger Menschen immunisiert werden», so Schmitt.

Partizipativere und gemeinschaftlichere Kirche

Inwieweit der synodale Prozess, dessen Ziel es gemäss Papst Franziskus ja ist, die Kirche insgesamt synodaler, sprich: partizipativer und gemeinschaftlicher zu machen, auf der aktuellen Tagesordnung der momentanen Vollversammlung der Bischofskonferenz in Bex steht, lässt sich nicht sagen.

Helena Jeppesen-Spuhler, Claire Jonard und Felix Gmür bei der Pressekonferenz in Rom.
Helena Jeppesen-Spuhler, Claire Jonard und Felix Gmür bei der Pressekonferenz in Rom.

«Die Tagesordnung unserer Vollversammlungen ist nicht öffentlich. Die Bischöfe beschäftigen sich jedoch immer mit Fortschritten bei den Massnahmen gegen Missbrauch und sprechen immer über die Hilfe für die Betroffenen von Missbrauch», sagt die SBK-Sprecherin Julia Moreno auf Anfrage von kath.ch. «Am Ende jeder Vollversammlung wird ein Bericht veröffentlicht». Die Schweizer Bischöfe treffen sich zu ihrer Vollversammlung bekanntlich viermal jährlich.


Schweizer Bischöfe: der Einsiedler Abt Urban Federer (l.), der Basler Bischof Felix Gmür und der St. Galler Bischof Markus Büchel | © KEYSTONE/Gian Ehrenzeller
5. März 2024 | 17:01
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