Was ist in der Näfelser Kirchgemeinde los?

In Näfels im Kanton Glarus hat der Kirchenrat seiner langjährigen Präsidentin einstimmig das Vertrauen entzogen. Ein Ad-hoc-Komitee verlangt, dass die Hintergründe auf den Tisch kommen.

Ueli Abt

Sowohl Pfarradministrator Stanislav Weglarzy wie auch die in Ausstand getretene Kirchenratspräsidentin Daniela Gallati wollen sich gegenüber Medien nicht äussern. Auch Wolfgang Hauser, der Presseverantwortliche des Kirchenrates, hat sich laut einem Bericht der «Südostschweiz» zurückgezogen und gibt nach verschiedenen Berichten lokaler Medien keine Auskünfte mehr.

Präsidentin im Ausstand

Grund für den Aufruhr in der 4000-Seelen-Kirchgemeinde Näfels im Kanton Glarus: Der Kirchenrat hat seiner Präsidentin Daniela Galatti das Vertrauen entzogen. Der ganze Kirchenrat halte fest, dass er die Präsidentin «in ihrer Amtsführung nicht mehr stützt», heisst es in einer Notiz im Anzeigen-, Amts- und Regionalblatt «Fridolin». Der Kirchenrat habe ihr nahegelegt, ihr Amt niederzulegen. Sie ist gemäss Website der Pfarrei seither im Ausstand. Der bisherige Vizepräsident Hans Hager wird dort als Interimspräsident genannt.

Klärende Aussprache an Versammlung

Nun macht ein Ad-hoc-Komitee Druck. «Wir wollen wissen, was dazu geführt hat und wie es weiter geht», sagt Fridolin Hauser vom Komitee. Die Fakten müssten auf den Tisch.

Geht es nach den Vorstellungen des Komitees, so sollen an der kommenden Kirchgemeindeversammlung vom 10. Juni klärende Gespräche stattfinden. Die stimmberechtigten Katholikinnen und Katholiken hätten ein Recht darauf, die Hintergründe des Vertrauensentzugs gegen ihre Präsidentin zu erfahren. «Das hat es noch nie gegeben», heisst es in einer Medienmitteilung des Komitees.

Fridolin Hauser aus dem Kanton Glarus
Fridolin Hauser aus dem Kanton Glarus

Wobei – so ganz reibungslos lief es in Näfels schon früher nicht.

Erst letzten Juni traten zwei Mitglieder des Näfelser Krichenrates zurück. Sie hatten dabei eine personelle Erneuerung des Kirchenrates gefordert. Und der frühere Pfarrer Kurt Vogt warf nach kurzer Zeit das Handtuch. Er hatte im August 2021 seinen Posten nach nur einem Jahr wieder verlassen.

Meinungsverschiedenheiten über duales System

Laut Fridolin Hauser befürchtet das Komitee, dass nun auch der derzeitige Pfarrer kündigen könnte. Wie Kirchenrat Wolfgang Hauser zu früherem Zeitpunkt gegenüber der «Südostschweiz» bekannt gab, sei der Hintergrund der Spannungen im Kirchrat ein Konflikt um Kompetenzen zwischen dem Pfarrer und der Kirchenratspräsidentin. Pfarrer Stanislav Weglarzy habe sich beklagt, die Präsidentin mische sich in seelsorgerische Angelegenheiten ein.

«Es bestanden verschiedene Auffassungen über die Aufgaben von Kirchenrat und Pfarramt.»

Kurt Vogt, früherer Pfarradministrator Näfels

Bekannt ist, dass auch sein Vorgänger Schwiergigkeiten hatte. «Es bestanden verschiedene Auffassungen über die Aufgaben von Kirchenrat und Pfarramt», bestätigt der frühere Pfarradministrator Kurt Vogt auf Anfrage von kath.ch. «Ich hatte damals keine Einsicht in die Arbeitsverträge erhalten. Wie sollen auf einer solchen Grundlage Pflichtenhefte erstellt und das Personal geführt werden können?»

Kurt Vogt
Kurt Vogt

Kurt Vogt findet, dies widerspreche dem dualen System. Er habe die Kirchenpflege auf die Anstellungsordnung im Kanton Zürich verwiesen: «Der Pfarrer (oder der Pfarradministrator und die mit der Gemeindeleitung beauftragte Person) bestätigt die Kenntnisnahme des Anstellungsvertrages mit seinem (ihrem) Visum.» Darauf habe er in Näfels die Antwort erhalten: «Das ist Amtsgeheimnis und geht den Pfarrer nichts an»

«Es ist eine Tatsache, dass es im dualen System der Kirche zu Konflikten kommen kann.»

Generalvikar Luis Varandas

In Kontakt mit Pfarrer

Der für Zürich und Glarus zuständige Generalvikar Luis Varandas steht nach eigenen Angaben in Kontakt mit dem Pfarrer in Näfels. Auf Anfrage von kath.ch teilt Varandas mit: «Es ist eine Tatsache, dass es im dualen System der Kirche zu Konflikten kommen kann. Im Idealfall gelingt es, diese einvernehmlich zu lösen.»

Generalvikar für Zürich und Glarus: Luis Varandas.
Generalvikar für Zürich und Glarus: Luis Varandas.

Er überlege, was für eine Beilegung des Konfliktes dienlich sein könnte. «Wir bemühen uns um eine gute Zusammenarbeit und Klarheit der Zuständigkeitsbereiche, denn das ist die Grundlage für eine lebendige Kirchgemeinde und Pfarrei. Als Generalvikar respektiere ich die Zuständigkeiten, deshalb kommentiere ich Vorgänge oder interne Entscheidungen von Kirchenräten nicht.»

Präsident Landeskirche: Laufendes Verfahren

Stefan Müller, Präsident der Glarner Landeskirche, teilt auf Anfrage von kath.ch mit: Inzwischen sei in dieser Sache bei der Landeskirche des Kantons Glarus ein Verfahren anhängig gemacht worden. «Mit Rücksicht auf das laufende Verfahren kann ich keine Auskünfte geben.»

Stefan Müller
Stefan Müller

Gallati ist seit 2000 Näfelser Kirchenratspräsidentin und hatte bereits angekündigt, auf die Gesamterneuerungswahlen vom Sommer dieses Jahres zurücktreten zu wollen. Ob sie ihr Amt wie gefordert früher niederlegen wird, ist derzeit unklar.


Wie kalt wird es diesen Winter beim Gottesdienst?: Pfarrkirche St. Hilarius in Näfels. | © Pixabay/pixabay, Pixabay Licence
4. Februar 2022 | 16:49
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