Im Regiezentrum der Online-Konferenz des Synodalen Weges in Bonn.
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Vor der nächsten Etappe beim Synodalen Weg wächst der Redebedarf

Vor der nächsten Etappe des Synodalen Wegs melden sich Kritiker und Befürworter des katholischen Reformprojekts zu Wort. Der neue Vorsitzende der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Franz-Josef Overbeck, sprach sich in der «Rheinischen Post» (Dienstag online) für Weiheämter für Frauen aus.

«Für Menschen mit der tiefen Überzeugung von der Gleichheit aller Menschen ist die bisherige Ämterpraxis und der Zugang zu ihnen in der Kirche faktisch nicht mehr nachvollziehbar», sagte Overbeck.

Zugleich nannte der Bischof von Essen es völlig normal, dass beim Synodalen Weg intensive Debatten geführt würden. Kirchliche Themen könnten in einer postmodern geprägten Welt nicht mehr eindimensional behandelt werden. «Wir werden in der Weltkirche künftig auf ähnliche Fragen sehr unterschiedliche Antworten geben müssen, allein schon weil der Kontext verschieden ist.»

Start am Donnerstag

Von Donnerstag bis Samstag tagt in Frankfurt die Vollversammlung des Synodalen Wegs. Nach einer pandemiebedingten Pause von eineinhalb Jahren sollen die 230 Teilnehmer jetzt erstmals an Beschlüssen arbeiten.

Die Initiative, die es in dieser Form in der katholischen Kirche noch nie gab, war ursprünglich auf zwei Jahre angelegt. Nach derzeitigem Planungsstand soll sie jetzt 2022 enden.

Vier Schwerpunkte

Gestartet hatten den Reformprozess vor dem Hintergrund des Missbrauchsskandals die deutschen Bischöfe mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Sie legten vier Schwerpunkte fest, zu denen je eine Arbeitsgruppe mit Synodenteilnehmern und Experten gebildet wurde: Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche.

Der Augsburger Bischof Bertram Meier warb um Gelassenheit. «Ich möchte, dass beim Synodalen Weg nichts überstürzt wird und dass wir versuchen, uns in die Weltkirche einzufügen», sagte Meier der katholischen Wochenzeitung «Die Tagespost».

Kein Schisma

Er fürchte nicht, dass die Einheit in der Kirche in Deutschland auseinanderbreche. «Aber ich habe Sorge, dass Spannungen und Streit zunehmen, so dass wir mehr in Kategorien von Gewinnern und Verlierern denken, Mehrheiten und Minderheiten und so Entscheidungen wie in einer Demokratie fällen», sagte Meier.

Papst Franziskus wünsche sich eine synodale Kirche als geistliches Experiment. Das habe mit Anhören, Zuhören und Hinspüren zu tun und brauche Zeit.

Dutzende von Vorlagen

In Frankfurt steht die Erste Lesung von weit mehr als einem Dutzend Papieren an, in dem teilweise weitreichende Forderungen nach Änderungen der katholischen Kirche in fast allen Bereichen erhoben werden.

Beim Büro des Synodalen Weges ging nach dessen Angaben eine niedrige dreistellige Zahl an Änderungswünschen ein. Thema neben den offiziellen Beratungen dürften auch die jüngsten Entscheidungen aus dem Vatikan zu den Bistumsleitungen in den Erzbistümern Hamburg und Köln sein.

Debatte leidet an Vielfalt

Der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken sprach erneut von Mängeln bei der Diskussionskultur. «Es verfestigt sich zunehmend der Eindruck, dass die Reformziele des Synodalen Weg bereits festgeschrieben sind und man eine Konkurrenz der Meinungen schon im Ansatz unterbinden will.»

Die «unübersichtliche Fülle der Texte» mache eine inhaltliche Debatte unmöglich, beklagte Picken, der zu einer Gruppe von Kritikern um den Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer gehört, die unlängst eine eigene Homepage mit alternativen Texten freigeschaltet hatten. (kna)


Im Regiezentrum der Online-Konferenz des Synodalen Weges in Bonn. | © KNA
28. September 2021 | 17:59
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