Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber auf einem Gemälde.
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Vor 225 Jahren kam «Stille Nacht»-Dichter Joseph Mohr zur Welt

Salzburg, 4.12.17 (kath.ch) Noch wenige Wochen, dann erklingt zu Heiligabend wieder «Stille Nacht». In zahllosen Sprachen wird das Lied gesungen; und auch wenn sich von den «Toten Hosen» bis zu Elvis Presley viele schon daran vergriffen haben: Dieses Lied ist «unkaputtbar», wie es es heute salopp heisst. Der Original-Text zu dem Welthit stammt von dem Priester Joseph Mohr (1792-1848). Vor 225 Jahren, am 11. Dezember, erblickte er in Salzburg das Licht der Welt.

Barbara Just

Ob Mohr ein «holder Knabe im lockigen Haar» gewesen war, ist nicht überliefert. Bekannt ist aber, dass die Geburt nicht in einer stillen Nacht stattfand, sondern mittags um 12 Uhr. Als Mutter wird eine «Anna Schoiberin, led. Standes» genannt, als Vater ein «Franz Moor; Musquetier, led. Standes». Dieser war bereits ein gutes halbes Jahr vor der Niederkunft desertiert. Für die Frau war der Junge das dritte uneheliche Kind, wobei nur ein Mädchen überlebt hatte.

Studium im Stift Kremsmünster

Schon vier Stunden später, zu dieser Zeit nicht unüblich, taufte der Pfarrer das Kind auf den Namen «Josephus Franziskus». Gern behauptet, aber falsch ist laut der Historikerin Dietlinde Hlavac, dass der Salzburger Scharfrichter Taufpate gewesen sein soll. Die kirchlichen Dokumente belegten eindeutig, dass Franziska Zachin, «anstatt des Joseph Wohlgemut, Scharfrichters», das Kind über das heute noch existierende bronzene Taufbecken im Dom gehalten hat.

Mohr soll ein humorvoller, volksverbundener Mensch gewesen sein.

Hlavac führt in ihrer 2015 erschienenen Biografie über Mohr auch aus, dass über dessen frühe und wahrscheinlich ärmlichen Kinderjahre so gut wie nichts bekannt sei. Das Schicksal meinte es dennoch gut mit ihm. In Domvikar Johann Nepomuk Hiernle fand er einen grossherzigen Gönner. Dieser unterrichtete den talentierten Jungen und ermöglichte ihm von 1808 bis 1810 sogar ein Studium im Stift Kremsmünster. Dabei verdiente sich Mohr seinen Unterhalt durch Instrumentalmusik und Gesang.

Von Bildungsreform geprägt

Die Priesterausbildung war geprägt vom aufklärerischen Geist des letzten Salzburger Fürsterzbischofs Hieronymus von Colloredo, der den Ausbau des Schulwesens und eine bessere Bildung für Priester wollte. Sie sollten seine Reformen dem Volk nahebringen, nicht nur Seelsorger sein, sondern zugleich Lehrer mit umfassendem Wissen in Psychologie, Gesundheit, Naturlehre und Landwirtschaft. Besonders wurde auf deutsche Kirchenmusik wertgelegt, um auch zu verstehen, was gesungen wird.

All dies dürfte Mohr geprägt haben, und das versuchte er umzusetzen. Als Kind einer ledigen Mutter brauchte er jedoch eine Dispens, um überhaupt geweiht zu werden. Am 20. August 1815 war es dann soweit. Mit 23 Jahren wurde er zum Diakon und einen Tag später zum Priester geweiht. Seine erste Dienststelle trat Mohr in der bayerischen Ramsau an, es folgten viele Wechsel. Quellen zufolge soll er ein sehr humorvoller, volksverbundener Mensch gewesen sein, der gut predigen konnte, ein Herz für die Armen hatte, aber seine Schäflein auch im Wirtshaus aufsuchte.

Freundschaft fürs Leben mit Komponist Gruber

Gern griff er zur Gitarre und gab «Gstanzl», lustige Spottgesänge, zum Besten. 1817 lernte Mohr in Oberndorf, wo er als Hilfspriester hinbeordert wurde, den Lehrer und Organisten Franz Xaver Gruber (1787-1863) kennen. Die beiden verstanden sich bestens, und so entstand eine Freundschaft fürs Leben. Für die Christmette 1818 hatte Mohr eigens den Text für ein Lied zum Singen nach dem Hochamt vor der Krippe geschrieben, für das Gruber die Melodie komponierte. So erklang «Stille Nacht» zum ersten Mal. Gruber sang Bass, Mohr Tenor. Zur Begleitung erklang eine Gitarre. «Das Lied hat gefallen», hiess es nach der Premiere. Gesungen wurden damals nicht drei, sondern sechs Strophen.

Ein Jahr später verliess Mohr Oberndorf. Danach folgten noch sieben weitere Einsatzorte für den Pfarrer. Seine letzte Station war ab 1837 Wagrain im Pongau. Dort starb er am 4. Dezember 1848 mit 56 Jahren an Lungenlähmung, völlig mittellos. Schon zu Lebzeiten hatte er seine Einkünfte verschenkt. Nur etliche geflickte Kleidungsstücke blieben zurück – und ein Weihnachtslied für die Ewigkeit. (kna)

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Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber auf einem Gemälde. | © KNA
4. Dezember 2017 | 14:30
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