Von Kirche geförderter Film «Köpek» gewinnt Schweizer Filmpreis

Zürich, 19.3.16 (kath.ch) Der Film «Köpek» gewann an der Verleihung der Schweizer Filmpreise vom 18. März den Preis für den besten Spielfilm. Der Film, der Ungerechtigkeit und strukturelle Gewalt in Istanbul thematisiert, war mit Hilfe der Filmförderung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich realisiert worden. «Köpek» gewann auch den Preis für die beste Darstellerin, die in der Türkei aufgewachsene Beren Tuna.

Der erste Langspielfilm der Regisseurin Esen Isik ist der Künstlerin Pippa Bacca gewidmet. In einem weissen Brautkleid wollte die Italienerin von Rom bis Palästina trampen, um ein Zeichen für den Frieden zu setzen. Sie kam bis Istanbul. Dort wurde sie 2008 vergewaltigt und ermordet. Pippa Baccas Geschichte steht für die Schicksale der Bewohnerinnen und Bewohner Istanbuls, die unter Gewalt leiden und keine Lobby haben: Kinder, Frauen, Transmenschen – und Strassenhunde.

Ein Tag im Leben

Exemplarisch erzählt Esen Isik, die in Istanbul aufgewachsen ist und als junge Frau in die Schweiz kam, von einem Tag im Leben eines Jungen und eines Hundes (auf Türkisch: «Köpek»), einer Ehefrau sowie einer Transfrau. Der zehnjährige Cemo verkauft Taschentücher auf der Strasse, kümmert sich rührend um einen hilflosen Strassenhund und himmelt ein Mädchen aus einem besseren Quartier an. Die Transfrau Ebru setzt sich gegen willkürliche Übergriffe zur Wehr und sehnt sich nach der Liebe eines Mannes, der nicht zu ihr stehen will. Hayat wird von ihrem eifersüchtigen Ehemann schikaniert. Die Wege von Hayat, Ebru und Cemo in der Millionenmetropole kreuzen sich, doch auf der Suche nach Sicherheit und Schutz bleiben sie alleine.

Menschlich und politisch

«Köpek» ist ein zutiefst menschlicher und politischer Film, der die Zuschauerinnen und Zuschauer zu hilflosen, tatenlosen Zeugen macht. Esen Isik konfrontiert uns mit der Frage: Wie fühlen und verhalten wir uns angesichts von Ungerechtigkeit, struktureller und konkreter Gewalt? Der Film gibt uns als Zuschauende die Möglichkeit, diese Formen von Gewalt wahrzunehmen und mit Trauer und Betroffenheit darauf zu reagieren. Die türkische Gesellschaft verändert sich derzeit sehr schnell und radikal. Der politische Wandel unter der Regierung Erdogan zeigt anti-liberale Tendenzen, harte Unterdrückungsmechanismen und die Rückkehr des patriarchalen Denkens. Insofern ist «Köpek» auch eine Klage gegen den Verlust von Freiheit und Lebensraum. Dadurch werden die alltäglichen Geschichten des Films zu einem gesellschaftspolitischen Panorama am Bosporus.

Der Schweizer Filmpreis wurde zum 19. Mal vergeben. Die Verleihung findet im Turnus in Zürich und Genf statt. (cm/ll/sys)

Szene aus «Köpek» | © 2015 Cineworx
19. März 2016 | 09:53
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