Josef Meili bei der Eucharistiefeier zum 100-Jahr-Jubiläum der Missionsgesellschaft Bethlehem.
Schweiz

Von Immensee in die weite Welt: Bethlehem-Mission feiert 100 Jahre

In ihrer Blütezeit hatte die Missionsgesellschaft Bethlehem rund 400 Mitglieder auf vier Kontinenten. Heute sind es noch 45. Am Wochenende hat die Missionsgesellschaft ihren 100. Geburtstag gefeiert. Mit dabei: Bischof Rudolf Nyandoro aus Simbabwe.

Barbara Ludwig

Die Anfänge der Missionsgesellschaft Bethlehem (SMB) in Immensee SZ liegen im 19. Jahrhundert. 1921 wurde das Missionswerk vom Papst offiziell anerkennt. Drei Jahre später entsandte es die ersten Missionare in Richtung China.

Die SMB zählt heute 45 Mitglieder, das sind wenige im Vergleich zu früher. Doch noch immer sind viele Menschen mit den Immenseer Missionaren verbunden. Nach Angaben der Veranstalter haben rund 750 Menschen am Sonntag den Weg ins Festzelt gefunden, um an der Eucharistiefeier unter der Leitung des Generaloberen Josef Meili teilzunehmen. Coronabedingt fanden die Feierlichkeiten erst dieses Jahr statt.

Frauen aus China schätzen Engagement der Missionare

Hui Steinmann stammt aus China und lebt seit langem in der Schweiz, ebenso ihre Begleiterin Yi Wu. Sie hätten beide «keine Religion», sagen sie zur Journalistin. Die Geschichte der Missionare und ihr Wirken in China hätten sie sehr berührt.

Die Chinesinnen Yi Wu und Hui Steinmann (v.l.) sind begeistert vom Wirken der Immenseer Missionare in China.
Die Chinesinnen Yi Wu und Hui Steinmann (v.l.) sind begeistert vom Wirken der Immenseer Missionare in China.

«Ich komme wegen des kürzlich verstorbenen Missionars zum Gottesdienst», erzählt Hui Steinmann und nennt zunächst nur dessen chinesischen Namen: Laodao. «Die Missionare haben viel Gutes getan. Sie haben ihr ganzes Leben diesem armen Gebiet in China gewidmet. Das finde ich grossartig.»

«Mein Onkel war Missionar in Simbabwe»

Ernst Wipfler aus Küssnacht am Rigi

Monika Schöb hat einen anderen Bezug zur SMB. Die Frau aus Goldau SZ hat in der Küche gearbeitet, in der die Mahlzeiten fürs Gymnasium und das Missionshaus zubereitet wurden. Zudem sei ihr Onkel Missionar gewesen. Dasselbe erzählt auch Ernst Wipfler aus Küssnacht am Rigi SZ. «Mein Onkel war Missionar in Simbabwe und eine Zeitlang Rektor des Gymnasiums.»

Christina Baumann, ihre Mutter Cäcilia Baumann (v.r.) am Festgottesdienst zum 100-Jahr-Jubiliäum der Missionsgesellschaft Bethlehem
Christina Baumann, ihre Mutter Cäcilia Baumann (v.r.) am Festgottesdienst zum 100-Jahr-Jubiliäum der Missionsgesellschaft Bethlehem

Dann zeigt sich: Auch andere haben einen familiären Bezug zur SMB. Christina Baumann (32) und ihre Mutter Cäcilia Baumann (63) sind mit Freunden zum Gottesdienst gekommen. Ihr Onkel sei Mitglied der SMB gewesen, aber nicht in die Missionen gegangen, sagt Cäcilia Baumann. Doch das ist noch nicht alles: «Mein Vater war Melker im Gutsbetrieb. Und meine Mutter arbeitete im Hausdienst und in der Küche des Missionswerks.» Tochter Christina ergänzt: «Ich war immer mit dem Grosi hier im Gottesdienst.»

Priester aus Afrika. In der Mitte Bischof Rudolf Nyandoro, Bischof der Diözese Gweru in Simbabwe.
Priester aus Afrika. In der Mitte Bischof Rudolf Nyandoro, Bischof der Diözese Gweru in Simbabwe.

Bischof aus Afrika

Josef Meili begrüsst die Anwesenden auf Deutsch, Englisch und Französisch. Acht Geistliche haben sich eingefunden, um zu konzelebrieren. Es sind vier Priester aus Afrika und vier einheimische Priester, darunter Peter Camenzind, Generalvikar für die Urschweiz, und Rudolf Nyandoro, Bischof der Diözese Gweru in Simbabwe.

«Ich wurde von einem Missionar getauft.»

Mary Erdin aus Afrika

Josef Meili trägt während der Messe ein goldgelbes Gewand mit grünen und blauen Ornamenten, das aus Simbabwe stammt. Vier Personen aus vier Kontinenten tragen die Fürbitten für je einen Kontinent vor, jede in ihrer Sprache. Mary Erdin tut dies für Afrika.

Mary Erdin trägt die Fürbitten für Afrika vor.
Mary Erdin trägt die Fürbitten für Afrika vor.

Nach der Feier erzählt sie, sie wohne seit 50 Jahren in der Schweiz. Die Frau trägt ein blaues Kleid mit roten Ornamenten und ein Kopftuch. Warum sie heute gekommen sei? «Ich bin ein Produkt der Missionsgesellschaft. Ich wurde von einem Missionar getauft und habe in Simbabwe eine Missionsschule besucht.»

«Hat es sich gelohnt?»

Josef Meili hat seine Predigt zum Gleichnis vom Sämann gehalten und dabei über Erfolg und Misserfolg der Mission sinniert, ohne diese beiden Begriffe zu benutzen. Die Frage, die man sich nach 100 Jahren Missionstätigkeit stelle, sei: «Hat es sich gelohnt?»

Josef Meili, Generaloberer der Missionsgesellschaft Bethlehem, leitet den Gottesdienst zum 100-Jahr-Jubiläum.
Josef Meili, Generaloberer der Missionsgesellschaft Bethlehem, leitet den Gottesdienst zum 100-Jahr-Jubiläum.

Der Generalobere findet, um die Antwort auf diese Frage zu finden, solle man sich an den Massstäben Jesu orientieren. Für Jesus seien zwei Dinge wichtig: «Es muss gesät werden, und zwar grosszügig, unabhängig von der Bodenbeschaffenheit. Und: Die Ernte kommt sicher und zwar im Übermass.»

Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes im Festzelt.
Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes im Festzelt.

Voll Vertrauen in Gott säen

Jesus wolle damit sagen, die Missionare der SMB sollen damit zufrieden sein, dass sie säen durften und dürfen und durch ihre Präsenz unter den Menschen «die Frohe Botschaft Jesu sichtbar, erlebbar und erfahrbar machen durften». Wann die grosse Ernte komme, wisse man nicht. Vielleicht erst Generationen später. Meili ist überzeugt: «Das ist Gottes Sache.»


Josef Meili bei der Eucharistiefeier zum 100-Jahr-Jubiläum der Missionsgesellschaft Bethlehem. | © Barbara Ludwig
8. Mai 2022 | 18:10
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