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Vom Papst entmachtet: Wer ist Albrecht von Boeselager?
Albrecht Freiherr von Boeselager war bis Samstag Grosskanzler des Malteserordens. Nun hat ihn Papst Franziskus entmachtet. Boeselagers Erweckungserlebnis war einst in Lourdes: Ihn hat tief beeindruckt, wie Dominikaner eiternde Wunden geküsst haben.
Ludwig Ring-Eifel und Alexander Brüggemann
«Etiam si omnes, ego non. – Auch wenn alle mitmachen – ich nicht.» So steht es an einem Fachwerkhaus am Stammsitz seiner Familie. Und so versteht sich auch Albrecht Freiherr von Boeselager, Grosskanzler desMalteserordens.
In Rom abgesetzt – nun mehr Zeit für die Burg Kreuzberg?
Schön liegt sie da, die Burg Kreuzberg, auf einem kleinen Felsplateau steil über dem Fluss im Altenahrer Ortsteil Kreuzberg. Sie ist seit 1820 Wohnsitz der Familie von Boeselager, geht jedoch auf das Jahr 1363 zurück.
Der Burgherr Albrecht Freiherr von Boeselager könnte nun wieder häufiger dort anzutreffen sein, denn am Samstag hat ihn der Papst zusammen mit der gesamten Führungsriege des Souveränen Malteserordens abgesetzt.
Rund 100 Botschafterinnen und Botschaftern – auch in Genf
Als Grosskanzler war er Aussenminister des Ordens mit seinen rund 100 Botschafterinnen und Botschaftern, etwa 13’500 Ordensmitgliedern in drei Ständen und 120’000 ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern.
Es war einweltumspannender Fulltime-Job: Gespräche, Konferenzen, politische, soziale, diplomatische und humanitäre Überzeugungsarbeit. Oft war Boeselager in Rom, dem Sitz der Malteser auf dem Aventin. Und ab und zu war er auch in Genf, wo der Souveräne Malteserorden eine Ständige Vertretung bei den Vereinten Nationen hat.
Verheiratet mit einer von und zu Guttenberg
Der Vater von fünf Kindern, Jahrgang 1949 und verheiratet mit einer von und zu Guttenberg, macht kein Aufhebens um seine Person und auch nicht um die seines Vaters.
Der NS-Widerstandskämpfer Philipp Freiherr von Boeselager gehörte nach dem Zweiten Weltkrieg zu den Mitbegründern des Malteser-Hilfsdienstes. Auf dessen Initiative gehen auch die Krankenwallfahrten der Malteser in den südfranzösischen Pilgerort Lourdes zurück – die letztlich auch seinen Sohn Albrecht zum Orden brachten.
Dominikaner küssen in Lourdes eiternde Wunden
«Ich war wohl 20, als ich das erste Mal nach Lourdes gefahren bin», berichtet er. Zunächst habe er vor den Bädern gebrechliche Pilger betreut.
«Da müssen die Kranken auf andere Liegen oder Stühle gesetzt werden. Und plötzlich kam einer aus den Bädern heraus, hat mich am Kragen gepackt und gesagt: ‘Wir brauchen da drinnen dringend eine Hilfe.’ Dort taten zwei Dominikaner Dienst, die den Kranken – wirklich wörtlich – die eiternden Wunden geküsst haben. Das hat mich stark beeindruckt.»
Annette Schavan intervenierte 2016 pro Boeselager
Von da bis ins Führungsgremium des Ordens war es ein weiter Weg, aber der ist nun an sein Ende gekommen. Zum zweiten Mal wird der Adlige abgesetzt, doch diesmal wohl für immer. Papst Franziskus persönlich hat ihn vor die Tür gesetzt.
Als 2016 der damalige Grossmeister der Malteser, der Brite Matthew Festing, ihn schon einmal für entmachtet erklärte, war das noch ein ordensinterner Eklat. Unter anderem die damalige deutsche Botschafterin am Heiligen Stuhl, Annette Schavan, intervenierte damals mit den EU-Staaten gegen den Putsch.
Franziskus will Neuanfang ohne Boeselager
Papst Franziskus griff in den Richtungsstreit ein und drängte Festing seinerseits zum Rücktritt. Von Boeselager kehrte mit päpstlicher Rückendeckung zurück und konnte mit Unterstützung einer starken Mehrheit im Orden als Grosskanzler weitermachen.
Doch nun hat der Papst beschlossen, den Orden radikal zu reformieren und auch die Führung komplett neu aufzustellen. Dabei muss auch sein einstiger Verbündeter Boeselager den Weg freimachen. (cic)
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