"Der synodale Weg" vom Oktober - Christoph Stiba (r.), Präsident des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden.
International

Verbände: Reformdialog Synodaler Weg darf nicht ins Leere laufen

Vor der nächsten Vollversammlung des katholischen Reformprojekts Synodaler Weg ab Donnerstag rufen mehrere katholische Verbände und Gruppen zum konkreten Handeln auf. Sie fordern, dass der Vatikan den Synodalen Weg nicht als «deutschen Sonderweg» betrachtet.

«Durch die vielfachen und weltweiten Missbrauchsfälle, ihre Vertuschung und die Missachtung des Leids der Betroffenen steht die institutionelle römisch-katholische Kirche vor einem moralischen Bankrott und Scherbenhaufen», heisst es in einem Offenen Brief. Der Synodale Weg dürfe nicht «ins Leere laufen», wenn weitere Kirchenaustritte verhindert werden sollten.

«Entscheidende Texte erarbeitet»

Bei dem Reformdialog seien bisher unter grossem Einsatz «entscheidende Texte» erarbeitet worden: «Jetzt erwarten wir von den Teilnehmenden der 3. Synodalversammlung, diese wegweisenden Vorlagen mit eindeutigen Mehrheiten zu beschliessen, sodass sie auch vom Vatikan wahrgenommen und akzeptiert werden», heisst es in dem Brief weiter. Es sei «höchste Zeit für eine grundlegende Neuorientierung auf allen Ebenen». Die ab Donnerstag tagende Vollversammlung müsse die «Wende» bringen.

Konstruktiver Dienst an der Weltkirche

Die Verbände und Gruppen fordern unter anderem, dass der Vatikan den Synodalen Weg nicht als «deutschen Sonderweg», sondern als «konstruktiven Dienst an der Weltkirche» ansehen solle. Die deutschen Bischöfe werden aufgefordert, sich «verlässlich» zu den Vorlagen zu positionieren. Die Unterzeichner verlangen auch: «Kirchenrechtlich schon jetzt mögliche Handlungsoptionen müssen unverzüglich schon jetzt in den einzelnen Diözesen angegangen und in ‘Sofortprogramme’ umgesetzt werden.»

Nötig seien zudem internationale Vernetzungen und fremdsprachige Informationen über den Synodalen Weg in Deutschland. Angesichts des Missbrauchsskandals heisst es: «Bei allem muss vor allem und zu allererst auf die Überlebenden sexualisierter und geistlicher Gewalt geschaut werden. Für sie sind das Bekennen persönlicher Schuld und die persönliche Verantwortungsübernahme kirchlicher Amtsträger, selbst wenn diese nach dem Buchstaben des Kirchenrechts korrekt gehandelt haben sollten, von hoher Bedeutung.»

Sexualmoral, Rolle der Frauen, priesterliches Leben und Macht

Von Donnerstag bis Samstag findet die nächste Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt statt. Die zentralen Themen des Projekts sind Sexualmoral, Rolle der Frauen, priesterliches Leben und Macht. Zu den erhobenen Forderungen gehören der Ruf nach Mitbestimmung der Laien bei der Bestellung neuer Bischöfe, nach Lockerungen bei der verpflichtenden Ehelosigkeit von Priestern und nach der Zulassung von Frauen zum Diakonat.

Die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hatten den Synodalen Weg 2019 gestartet. Ausgangspunkt ist eine jahrelangen Kirchenkrise, die der Missbrauchsskandal verschärft hat.

Zu den Unterzeichnern des Offenen Briefes gehören unter anderem die Frauenverbände kfd und KDFB, «Wir sind Kirche», der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) mehrere Zusammenschlüsse von Priestern und Maria 2.0. Als weitere Unterstützer werden Initiativen von Betroffenen sexuellen Missbrauchs genannt wie etwa der Eckige Tisch. (kna)


«Der synodale Weg» vom Oktober – Christoph Stiba (r.), Präsident des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden. | © kna
31. Januar 2022 | 13:09
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