Vatikan: Schweizer Anti-Geldwäsche-Experte leitet Finanzaufsicht

Rom, 7.11.12 (Kipa) René Brülhart (40), Schweizer Anwalt und Anti-Geldwäsche- Experte, ist zum neuen Direktor der vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde AIF ernannt worden. Das teilte der Vatikan am Mittwoch mit. Der aus Freiburg stammende frühere Leiter der Geldwäsche-Meldestelle von Liechtenstein ist Nachfolger des italienischen Anwalts Francesco De Pasquale, der in den Exekutivrat der AIF aufrückt.

De Pasquale war seit Juni 2011 Direktor der AIF, zuvor arbeitete er für die italienische Zentralbank. Brülhart war vom Vatikan bereits im September als Berater für die Anpassung seiner Vorkehrungen gegen Geldwäsche an internationale Standards bestellt worden.

Die Finanzaufsichtsbehörde AIF war Ende 2010 von Papst Benedikt XVI. geschaffen worden, um eine grössere Transparenz der vatikanischen Finanzgeschäfte zu gewährleisten. Die «Autorita di Informazione Finanziaria» kontrolliert alle Geldflüsse im Vatikan. Ihr Präsident ist Kardinal Attilio Nicora. Die Nominierungen seien ein weiterer Schritt im Kampf gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi.

Aufgedeckt und beschlagnahmt

Der Vatikan hatte Brühhart im September als Berater engagiert, um die vom Europaratsausschuss «Moneyval» beanstandeten Mängel im Kampf gegen Geldwäsche zu beheben. Nach einem im Juli veröffentlichten Bericht von Moneyval erfüllt der Vatikan 9 von 16 Transparenz-Kriterien weitgehend oder vollständig, 7 Kriterien hingegen nur unzureichend. Moneyval hatte unter anderem eine mangelnde Unabhängigkeit sowie unzureichende Kompetenzen der Finanzaufsichtsbehörde kritisiert.

Brülhart leitete acht Jahre lang die Liechtensteinische Financial Intelligence Unit FIU, die Meldestelle zur Bekämpfung der Geldwäsche. Seit 2010 war er zudem stellvertretender Vorsitzender der Egmont Group, des weltweiten Zusammenschlusses der nationalen Meldestellen für Geldwäsche. Der Schweizer wirkte unter anderem an der Aufdeckung des Siemens-Korruptionsskandals im Jahr 2006 mit und beschlagnahmte Teile des Vermögens von Iraks früherem Diktator Saddam Hussein. Im Mai trat Brülhart von der Leitung der FIU Lichtenstein zurück.

(kipa/cic/am)

7. November 2012 | 16:56
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