Urban Federer, Abt von Einsiedeln
Schweiz

Urban Federer und Felix Gmür: Adventliche Gedanken zur Asylfrage

Einsiedeln SZ/Basel, 3.12.15 (kath.ch) Gleich zwei Schweizer Bischöfe haben sich diese Woche zum Umgang mit Flüchtlingen geäussert. Urban Federer spricht von der Vernetzung zwischen dem Reichtum des Nordens und der Armut des Südens und fordert eine Vernetzung der Hilfe für FLüchtlinge. Felix Gmür spricht vom «Geschenk» der Flüchtlinge, auf deren «Ankunft» in diesem Advent niemand gewartet habe, die aber unserer Solidarität bedürften.

Der Einsiedler Abt Urban Federer sieht sich in seinem Gastbeitrag für die «Schweiz am Sonntag» (29. November) als Teil einer interkontinentalen Vernetzung: «Armut in anderen Kontinenten kann nicht getrennt werden vom Reichtum bei uns, auch nicht deren Kriege.»

Die Menschen in Europa seien aber nicht nur Teil des Problems, sondern auch Teil einer Lösung. Dazu sei es jedoch nötig, sich der Situation zu stellen. Federer sieht vier Bereiche, wie dies geschehen könne: Durch direkte Begegnungen mit Flüchtlingen etwa oder durch Hilfe vor Ort in Form von Geld oder Bildung. Ferner brauche es neue Friedensinitiativen für den Nahen Osten: «Wir dürfen uns nicht an das Leiden anderer gewöhnen.» Die Beschäftigung mit Flüchtlingen halte die Menschen leider davon ab, den Ländern zu helfen, aus denen sie fliehen.

Digitale Vernetzung der Hilfe

Schliesslich bedürfe die gegenseitige Hilfe ebenfalls der digitalen Vernetzung. «Dafür braucht es alle: Über Partei-, Landes- und Religionsgrenzen hinaus müssen wir Zusammenarbeit suchen.» Aufnahme und Integration könnten nur gemeinsam gelingen. «Warum sich nicht auch digital vernetzen, wenn doch internationale Player wie die Kirchen hier wie dort zu Hause, die Regionen Europas und des Nahen Ostens schon längst wirtschaftlich und politisch vernetzt sind? Könnten wir Menschen im Norden und im Süden einander im konkreten Alltag nicht helfen – hier wie dort –, wo welche Hilfe zu holen oder zu bringen ist, welches Wissen wir für welche Personengruppen brauchen?», so Federer. Dazu sei allerdings ein gemeinsamer Wille nötig. «Wollen wir?», fragt der Einsiedler Abt am Schluss seines Beitrags.

Der Basler Bischof Felix Gmür spricht in seinen Adventsgedanken auf der Homepage des Bistums von zwei Geschenken in dieser Zeit: Das eine sei die Menschwerdung Gottes, die wir an Weihnachten feiern. Das andere seien die vielen Menschen, die nach Europa kämen. «Menschen, die nicht auf ein Stelleninserat hin Migranten geworden sind.» Menschen aus Eritrea und Syrien. Mit ihnen «haben wir das Geschenk», so Gmür. Ein Geschenk, auf welches jedoch niemand gewartet habe.

Auch der Retter der Welt fing klein an

Doch die Frage, ob wir dieses Geschenk annehmen wollten, stelle sich gar nicht, «denn die Menschen sind da!» Auch Gmür spricht hier von der Bedeutung des solidarischen Engagements der Schweizer Bevölkerung. In diesem grossherzigen Handeln könnten Wut und Trauer überwunden werden. Und wie Federer betont auch der Basler Bischof die Notwendigkeit, den Flüchtlingen in ihrer Heimat durch Investitionen eine Perspektive zu geben.

Schliesslich zieht Gmür eine Verbindung von den aktuellen Flüchtlingsströmen zum ebenfalls aktuellen Klimagipfel in Paris: «Manche Migrationsströme haben ja ihren Ursprung im Klimawandel. Auch hier können wir Schweizerinnen und Schweizer ein Zeichen setzen.» Vielleicht nur ein kleines, aber auch der Retter der Welt sei am Anfang ganz klein gewesen… (sys)

Urban Federer, Abt von Einsiedeln | © Kloster Einsiedeln
3. Dezember 2015 | 15:21
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