Eine Mädchenschule, erbaut von der Afghanistanhilfe. Der Verein hat seinen Sitz in Schaffhausen.
International

UN-Diplomat: Dürfen Afghanistan nicht im Stich lassen

Zwei Jahre nach Machtübernahme der radikalislamischen Taliban in Afghanistan plädiert der stellvertretende UN-Sondergesandte in Kabul für eine Fortsetzung des Dialogs. «Die humanitäre Lage ist sehr prekär», sagte Markus Potzel dem Sender NDR Info (Dienstag).

Der deutsche Diplomat wies darauf hin, dass die Bereitschaft der Geberländer, Afghanistan zu unterstützen, sinke. Es sei aber nicht im Interesse der internationalen Gemeinschaft, das Land im Stich zu lassen. Ein Ruf nach Dialog, Protest und Opposition müsse von innen kommen. «Es nützt nichts, wenn das von aussen oktroyiert wird», betonte Potzel.

Systematisch eingeschränkte Frauenrechte

Es müsse eine innerafghanische Lösung gefunden werden, gemeinsam mit den Taliban. Allerdings sei es dafür unabdingbar, dass junge Menschen und Frauen am öffentlichen Leben teilhaben könnten. Seit ihrer Rückkehr an die Macht haben die Taliban die Rechte von Mädchen und Frauen in nahezu allen Lebensbereichen systematisch eingeschränkt.

Afghanische Mädchen – hier noch frei unterwegs.
Afghanische Mädchen – hier noch frei unterwegs.

«In jedem Gespräch verlangen wir, dass die Dekrete gegen Frauen zurückgenommen werden,» so Potzel. Die allermeisten Taliban seien jedoch nicht interessiert am Dialog. Seiner Erfahrung nach seien Fortschritte am ehesten auf Provinzebene zu erreichen.

Versuchen von Exil-Afghanen, aus der Ferne einen Widerstand gegen die Taliban zu organisieren, steht Potzel skeptisch gegenüber. Der Fokus sollte seiner Ansicht nach auf den Menschen liegen, die im Land leben. (kna)


Eine Mädchenschule, erbaut von der Afghanistanhilfe. Der Verein hat seinen Sitz in Schaffhausen. | © zVg
15. August 2023 | 14:00
Lesezeit: ca. 1 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!