Kind im Blick
Schweiz

Thurgaus Kirche eicht Bischof Gmür für vatikanische Missbrauchs-Konferenz

Weinfelden, 30.11.18 (kath.ch) Die Synode der katholischen Landeskirche Thurgau hat mit 80 gegen 5 Stimmen am Donnerstag eine Resolution an Bischof Felix Gmür verabschiedet. Der Bischof von Basel wird darin aufgefordert, am Bischofstreffen im Februar im Vatikan fünf Massnahmen zu vertreten, die der Aufarbeitung von sexuellen Übergriffen im kirchlichen Umfeld und dem Schutz vor neuen Gewaltakten dienen sollen.

Die Resolution verlangt eine umfassende und unabhängige Aufarbeitung und Aufklärung aller Missbrauchsfälle. Wiedergutmachen könne man zwar nicht, heisst es weiter. Notwendig sei aber weiterhin die ehrliche und glaubwürdige Bitte um Vergebung. Ferner sei alles Menschenmögliche zu tun, was an finanzieller, menschlicher, psychologischer und spiritueller Unterstützung zur Verbesserung der Situation der Opfer beitrage.

Nötig seien Reformen. Diese sollten dort ansetzen, wo Geschlechtszugehörigkeit oder Forderungen nach bestimmten Lebensformen für kirchliche Berufe «entweder gewisse Menschen ablehnen, speziell anziehen oder andere früher oder später in eine persönliche Not treiben», heisst es in der Resolution.

Starke Zeichen der Ermutigung

Eine offene Auseinandersetzung müsse über die Frage stattfinden, ob sexualisierte Gewalt durch den Pflichtzölibat, die negative Einstellung der Kirche zur Homosexualität und den Klerikalismus gefördert werde.

Die Aufhebung des Pflichtszölibats und die Einführung der Frauenordination wären starke, mutige Zeichen, welche Rom senden könnte, um zu zeigen, dass es der oberbersten Kirchenleitung ernst sei mit der Aufarbeitung des Skandals, präzisierte der Generalsekretär der Kantonalkirche, Urs Brosi, auf Anfrage.

Die Thurgauer Synodalen verlangen über ihre Resolution von der Kirche einen positiven Blick auf die menschliche Sexualität. Sexualität dürfe nicht als gefährlicher Trieb empfunden werden, sondern als ein wunderbares, göttliches Geschenk.

«Eklatanter Machtmissbrauch»

Als «roten Faden durch all diese unerträglichen Missbrauchsfälle» nennt die Resolution einen «eklatanten Machtmissbrauch». Im Text heisst es: «Wenn Amtsträger ihre klerikale Vormachtstellung ausgenutzt haben, hat das System alles getan, um das begangene Unrecht zu vertuschen.»

Wenn sich diesbezüglich etwas ändern solle, dann komme die Kirche nicht darum herum, die Macht zu teilen und so wirksamer zu kontrollieren.

Bischofstreffen in Rom

Der Forderungskatalog und die Anregungen aus der Synode sollen nun Diözesanbischof Felix Gmür übergeben werden. Als Präsident der Schweizer Bischofskonferenz – er tritt das Amt 1. Januar an – nimmt er an der Versammlung vom 21. bis 24. Februar teil, zu der Papst Franziskus die Präsidenten der nationalen Bischofskonferenzen eingeladen hat. Die Zusammenkunft hat als Thema: «Prävention des Missbrauchs von Minderjährigen und gefährdeter Erwachsener».

Die Kirche Thurgau hofft, dass Bischof Gmür die Anregungen aus der Ostschweiz in die Position einfliessen lassen wird, die er am Bischofstreffen vertreten wird, wie der Generalsekretär der Kantonalkirche, Urs Brosi, gegenüber kath.ch sagte. (gs)

Kind im Blick | © Regula Pfeifer
30. November 2018 | 16:21
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