Syrischer Jesuitenpater erzählt von Not und Hilfe in Aleppo

Freiburg/Aleppo, 31.10.16 (kath.ch) Von Bomben, Toten, fehlendem Strom, Massenflucht und Entführungen religiöser Vertreter berichtete der syrische Jesuit Ziad Halil am 30. Oktober in der Kathedrale Sankt Niklaus in Freiburg (Schweiz). Er war von der Organisation ACAT (Action Chrétienne pour l’Abolition de la Torture) eingeladen worden.

Die Bomben würden alle Syrer treffen und alle würden leiden – unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit, berichtete der Jesuit. Aleppo sei seit drei Jahren ohne Strom, das Wasser laufe nur von Zeit zu Zeit. Mehr als 300’000 Syrer seien bereits umgekommen, fünf Millionen ins Ausland und fünf bis sechs Millionen innerhalb des Landes geflüchtet. Zwei orthodoxe Bischöfe und weitere Priester seien entführt worden. So berichtete Ziad Halil während dem von Weihbischof Alain de Raemy geleiteten Gottesdienst, und bat die Anwesenden um Gebete für den Frieden.

Ziad Hilal arbeitet seit Anfang September in Aleppo. Zuvor war er sechs Jahre lang in der ebenfalls vom Krieg gebeutelten syrischen Stadt Homs aktiv und machte anschliessend eine einjährige jesuitische Ausbildung in Dublin. Heute ist Hilal Berater für den Internationalen Jesuiten-Flüchtlingshilfsdienst und für Kirche in Not.

10’000 warme Mahlzeiten pro Tag

Die Kirchen und die christlichen Organisationen seien sehr aktiv bei der Unterstützung der Bevölkerung, sagte Hilal. «Wir geben jeden Tag 10’000 warme Mahlzeiten aus und 10’000 Körbe mit Hygieneartikeln.» Die Christen in Aleppo seien eine Brücke zwischen den Gemeinschaften, so Hilal. «Papst Franziskus ermutigt uns, er hat von einer Kirche der Zeugnisse und des Martyriums gesprochen.» (cath.ch/rp)

Ziad Hilal und Alain de Raemy | © Jacques Berset
31. Oktober 2016 | 16:32
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Für Schweizer Jesuiten ist Leben in Aleppo  unvorstellbar

Für ihn sei es genauso schwierig wie für andere Menschen in der Schweiz, sich ein Leben unter so schwierigen Umständen vorzustellen, sagt der Jesuitenpater Christoph Albrecht. «Wie kann man einen Alltag leben, ohne zu wissen, ob man eine Stunde später noch lebt?», stellt er fragend fest. Albrecht leitet den Jesuiten-Flüchtlingsdienst in der Schweiz und setzt sich dabei hauptsächlich für Asylbewerber, Migranten und Flüchtlinge in der Schweiz ein. In Syrien sind laut Albrecht vor allem Jesuiten im Jesuiten-Flüchtlingsdienst aktiv, die selber Syrer sind. Dies trifft auch für den Besucher in Freiburg, Ziad Hilal, zu. Nach Einschätzung von Albrecht war der holländische Jesuitenpater Franz van der Lugt, der vor mehr als zwei Jahren in Syrien ermordet wurde, eine Ausnahme. Dieser habe so lange in Syrien gelebt und gewirkt, dass das Land zu seiner Heimat geworden sei. (rp)