Schweiz
Studie: Sexuelle Treue und lebenslange Partnerschaft für Mehrheit wichtig
Zürich, 8.6.15 (kath.ch) 71 Prozent der Schweizer Bevölkerung halten sexuelle Treue und eine lebenslange Partnerschaft für wichtig. Der Grad der Wichtigkeit dieser beiden Aspekte sinkt allerdings mit abnehmendem Alter. Dies geht aus einer Befragung hervor, welche das Forschungsinstitut GFS-Zürich im Auftrag der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) durchgeführt hat. Die SEA sei von der Deutlichkeit des Resultats überrascht, wie deren Sprecher gegenüber kath.ch sagte.
Das Institut GFS befragte 1005 Personen aus der Deutsch- und der Westschweiz nach der Wichtigkeit, mit dem Partner/der Partnerin ein Leben lang zusammen zu sein und nach der Bedeutung von lebenslanger sexueller Treue. In einem zweiten Schritt wurden diese Personen danach gefragt, ob sie diese beiden Aspekte auch für möglich hielten.
Lebenslange Partnerschaft und sexuelle Treue beurteilen insgesamt je 71 Prozent als wichtig. Lediglich 4 beziehungsweise 6 Prozent erachten dies als unwichtig, wie aus der Mitteilung des GFS vom 8. Juni hervorgeht.
Für Junge weniger wichtig, für Gläubige wichtig
Bei einer Ausdifferenzierung der Befragten nach Alter, Geschlecht und Lebenssituation zeigt sich, dass Frauen sowohl der lebenslangen Partnerschaft wie der sexuellen Treue eine grössere Bedeutung beimessen. Auch das Alter spielt bei der Beurteilung offensichtlich eine Rolle: Nur je ein Fünftel der unter 40-Jährigen hält eine lebenslange Partnerschaft und sexuelle Treue für sehr wichtig, während diese beiden Aspekte bei den über 65-Jährigen von zwei Dritteln beziehungsweise der Hälfte als sehr wichtig erachtet werden.
Für je 80 Prozent der Menschen, die sich selbst als «gläubig» oder «sehr gläubig» bezeichnen, sind die beiden Aspekte wichtig. Im Gegensatz dazu halten nur 29 Prozent der Menschen, sie sich als «ungläubig» bezeichnen, lebenslange Partnerschaft für sehr wichtig, und 25 Prozent die sexuelle Treue.
Lebenslange Partnerschaft für Katholiken wichtig
Die Konfession hatte laut Mitteilung des GFS nur geringen Einfluss auf die Beurteilung der beiden Aspekte. Katholiken (76 Prozent) stuften die Partnerschaft auf Lebzeiten als leicht wichtiger ein als Protestantische oder Konfessionslose (je 68 Prozent). Während die sexuelle Treue Katholiken und Protestanten praktisch gleich wichtig ist (72 beziehungsweise 73 Prozent), wurde diese nur von 65 Prozent der Konfessionslosen als wichtig bezeichnet.
Bei der Frage, für wie möglich die Befragten die genannten Aspekte halten, zeigt sich ein nahezu deckungsgleiches Bild wie bei der Frage nach der Wichtigkeit.
Folge der HIV-Präventionskampagne des Bundes
Die Studie sei eine indirekte Folge der HIV-Präventionskampagne des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), wie Thomas Hanimann, Medienverantwortlicher der SEA, gegenüber kath.ch erklärte. Die «Love-Life»-Kampagne hatte 2014 mit freizügigen Bildern den Widerstand verschiedener, auch christlicher Kreise hervorgerufen. Die SEA hatte daraufhin eine Gegenkampagne gestartet, in der mit Fotos von verheirateten Paaren für eheliche Treue als beste Prävention gegen HIV-Infektion geworben wurde. Laut Hanimann habe die SEA beim BAG einen Antrag gestellt, diese Bilder als Plakate aufzuhängen. Das BAG sei auf diesen Antrag nicht eingegangen, habe sich aber bereit erklärt, eine Umfrage zum Thema Treue finanziell zu unterstützen.
SEA von Resultat überrascht
Die SEA freut sich über das klare Resultat: «Ich bin überrascht, dass so viele Menschen sexuelle Treue und lebenslange Partnerschaft für wichtig und möglich halten», sagte Hanimann gegenüber kath.ch. Noch mehr überrasche ihn, dass sich eine ablehnende Haltung diesen Aspekten gegenüber in einem sehr kleinen Bereich bewege. Die SEA ist sich allerdings bewusst, dass der Wunsch nach Treue nur ein sehr kleiner Teil der Realität sei, wie sie in einer Mitteilung vom 8. Juni schreibt. Dem stünde eine grosse Zahl von Partnerschaften gegenüber, «die auseinanderbrechen und die für die Betroffenen und ihre Familien oft leidvolle Erfahrungen sind». Die Allianz wolle sich daher weiterhin dafür einsetzen, dass langjährige und erfüllende Partnerschaft gelingen könne.
Die Resultate der Studie würden nun einerseits der internen Arbeitsgruppe «Forum Ehe und Familie» übergegen, so Hanimann gegenüber kath.ch, man stelle sie aber auch anderen interessierten Institutionen wie etwa dem Psychologischen Institut der Universität Zürich zur Verfügung. Konkrete Aktionen seien aufgrund der Studie nicht geplant. (sys)
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