Stichwort: Gotthard – Heiliger und Alpenpass

Erstfeld UR, 1.6.16 (kath.ch) Heute wird der Gotthard-Basistunnel eröffnet. Der Name des Passes geht auf den Heiligen Godehardus zurück, einen frühmittelalterlichen Bischof aus Hildesheim. Prozessionen und Pilgerfahrten zu einer Kapelle auf dem Pass sind bis ins 19. Jahrhundert belegt.

Der Gotthardpass (2108 m) ist benannt nach dem im Mittelalter europaweit verehrten Heiligen Godehardus (960-1038), Benediktiner und Bischof von Hildesheim. Der althochdeutsche Name bedeutet «Gott ist stark». Als Bischof zeichnete sich Godehard durch Volksverbundenheit und ein fröhliches Wesen aus; seine schlichte, asketische Lebensweise machte ihn beliebt. Er soll besonders Schulen und die Buchkunst gefördert haben und liess gemäss der Überlieferung 30 Kirchen bauen. Ausserdem wurde er als Heiler verehrt. 1132 wurde er von Papst Innozenz II. heiliggesprochen.

Eine erste Kapelle wurde wohl schon vor dem 12. Jahrhundert auf dem Gotthard errichtet, ein Hospiz für Reisende auf der Scheitelhöhe ist seit dem 13. Jahrhundert belegt. Der Mailänder Erzbischof weihte die Kapelle 1230 dem Heiligen Godehard. Im 16. Jahrhundert stieg die Bedeutung des Heiligen Gotthard in Zusammenhang mit den neuen Formen der Volksfrömmigkeit, wie Ex-Voto-Tafeln, Prozessionen und Pilgerfahrten belegen, die bis ins 19. Jh. nachzuweisen sind. Aus fünf umliegenden Tälern wurden nach festgesetztem Ablauf jährlich Wallfahrten auf den Pass unternommen.

Neben Pilgern, Händlern, Soldaten und Emigranten überquerten in den letzten Jahrhunderten auch Literaten sowie Künstler den Pass und beschrieben ihn und seine Bedeutung. Auch bekannte Naturwissenschaftler begingen ihn und beschäftigten sich mit dessen regionalem Klima, den Mineralien, der Flora und Fauna.

Zeitweilig galt der Gotthard als höchste Erhebung der Alpen, bevor im 18. Jahrhundert der Irrtum korrigiert wurde und der Montblanc an diese Stelle trat. Der Fahrweg am Gotthard wurde 1830 ausgebaut, Teile der Originalanlage finden sich noch an der Südrampe. Die sogenannte Tremola an der Südflanke des Gotthardpasses, die 24 in halsbrecherischen Serpentinen von der Passhöhe nach Airolo führt, geniesst vor allem unter Radsportlern und Motorradfahrern Kultstatus.

1882 wurde der erste Eisenbahntunnel am Gotthard eröffnet, der heute von Autofahrern zumeist genutzte Strassentunnel ist seit 1980 in Betrieb. Am 1. Juni wird der neue Gotthard-Basistunnel eröffnet, mit 57 Kilometern der längste Eisenbahntunnel der Welt. (kna/hls/Heiligenlexikon.de)

1. Juni 2016 | 08:00
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