Fahne mit Davidsstern an Gayparade in Paris
Schweiz

Segnung von Homosexuellen: Was sagen Reformierte, Christkatholiken und Juden?

Zürich, 16.2.15 (kath.ch) Die einen tun’s, die anderen zögern. Mit homosexuellen Paaren, die um den kirchlichen Segen für ihre Verbindung bitten, wird in verschiedenen Religionen und Konfessionen sehr unterschiedlich umgegangen, wie eine Umfrage von kath.ch zeigt.

In den reformierten Landeskirchen wird diese Frage kantonal geregelt, sagt Marina Kaempf, Kommunikationsbeauftragte des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes SEK. Segnungen homosexueller Paare seien beispielsweise in den Kantonen Waadt, Bern und Zürich in den Kirchenordnungen vorgesehen.

Die reformierte Landeskirche Zürich etwa nimmt auf ihrer Homepage sehr liberal Stellung: «Vor Gott und dem Evangelium sind alle Menschen gleich. Jeglicher Ausgrenzung und Diskriminierung von homosexuellen Menschen ist entschieden entgegenzutreten». Als Konsequenz aus dieser Haltung unterstützt die reformierte Zürcher Landeskirche die Registrierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und «bietet für solche Paare auch kirchliche Segnungsfeiern an». Eine eigentliche Heirat sei nicht möglich, «weil jeder kirchlichen Trauung zwingend die standesamtliche Ziviltrauung vorausgehen muss.»

Dass dies dennoch auf Widerstand stossen kann, bestätigt Jürg Seeger, reformierter Pfarrer in Oberwinterthur, gegenüber kath.ch. Er habe selber schon Segnungsfeiern für homosexuelle Paare durchgeführt, sei deswegen aber auch «sehr angegriffen worden, vor allem von fundamentalistischer Seite».

Christkatholiken: Kein Problem

Auch die christkatholische Kirche bekundet keine Mühe mit dem Thema: Seit 2006 gebe es zwei offizielle Formen von Segnungen für Paare gleichen Geschlechts, je nachdem, ob die Segnung im kleineren Kreis im Rahmen eines Wortgottesdienstes oder im grösseren Kreis als Bestandteil eines eucharistischen Gemeindegottesdienstes stattfinde. Es gehe beim Segnungsakt darum, dass die Absicht des Paares, ihre Beziehung unter die Gnade Gottes zu stellen, gesegnet werde, sagt Maja Weyermann, Kommunikationsbeauftragte der christkatholischen Kirche Schweiz, gegenüber kath.ch. Für diese Segnungsfeiern gebe es ein eigenes Formular, das den liturgischen Ablauf regelt. Wörtlich heisst es darin: «Blicke gnädig auf N und N, die sich im Glauben an Dein lebendiges Wort und in der Liebe zueinander verbinden und die nun voller Vertrauen auf Deine Liebe um Deinen Segen bitten. Segne sie und heilige ihren Lebensweg, den sie gemeinsam beschreiten». Das Formular für den genauen Ablauf der Liturgie befinde sich zwar noch bis 2020 in der Versuchsphase. An der Tatsache, dass homosexuelle Paare gesegnet werden können, ändere die Diskussion über den genauen Ablauf jedoch nichts. Von negativen Reaktionen auf gleichgeschlechtliche Segnungen weiss Weyermann nichts.

Judentum: Trauungen nur im liberalen Flügel

Auch im Judentum sei eine Trauung grundsätzlich heterosexuellen Paaren vorbehalten, sagt Jehoschua Ahrens, stellvertretender Gemeinderabbiner der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich, weil die traditionelle Zeremonie von der Symbolik und den Texten her gar nicht wirklich zu einer gleichgeschlechtlichen Verbindung passen würde. «Aber selbstverständlich werden homosexuelle Paare heute in der Modernen Orthodoxie akzeptiert, allerdings dann eben ohne Hochzeit», so Ahrens gegenüber kath.ch.

Auch innerhalb der jüdischen Reformbewegung herrsche bei gleichgeschlechtlichen Trauungen eine grosse Zurückhaltung. Es gebe aber Strömungen, die gleichgeschlechtliche Paare trauten, Ahrens nennt den «ganz liberalen Flügel, vor allem in den USA». Hier werde teilweise «eine ‘volle’ Trauung wie bei einem heterosexuellen Paar gemacht», oft werde die Zeremonie aber angepasst, sodass Texte und Symbolik zu einem gleichgeschlechtlichen Paar passten. Er selbst habe als orthodoxer Rabbiner noch nie eine gleichgeschlechtliche Trauung vollzogen. (sys)

 

Fahne mit Davidsstern an Gayparade in Paris | © Georges Scherrer
17. Februar 2015 | 07:30
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In Freikirchen werden nur heterosexuelle Paare getraut

In den Freikirchen des Verbandes «VFG – Freikirchen Schweiz» «werden nur heterosexuelle Paare getraut, weil die Ehe auf Grund des Bibelverständnisses der Freikirchen eine Angelegenheit zwischen Mann und Frau ist; deshalb gibt es auch keine Richtlinien wie mit homosexuellen Paaren umgegangen werden soll, die ihre Partnerschaft kirchlich segnen lassen wollen.» Das sagt auf Anfrage von kath.ch Max Schläpfer, Präsident «VFG-Freikirchen Schweiz», dem 15 freikirchliche Körperschaften mit über 700 lokalen Gemeinden angehören. Was den grundsätzlichen Umgang mit Homosexualität angeht, verweist Schläpfer auf die von der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) herausgegebenen Stellungnahme Nr. 93, welche die Position der Freikirchen beschreibt. Laut diesem Papier aus dem Jahre 2009 trennen die Freikirchen «konsequent zwischen der Ablehnung eines homosexuellen Lebensstils und der Annahme betroffener Menschen». Dabei kämpft die SEA für das sogenannte «Recht auf Veränderung» – das heisst: Homosexuelle sollen sich wieder zu Heterosexuellen verändern.

Siehe http://www.each.ch/stellungnahmen/homosexualität-nr-93.html

 »Keine orthodoxe Kirche segnet homosexuelle Paare»

Und wie ist es bei den orthodoxen Kirchen der Schweiz? «Es wäre eine gute Idee, einem orthodoxen Priester oder Bischof Ihre Frage zu stellen», sagt Jean-F. Mayer, der die Webseite orthodoxie.ch ehrenamtlich betreut: «Eine kurze Antwort trotzdem: ja, in den orthodoxen Kirchen ist kirchliche Trauung auch heterosexuellen Paaren vorbehalten. Keine orthodoxe Kirche segnet homosexuelle Paare», so Mayer. Aber «natürlich gibt es auch einige Theologen oder Priester mit anderen Meinungen, zum Beispiel in den Vereinigten Staaten». (dsw/sys)