Rita Famos, reformierte Pfarrerin
Schweiz

Rita Famos schlägt reformierten Bevollmächtigten beim Bund vor

Der Bundesrat plant, einen eigenen Vatikan-Botschafter zu entsenden. Die Reformierten befürchten eine konfessionelle Schieflage. Als Ausgleich schlägt EKS-Präsidentin Rita Famos einen Bevollmächtigten beim Bund vor. In Deutschland gibt es so ein Amt.

Raphael Rauch

Rita Famos, die Präsidentin der Evangelischen Kirche Schweiz (EKS), bekräftigt in der NZZ, was sie zuvor schon auf kath.ch gesagt hatte: Es sei grundsätzlich zu begrüssen, dass der Bund diplomatische Beziehungen zum Vatikan unterhalte.

Auch die Protestanten wollen eine offizielle Verbindung zum Bund

Aber: «Es leuchtet mir jedoch nicht ein, wieso es gerade jetzt ein solches Upgrade brauchen soll, die bisherige Lösung hat sich doch bewährt.» Famos befürchtet eine «konfessionelle Schieflage», die sich durch einen solchen Schritt verstärken könne.

Bundeshaus in Bern.
Bundeshaus in Bern.

«Die Beziehungen des Bundes zur katholischen Kirche würden gestärkt, während wir Protestanten keine offizielle Verbindung zum Bund haben», sagt Famos der NZZ.

Modell Deutschland: ein Bevollmächtigter beim Bund

Aus Sicht von Famos gehörten die Reformierten zur Schweizer DNA: «Die Reformierten haben die Gründung des modernen Bundesstaates ab 1848 mitgeprägt, und heute sind wir mit unserem demokratischen Aufbau, der offenen Theologie und der praktizierten Gleichstellung der Geschlechter geradezu ein Rollenmodell für eine moderne Religionsgemeinschaft.»

Der Bundestag in Berlin
Der Bundestag in Berlin

Famos schlägt vor, dass die EKS eine Person beim Bund akkreditiert, die für die Beziehungen der Reformierten zur offiziellen Schweiz zuständig wäre. «Ein solches Modell würde sich am deutschen Vorbild orientieren. Die Interessen des Rates der Evangelischen Kirche werden dort durch einen Bevollmächtigten bei der Bundesrepublik und der Europäischen Union vertreten. Seit 2013 übt der Theologe Martin Dutzmann dieses Amt aus», schreibt die NZZ.

Pfister von Famos’ Argument nicht überzeugt

Anders sieht das Mitte-Präsident Gerhard Pfister. Die EKS sei eine Kirche – und nicht wie der Vatikanstaat ein Völkerrechtssubjekt. «Deshalb ist es kein Argument, dass der Bund zuerst die Beziehungen zur reformierten Kirche ‹offizialisieren› soll, was immer das genau heissen mag», sagt Pfister der NZZ.


Rita Famos, reformierte Pfarrerin | © zVg
18. Mai 2021 | 06:37
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