Regenbogenfahne
Schweiz

Bistum Basel heisst Homosexuelle explizit willkommen

Solothurn, 11.5.17 (kath.ch) Das Bistum Basel will seine Seelsorge für Menschen «mit anderer sexueller Orientierung» verbessern. Es hat darum den Arbeitskreis «Regenbogenpastoral» ins Leben gerufen. Dieser tritt nun erstmals mit einem Flyer an die Öffentlichkeit, wie das Bistum am Donnerstag mitteilt.

Sylvia Stam

«Ob wir homo-, bi- oder heterosexuell sind, ob unser Geschlecht eindeutig ist oder nicht, und ob dieses uns bei Geburt zugeschriebene Geschlecht wirklich unseres ist oder nicht – ein erfülltes Leben wünschen wir uns alle.» Mit diesen Worten stellt sich die «Regenbogenpastoral» auf einem Flyer sowie auf der Website des Bistums Basel vor. Sie steht für eine Seelsorge, «die Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transpersonen und Intersexuelle (LSBTI) sowie deren Angehörige und Freunde/Freundinnen willkommen heisst». (Bei Transmenschen stimmt das körperliche Geschlecht nicht mit der Geschlechtsidentität überein.)

Flyer Regenbogenpastoral | © zVg

«Es gibt Menschen mit unterschiedlicher sexueller Ausrichtung», erklärt Barbara Kückelmann, Pastoralverantwortliche im Bistum Basel, auf Anfrage von kath.ch. «Wir möchten diese stärker wahr- und ernstnehmen als von Gott gewollte und geliebte Menschen. Daher sind sie bei uns willkommen.»

Diskriminierung abbauen

Der Arbeitskreis will denn auch die Lebensrealität dieser Menschen «in Kirche und Gesellschaft erkennen, ernstnehmen und thematisieren». Ausserdem sollen laut Website Vorurteile und Diskriminierung abgebaut werden.

Dies soll mittels Bildung und Begegnungen innerhalb des Bistums geschehen, aber auch durch seelsorgerliche Begleitung für Betroffene und deren Angehörige. Dabei sollen die Mitarbeitenden des Bistums für diese Thematik sensibilisiert werden.

Kein Widerspruch zur Kirchenlehre

Spricht sich das Bistum mit der Schaffung dieses Arbeitskreises auch für die sexuelle Praxis dieser Menschen aus – obwohl die offizielle katholische Kirchenlehre diese nicht toleriert? «Dazu äussert sich das Bistum nicht», so Kückelmann gegenüber kath.ch, «und genau darum geht es dem Arbeitskreis Regenbogenpastoral nicht.» Es gehe nicht um Verurteilungen oder «Bewilligungen». «Uns geht es um Seelsorge, um ein spezifisches seelsorgerliches Angebot, das wir zur Verfügung stellen». Homosexualität und andere sexuelle Neigungen seien eine menschliche Gegebenheit. «Uns ist wichtig zu betonen, dass wir niemanden deswegen ausschliessen».

Ehen können nicht gesegnet werden, aber Menschen.

«Es widerspricht in keiner Weise der offiziellen katholischen Kirchenlehre, Menschen seelsorgerlich zu begleiten. Sondern es handelt sich vielmehr um das kirchliche Kerngeschäft.» Dass es Seelsorgeangebote für bestimmte Gruppen von Menschen gebe, gehöre zum kirchlichen Alltag, wie beispielsweise die Seelsorge in Spitälern, für Jugendliche oder für Migrantinnen zeige. Der Arbeitskreis sei zudem das Beratungsgremium des Bischofs und der Hauptamtlichen im Bistum Basel in Fragen der LSBTI-Pastoral.

Wie würde der Arbeitskreis reagieren auf die Anfrage eines homosexuellen Paares, das seine Beziehung segnen lassen möchte? «Eheähnliche Segnungen sind nicht möglich», entgegnet Kückelmann, «aber Menschen können gesegnet werden. Wir dürfen für Menschen um den Segen Gottes bitten, um seine Begleitung auf ihrem Weg. Wir segnen jedoch nicht die Lebensform.»

Erstmals explizit willkommen

Bruno Fluder, Sprecher von Adamim, dem Verein schwuler Seelsorger, freut sich darüber, dass das Bistum Basel diese Gruppe von Menschen wahrnimmt und «dass die Bistumsleitung weiss, dass diese Menschen systematisch diskriminiert wurden und durch die katholische Kirche immer noch diskriminiert werden», sagte er gegenüber kath.ch. Es sei neu, dass die katholische Kirche explizit formuliere, sie wolle Menschen mit anderer sexueller Orientierung willkommen heissen.

Der Arbeitskreis «Regenbogenpastoral» wurde bereits 2016 von Bischof Felix Gmür ins Leben gerufen, auf Wunsch engagierter Betroffener. Kontaktpersonen der Arbeitsgruppe Regenbogenpastoral sind Barbara Kückelmann und Bruno Fluder, der in Luzern das ökumenische Café «Zwitscherbar» mit seelsorgerlichem Angebot leitet. Ausserdem Susanne Andrea Birke von der Bildung und Propstei der Römisch-Katholischen Kirche im Kanton Aargau.

Regenbogenfahne | © Pixabay
11. Mai 2017 | 16:00
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