Polnischer Bischof verteidigt Flüchtlings-Engagement seiner Kirche

Klagenfurt, 2.10.16 (kath.ch) Der Flüchtlings-Beauftragte der polnischen Bischofskonferenz, Krzyzstof Zadarko, hat die Kirche seines Heimatlandes gegen den Vorwurf verteidigt, sie engagiere sich zu wenig für die Aufnahme von Flüchtlingen aus Syrien. Die Bischofskonferenz fordere in jeder Stellungnahme Offenheit für Flüchtlinge, bislang sei man allerdings nur «ein reines Transitland» für Flüchtlinge, so der Weihbischof am Samstag bei der Tagung der katholischen Laienorganisationen Österreichs und Deutschlands in Klagenfurt.

Dass sich Polen nicht um Flüchtlinge kümmere, wies Bischof Zadarko vehement zurück: Seit fast zwei Jahren gebe es massive Zuwanderung aus der Ukraine, von woher nach dem Ausbruch des dortigen Konflikts im Osten über eine Million Menschen ins Nachbarland gekommen sei. Die Zahl steige weiter an. «Auch diese Menschen brauchen Arbeitsplätze und Wohnungen. Das ist ziemlich viel für uns», so der Weihbischof.

Hilfe für Flüchtlinge aus Nahost laufe in Polen immer zuerst über die Regierung und die lokalen Gemeinden, erst in weiterer Folge über NGOs und kirchliche Einrichtungen. An diesem System wolle man festhalten, erklärte Zadarko. Als die Regierung den Vorschlag der Errichtung eines kirchlichen Flüchtlingslagers in Polen aus Sicherheitsgründen ablehnte, habe man dies daher respektiert.

Bereits vor Papst Franziskus – der in Polens Kirche klaren Rückhalt habe – hätten polnische Bischöfe an Pfarren und Klöster appelliert, Wohnräume bereitzustellen. Es bestehe jedoch keine Nachfrage. Kein Flüchtling aus Nahost wolle in Polen bleiben, und selbst herzlich in Pfarren aufgenommene Familien aus Syrien seien schnell Richtung Deutschland verschwunden, erklärte der polnische Bischof.

Als ein Grundproblem nannte Zadarko die fehlende Erfahrung des «monoreligiösen» Polens mit Menschen aus muslimischen Kulturen. «Wir haben nicht die Erfahrungen, die ihr im Westen habt. Woher sollen wir diese holen? Den Islam assoziiert man bei uns nur mit den Bildern des Nahen Ostens, der Terroristen und Extremisten, der Attentate in Westeuropa und der Silvesternacht in Köln.» Die einzigen direkten Berührungspunkte seien die seit über 300 Jahren in Polen lebenden Krim-Tataren.

Flüchtlingsaktion nach Vorbild von Sant’Egidio

Vehement würden sich die Bischöfe jedoch für legale und sichere Migrationskanäle einsetzen. So sei im Juni eine Initiative nach dem Vorbild des von der Gemeinschaft Sant’Egidio in Italien gestarteten Resettlement-Programms beschlossen worden. Im Sommer habe er persönlich gemeinsam mit Caritas-Verantwortlichen im Libanon nach Kriterien dafür gesucht, welche Flüchtlinge dafür in Frage kämen, erklärte Zadarko. Wichtig sei dabei, durch genaue Vorab-Prüfung der Aufnahmekandidaten durch den Geheimdienst Sicherheit für Polen zu garantieren.

Die Kirche in Polen unterstütze zudem über die Caritas und das Hilfswerk «Kirche in Not» Schulen, Freizeitangebote für Kinder und Flüchtlingslager in Syrien. Dabei werde jeweils Hilfe unabhängig der Religionszugehörigkeit erteilt, so der Bischof. (kap)

2. Oktober 2016 | 16:15
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