Hauptzelebrant Kardinal Pietro Parolin (Mitte)  während des Gottesdienstes.
Schweiz

Parolin auf Wallfahrt in Einsiedeln: «Schön, gleichsam in einem Teil des Heiligen Lands zu sein»

Kardinal Pietro Parolin hat am Sonntag ein Pontifikalamt in der Einsiedler Klosterkirche gefeiert. Der vatikanische Chefdiplomat versicherte den Gläubigen die «Nähe und Zuneigung von Papst Franziskus zum geliebten Schweizer Volk».

Ueli Abt

Die ersten Worte seiner Predigt im Sonntagsgottesdienst in der Klosterkirche Einsiedeln sprach Kardinal Parolin selbst auf Italienisch. Dann fuhr Dekan und Generalvikar Daniel Emmenegger in einer deutschen Übersetzung fort.

Kardinal Pietro Parolin (mit Mitra) beim Einzug.
Kardinal Pietro Parolin (mit Mitra) beim Einzug.

Parolin überbrachte zunächst die Grüsse des Papstes an die Schweizer Bevölkerung.

Ende des ersten Jahrtausends habe Papst Leo VIII. Einsiedeln das Privileg verliehen, die gleiche Achtung zu erfahren wie die Orte Palästinas. «Wie schön, sich im Herzen Europas gleichsam in einem Teil des Heiligen Landes zu befinden», hiess es in der deutschen Übersetzung der Predigt. Die besondere Verbindung von Einsiedeln zum Stuhl Petri gebe Gelegenheit, die «Nähe und Zuneigung von Papst Franziskus zum geliebten Schweizer Volk» zu versichern.

Zwei Witwen als «Heilige des Alltags»

Im Zentrum der Predigt standen zwei Witwen. Jene aus dem Alten Testament, deren Gastfreundschaft der Prophet Elija in Sarepta mit einem Wunder belohnte. Ausserdem die Witwe aus dem Neuen Testament, die Jesus als grosszügig würdigte.

Kardinal Pietro Parolin bei der Wandlung.
Kardinal Pietro Parolin bei der Wandlung.

«Wie oft sind wir schon solchen demütigen und vertrauensvollen Menschen begegnet? Sie sind die Heiligen des Alltags, wie Papst Franziskus sie nennt», hiess es in Parolins Predigt.  

Der Kardinalstaatssekretär würdigte die Madonna von Einsiedeln und schlug einen Bogen zu Bruder Klaus, «dem Schutzpatron der Schweiz». Dieser habe oftmals das dringende Bedürfnis verspürt, der Muttergottes durch den Besuch in Einsiedeln nahe zu sein. Hier habe er Kraft geschöpft. Bei Maria finde man eine Weisheit, die die Welt nicht geben könne.

Einsiedeln würdigte er als bedeutendes Heiligtum Europas, wo Menschen Ruhe finden könnten.

Mit Bonnemain, Krebs und Knobel

Abt Urban Federer hatte eingangs die Anwesenden begrüsst. An Kardinal Parolin wandte er sich zunächst auf Italienisch und dankte ihm für seinen Besuch. Das Pontifikalamt bestand aus deutschen, italienischen und lateinischen Elementen.

Federer begrüsste auch den Churer Bischof Joseph Bonnemain und den Apostolischen Nuntius in Bern, Martin Krebs. Der Bundesrat war durch den Schweizer Botschafter für Slowenien und den Heiligen Stuhl, Dennis Knobel, vertreten.

Der neue Nuntius in Bern, Martin Krebs
Der neue Nuntius in Bern, Martin Krebs

Anwesend waren auch Politikerinnen und Politiker aus dem Kanton Schwyz, etwa Nationalrat Alois Gmür, Frau Landammann Petra Steimen-Rickenbacher und der Einsiedler Bezirksammann Franz Pirker.

Den Gottesdienst hatten der Stiftschor und die Choralschola mitgestaltet. Die Messe wurde zudem auf der Klosterwebseite per Livestream übertragen.

Wie die Schweizer Bischofskonferenz zuvor mitgeteilt hatte, besucht Parolin am Nachmittag im Rahmen einer privaten Wallfahrt den Wirkungsort von Bruder Klaus. Zu diesem sind Medienvertreter nicht zugelassen.

Treffen mit Cassis in Bern

Anlass des Besuchs von Parolin in der Schweiz ist die Feier des 100-Jahr-Jubiläums der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen der Schweiz und des Heiligen Stuhls. Am Montag trifft sich Parolin zunächst in Bern mit Aussenminister Ignazio Cassis zu offiziellen Gesprächen. Anschliessend sind Cassis und Parolin zu Gast bei der Evangelisch-Reformierten Kirche Schweiz. Die offizielle Feier des Jubiläums findet am Montagnachmittag an der Uni Freiburg statt.


Hauptzelebrant Kardinal Pietro Parolin (Mitte) während des Gottesdienstes. | © Screenshot Youtube
7. November 2021 | 12:17
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