Papst Franziskus neben ukrainischen Geflüchteten. Er küsst eine ukrainische Flagge aus Butscha.
Vatikan

Papst Franziskus: Ukraine-Reise würde «höhere Ziele» gefährden

Papst Franziskus schliesst einen Besuch in der Ukraine unter den aktuellen Umständen aus. «Ich kann nichts tun, was die höheren Ziele gefährden würde – nämlich ein Ende des Krieges, einen Waffenstillstand oder zumindest einen humanitären Korridor», sagte er im Interview mit der argentinischen Zeitung «La Nacion».

Er sei bereit, «alles zu tun», was in seiner Macht stehe, um zu einer friedlichen Lösung beizutragen. Dabei müsse sich ein Papst allerdings an diplomatische Gepflogenheiten halten. Öffentliche Kritik an Staatsoberhäuptern oder Staaten sei nicht hilfreich. «Was würde es dem Papst nützen, nach Kiew zu reisen, wenn der Krieg am nächsten Tag weitergeht?», so das Oberhaupt der katholischen Kirche.

Alleine beim russischen Botschafter

«Der Vatikan ruht nie», versicherte der 85-Jährige. Es gebe vielfältige Bemühungen und Vermittlungsversuche auf verschiedenen Ebenen. So habe er selbst kurz nach Kriegsbeginn den russischen Botschafter beim Heiligen Stuhl besucht: «Ich war allein. Ich wollte nicht, dass mich jemand begleitet. Das war meine persönliche Verantwortung.»

Papst Franziskus hält eine ukrainische Fahne, die er aus dem ukrainischen Ort Butscha erhalten hat.
Papst Franziskus hält eine ukrainische Fahne, die er aus dem ukrainischen Ort Butscha erhalten hat.

Ukrainische Flagge geküsst

Konkrete Inhalte der Unterredung mit dem russischen Diplomaten nannte der Papst nicht, doch er liess in dem Interview durchblicken: «Es ist für jeden, der es genau sehen will, klar, dass ich der Regierung signalisiert habe, dass sie den Krieg im nächsten Augenblick beenden kann.» Jede Art von Krieg sei in der heutigen Zeit «anachronistisch». Darum habe er kürzlich öffentlich die ukrainische Flagge geküsst. Dies sei «eine Geste der Solidarität» mit den Toten, ihren Familien und den Flüchtlingen gewesen.

Gutes Verhältnis mit Kyrill I.

Der Papst äusserte sich auch zum russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I., der als enger Verbündeter von Präsident Wladimir Putin gilt. Sein Verhältnis zu Kyrill sei nach wie vor «sehr gut», betonte Franziskus. Er bedauere, dass der Vatikan ein für Juni in Jerusalem geplantes zweites Treffen habe absagen müssen. Eine solche Begegnung hätte unter den derzeitigen Gegebenheiten «zu viel Verwirrung führen können». Dennoch sei aus seiner Sicht Verständigung besser als Konfrontation. (kna)


Papst Franziskus neben ukrainischen Geflüchteten. Er küsst eine ukrainische Flagge aus Butscha. | © KNA
22. April 2022 | 13:17
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