Kardinal Raniero Cantalamessa, Hausprediger des Papstes.
Vatikan

Päpstlicher Hausprediger mahnt Veränderungen in der Kirche an

Die katholische Kirche muss sich nach Worten des päpstlichen Hauspredigers, Kardinal Raniero Cantalamessa, dringend weiter reformieren. Zur Begründung verwies er in einem Vortrag am Freitag vor führenden Kurienmitgliedern im Vatikan auf die «schwindelerregende Beschleunigung» gesellschaftlicher Veränderungen seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965).

Die Frage des Umgangs mit Laien und insbesondere mit Frauen heute verglich der einflussreiche Theologe und Experte für das frühe Christentum mit der bahnbrechenden Öffnung der Urkirche gegenüber Nichtjuden. In der innerkirchlichen Auseinandersetzung rief er zu Fairness und gegenseitigem Wohlwollen auf.

Auf den Heiligen Geist hören

Wie in den Anfangszeiten müsse die Kirche den Mut haben, auf den Heiligen Geist zu hören, betonte Cantalamessa. Dies gelte besonders für die Arbeiten zur im Herbst beginnenden Weltsynode, bei der es um ein neues Miteinander in der katholischen Kirche gehen soll.

Seit dem Zweiten Vatikanum sind Laiinnen und Laien in der katholischen Kirche auf dem Vormarsch.
Seit dem Zweiten Vatikanum sind Laiinnen und Laien in der katholischen Kirche auf dem Vormarsch.

«Geschichte und Leben der Kirche sind mit dem Zweiten Vatikanum nicht stehengeblieben», sagte der Kardinal. Seit dem Konzil in den 1960er Jahren hätten sich während eines Jahrzehnts Veränderungen ereignet wie früher in einem oder zwei Jahrhunderten.

«Unverrückbares Ziel»

Nachdrücklich warnte Cantalamessa vor einem Versuch, wie bei dem gegen die Reformation gerichteten Konzil von Trient (1545-1563) ein «unverrückbares Ziel» aufzurichten. Wenn das Leben der Kirche stillstünde, würde sie sich wie ein aufgestauter Fluss «in einen Morast oder einen Sumpf» verwandeln.

Papst Franziskus predigt bei der Aschermittwochsmesse am 22. Februar 2023.
Papst Franziskus predigt bei der Aschermittwochsmesse am 22. Februar 2023.

Im Diskurs über Kirchenreformen mahnte der Kapuziner Cantalamessa, tolerant und «weniger verbohrt in unsere persönlichen Überzeugungen» zu sein. Statt auf eigenen Argumenten herumzukauen, solle sich jeder in die Lage des anderen versetzen.

Erste von fünf Fastenpredigten

Dies gelte nicht nur in Bezug auf einzelne Personen, sondern auch auf Denkrichtungen, mit denen man nicht einverstanden sei, so Cantalamessa. Der Prediger des päpstlichen Hauses äusserte sich in der ersten von fünf Fastenpredigten, die die Kurienleitung auf Ostern einstimmen sollen. (cic)


Kardinal Raniero Cantalamessa, Hausprediger des Papstes. | © Screenshot VaticanNews
3. März 2023 | 18:25
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