Kardinal Walter Kasper
International

Ökumene ist ein Gewinn für alle Beteiligten

Der emeritierte deutsche Kurienkardinal Walter Kasper hat zu weiteren Anstrengungen für die Ökumene, für das Gespräch zwischen den christlichen Konfessionen, aufgerufen. «Ökumene ist kein Verlustgeschäft, sondern ein Gewinn für beide Seiten», sagte der frühere vatikanische «Ökumene-Minister».

Kasper war Vorgänger des Schweizer Kardinals Kurt Koch als Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen. An einer Veranstaltung zum 500. Jahrestages der «Leipziger Disputation» sagte er: «Die Einheit der Kirchen kann man nicht am Schreibtisch erfinden. Sie muss im Leben und von unten in den Gemeinden wachsen.» Die Einheit zwischen Katholiken und Protestanten könne man weder machen noch erzwingen: «Aber man muss die Schritte tun, die möglich sind.»

Theologen sind sich nahe gekommen

Kasper betonte, dass die Theologen beider Konfessionen sich inzwischen «sehr nahe gekommen» seien. «Auch sind die Konfessionsgrenzen heute durchlässig geworden.» Gleichwohl sei etwa beim gemeinsamen Kommunion-Empfang «bisher ein zufriedenstellender Konsens – zumindest auf offizieller Ebene – noch nicht erreicht».

Der evangelische Berliner Alt-Bischof Wolfgang Huber mahnte eindringlich, hier weitere Schritte aufeinander zuzugehen und endlich den Hoffnungen vieler Christen entgegenzukommen. Zugleich erklärte er, dass es zwischen den beiden Kirchen auch Unterschiede gebe, die grösser geworden seien, etwa beim Zugang von Frauen zum kirchlichen Amt. «Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass es einen ökumenischen Weg gibt, wo wir als evangelische Kirche diesen Schritt wieder rückgängig machen», unterstrich der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Frauenordination als «Teilproblem» der Ämterfrage

Kasper bezeichnete die «Amtsfrage» als Grundfrage der Ökumene. «Wie wird Jesus Christus verbindlich bezeugt, ist dabei die entscheidende Frage», so der Kardinal. Die Frage der Frauenordination sei ein «Teilproblem» davon. Huber bezeichnete die Amtsfrage ebenfalls als «riesige Herausforderung».

Die evangelische Kirche nehme «sehr aufmerksam» wahr, dass die katholische Kirche bei ihren gegenwärtigen Diskussionen im Zuge des Synodalen Wegs auch ihr Amtsverständnis neu in den Blick nehme und frage, ob «Lehre, Liturgie und Leitung unbedingt in einer Hand liegen müssen». Huber betonte: «Das hat eine ökumenische Relevanz und ist sich selbst ein wichtiger Beitrag zum ökumenischen Weg.» (kna)

Kardinal Walter Kasper | © KNA
27. November 2019 | 11:35
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Leipziger Disputation 1519

Die «Leipziger Disputation» war ein dreiwöchiges theologisches Streitgespräch im Sommer 1519. An der protokollierten Debatte beteiligten sich auf der einen Seite die Wittenberger Professoren Andreas Bodenstein (1486-1541), genannt Karlstadt, und Martin Luther (1483-1546) sowie auf der anderen Seite der Ingolstädter Professor Johannes Eck (1486-1543).

Das Zusammentreffen fand zwei Jahre nach der Veröffentlichung von Luthers 95 Thesen gegen den Ablasshandel statt, die als Beginn der Reformation gilt. In der Leipziger Pleissenburg standen jedoch die Fragen im Mittelpunkt, welche Autorität der Papst und die Konzilien in der Kirche haben und inwieweit die Heilige Schrift massgeblich ist.

Die «Leipziger Disputation» gilt als wichtige Station für die Entwicklung der lutherischen Theologie und damit die Trennung zwischen evangelischer und katholischer Kirche. Luther bekannte dabei seine endgültige Abkehr vom Papsttum. (kna)