Wallfahrt nach Glis
Schweiz

Oberwalliser Wallfahrt zur Muttergottes auf dem Glisacker: «Einmal kamen sogar 7'000 Leute»

Am Mittwoch hat der Katholische Frauenbund Oberwallis KFBO eine Wallfahrt zur Kirche Mutter Gottes auf dem Glisacker unternommen. Kirche und Wallfahrt haben eine bewegte Geschichte.

Vera Rüttimann

Ab Brig Bahnhof ist das Postauto voll mit Leuten, die zur Kirche Mutter Gottes auf dem Glisacker gelangen wollen. Andere kommen von Visp aus bis nach Glis-Dorf. Die Kirche liegt erhöht unmittelbar an der Kantonsstrasse von Visp nach Brig. Von der Kirch aus hat man einen wunderbaren Blick auf die jetzt schon weissen Gipfel der Belalp.

Beten zu Maria in Glis.
Beten zu Maria in Glis.

Vor dem Gottesdienst reden die Leute mit Paul Martone, Dekan und Pfarrer der Pfarreien Raron, St. German und Ausserberg. Auch Generalvikar Richard Lehner, der konzelebriert, ist da.

Bekannte Wallfahrtskirche

Die Mutter Gottes auf dem Glisacker ist einer der bekanntesten Marienwallfahrtsorte der Schweiz Die Kirche kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Was nur Einheimische wissen: Bis zum Jahre 1642 gehörte Glis zur Pfarrei Naters.

Die Marien-Wallfahrtskirche in Glis.
Die Marien-Wallfahrtskirche in Glis.

Diese Kirche gilt Kennern als das Zentrum des frühen Christentums im Oberwallis. Die schmucke Kirche stammt aus dem 7. Jahrhundert. Archäologen haben Ende der 80er Jahre in der Kirche entdeckt, dass hier schon die frühen Christen getauft haben.

«Immer, wenn Gefahren wie Kriege oder Naturkatastrophen waren, hat man Wallfahrten hierher gemacht.»

Paul Martone, Pfarrer

Lange Wallfahrtstradition

Die Wallfahrt des katholischen Frauenbundes zur Kirche Mutter Gottes auf dem Glisacker findet seit mehreren Jahrzehnten statt. Paul Martone sagt: «Immer, wenn Gefahren wie Kriege oder Naturkatastrophen waren, hat man Wallfahrten hierher gemacht. Intensiv auch während des Zweiten Weltkrieges. Einmal kamen sogar 7’000 Leute.»

Paul Martone
Paul Martone

Auch für ihn ist diese Wallfahrt immer ein besonderer Tag. «Diese Kirche ist der Wallfahrtsort des Oberwallis. Einmal pro Jahr sind alle eingeladen zum Gottesdienst und Rosenkranzgebet», sagt er. Zu bestaunen gebe es in der Kirche zudem einen prächtigen gotischen Altar.

«In jedem Dorf eine Marienkapelle»

Schon als er in dieser Kirche Vikar gewesen sei, habe die Zahl der Wallfahrts-Teilnehmer allerdings abgenommen. Und doch werde die Marien-Frömmigkeit in dieser Gegend hier noch wirklich gelebt und zelebriert. «In jedem Dorf hier gibt es eine Marienkapelle», weiss er.

Beim Gottesdienst.
Beim Gottesdienst.

Schön sei, dass jedes Jahr eine andere Frauen- und Müttergemeinschaft diesen Wallfahrtstag gestalte. Das zeige auch, dass das Vereinsleben in dieser Pfarrei, überhaupt im Oberwallis, noch sehr lebendig sei. Paul Martone nennt unter anderem Veranstaltungen für Senioren, Adventsfeiern und Andachten.

«Selbstfürsorge ist wichtig»

Gut hundert Frauen sitzen in den Bänken, als der Gottesdienst beginnt. Das Thema der diesjährigen Wallfahrt lautet: «Ich bin jemand. Achtsamkeit für mich.» Paul Martone sagt in seiner Predigt: «Wie oft sind wir für andere da. Was wir nicht wissen, wie oft wir uns selber vernachlässigen.»  Fürsorge schenke man vielen Menschen. Unsere Selbstfürsorge aber komme zu kurz.

Paul Martone weiter: «Wenn es einen Fehler gibt bei den Frauen, ist es der, dass sie vergessen, was sie wert sind.» In seiner Predigt betont der Priester, wie wichtig es ist, sich selbst nicht abzuwerten.

Schöner Friedhof mit schmucken Grabstellen.
Schöner Friedhof mit schmucken Grabstellen.

«Wenn wir uns am Morgen in den Spiegel sehen, machen wir uns bewusst, dass es genau der Mensch ist, den Gott gemacht hat», sagt er.  Wenn wir uns selber aufgeben und aufbrauchen, sei das nicht der Wille Gottes.

«Diese Kirche ist für mich ein besonderer Anziehungsort.»

Madeleine Kronig, Theologin

Die Frauen-  und  Müttergemeinschaft  Raron  gestaltet  die  Wallfahrt. Nach dem Gottesdienst steht Madeleine Kronig vor der Kirche. Die Theologin ist unter anderem geistliche Begleiterin des katholischen Frauenbund Oberwallis und Leiterin der Katechese. Sie selbst gehört zur Pfarrei Glis. Sie sagt: «Diese Kirche ist für mich ein besonderer Anziehungsort.»

Schmucke Grabsteine und Kreuze

Madeleine Kronig zeigt dem Gast den Friedhof. Er ist nicht nur mit vielen schmucken Grabsteinen und Kreuzen belegt. Auf ihm liegen besondere Persönlichkeiten. So unter anderem Kaspar Jodok Stockalper.

Stattliches Wappen auf dem Grabstein.
Stattliches Wappen auf dem Grabstein.

Der Baumeister liess von 1648-68 durch die Gebrüder Bodmer aus Prismell (Riva) die barocke Pfeilerbasilika mit Tuffsteinsäulen errichten. Zudem ist hier auch das Grab der Familie von Bundesrat Joseph Escher zu sehen.


Wallfahrt nach Glis | © Vera Rüttimann
6. Oktober 2022 | 14:55
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