Missbrauch: Erzbischof Zollitsch räumt Fehler und Schuld ein

Der frühere Bischofskonferenz-Vorsitzende und Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch (84) hat nach langem Schweigen Fehler und persönliche Schuld bei der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und Missbrauch in der Kirche eingeräumt.

In einem am Donnerstag in Freiburg veröffentlichten neunminütigen Video bittet Zollitsch die Opfer um Verzeihung «für das zusätzliche Leid, das Ihnen mein Verhalten bereitet hat».

Nicht genügend Empathie gezeigt

Zollitsch sagte, er sei Missbrauchsbetroffenen, die sich an ihn wandten, nicht mit genügend Empathie begegnet. Sein Fehler sei gewesen, das Ausmass und die Folgen von Missbrauch für die Betroffenen nicht erkannt zu haben. Auch habe er es versäumt, Missbrauchsfälle offen zu legen. Zollitsch sprach von «gravierenden Fehlern», die er «von ganzem Herzen» bereue.

Kultur des Schweigens

Im zweiten Teil des Videos argumentiert Zollitsch, er sei als Verantwortlicher im Erzbistum Freiburg eingebunden gewesen in ein «System, das im Umgang mit sexualisierter Gewalt von einer gewachsenen und einvernehmlich getragenen Kultur des Schweigens und der Verschwiegenheit nach aussen, des Korpsgeistes und des Selbstschutzes» geprägt gewesen sei. Er übernehme die persönliche und moralische Verantwortung, so Zollitsch. Er verwies zugleich darauf, dass er immer im Austausch mit anderen Leitungsverantwortlichen im Bistum gestanden habe.

20 Jahre Personalchef des Bistums

Zollitsch leitete das Erzbistum Freiburg von 2003 bis 2014. Zuvor war er 20 Jahre lang Personalchef des Bistums und in dieser Position vielfach mit Menschen befasst, denen Missbrauch zur Last gelegt wurde. Von 2008 bis 2014 war Zollitsch zudem Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. Ab 2010 begann die katholische Kirche in Deutschland mit der Aufarbeitung von Missbrauch und sexualisierter Gewalt durch Priester und Kirchenmitarbeitende. (kna)


Wegen aktiver Missbrauchsvertuschung: Robert Zollitsch wird ein Begräbnis im Freiburger Münster verwehrt bleiben. | © wikimedia Commons/Christliches Medienmagazin pro, CC BY 2.0
6. Oktober 2022 | 11:06
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