Metropolit Hilarion
Schweiz

Metropolit Hilarion: «Mit gebrochenem Herzen verfolge ich die jüngsten Entwicklungen in der Ukraine»

Letzte Woche hat kath.ch über die «Suspendierung» des russischen orthodoxen Metropoliten Hilarion Alfeyev berichtet. Barbara Hallensleben stellt klar: Der Metropolit hatte bereits am 3. März 2022 seine Titularprofessur niedergelegt.

Barbara Hallensleben*

Das Sekretariat des Metropoliten übermittelt auf Anfrage der «Freiburger Nachrichten» und in einer direkten Mitteilung an die Autorin folgende Nachricht, die hier in voller Länge in deutscher Übersetzung dokumentiert wird und den Brief des Metropoliten vom 3. März einschliesst:

Der Brief war «ausdrücklich als vertraulich erklärt»

«S.E. Metropolit Hilarion hat mich befugt, Ihnen den Brief mitzuteilen, den er am 3. März 2022 an Prof. Delgado gesandt hat. Er war ausdrücklich als vertraulich erklärt, doch da Prof. Delgado die Entscheidung getroffen hat, die Angelegenheit in die Öffentlichkeit zu bringen, hat S.E. entschieden, den Inhalt seines Briefes offenzulegen.»

Das Schreiben im Wortlaut

«Mit gebrochenem Herzen verfolge ich die jüngsten Entwicklungen in der Ukraine und ihrer Umgebung. Seit 2009, als ich zum Vorsitzenden des Departements für kirchliche Aussenbeziehungen des Moskauer Patriarchats ernannt wurde, und vor allem seit 2014, als der Konflikt in der Ostukraine begann, habe ich viel Mühe und Energie investiert, um Versöhnung und Frieden zwischen dem russischen und dem ukrainischen Volk herbeizuführen und auch vielen Christen in der Ukraine geholfen zu überleben.

Wenn man wirkliche Ergebnisse erzielen will, geschieht dies in der Regel nicht durch öffentliche Erklärungen, sondern durch eine tägliche schwere und anstrengende Arbeit, die zum grossen Teil hinter verschlossenen Türen stattfindet. Diese Arbeit hat sich in den letzten Tagen erheblich intensiviert und wird weitergehen, bis der Konflikt vorbei ist. Die Kirche, der ich angehöre, tut ihr Möglichstes, um leidenden Menschen zu helfen, ihr Leben zu retten und den Konflikt zu beenden. Und ich empfinde es als Gottes Segen, mich an dieser Arbeit zu beteiligen.

Es ist jedoch nicht das, was die Fakultät von mir erwartet. Unter diesen Umständen halte ich es für angemessen, meine Titularprofessur niederzulegen und Ihnen persönlich und der Fakultät für viele Jahre fruchtbarer Zusammenarbeit zu danken.»

* Barbara Hallensleben (65) ist Professorin für Dogmatik und Theologie der Ökumene in Freiburg i.Ü. Sie ist Konsultorin des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Mitglied der Internationalen orthodox-katholischen Dialogkommission und Mitglied einer Studienkommission zum Frauendiakonat.


Metropolit Hilarion | © zVg
15. März 2022 | 07:35
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