Kirchenschatz St. Leodegar in Luzern: Büsten von Madonna mit Jesuskind und dem Heiligen Leodegar
Schweiz

Luzerner Stiftsschatz erstrahlt in neuem Licht

Luzern, 31.3.18 (kath.ch) Zum 1250-Jahr-Jubiläum öffnet das Chorherrenstift St. Leodegar in Luzern seine Schatzkammer. Am Ostermontag sind die wertvollen Gegenstände des liturgischen Gebrauchs erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Ausstellung wird kuratiert und präsentiert von Urs-Beat Frei. Der Luzerner hat sich dem Erhalt kirchlicher Kulturgüter verschrieben.

Regula Pfeifer

Der Raum ist dunkel, nur eine Kerze brennt. Es ertönt der lateinische «Hymnu», der über der Tür des Raums zu lesen ist und bei Kircheneinweihungen  gesungen wird. Nun gehen die Lichter an – und das Chorherrenstift St. Leodegar zeigt seine Schätze. Der Ausstellungskurator öffnet einen Schrank nach dem anderen und gibt so die goldenen und silbernen Kostbarkeiten für die Liturgie dem Auge der Besucher preis.

So will Urs-Beat Frei die Führungen durch die Kirchenschatz-Ausstellung in der Hofkirche Luzern inszenieren. Der Ausstellungsmacher und Dozent hat vom Propst den Auftrag erhalten, die wertvollen sakralen Gegenstände des Chorherrenstifts neu zu präsentieren. Dies zum 1250-Jahr-Jubiläum des Stifts. Die erste Führung findet am Ostermontag statt, weitere werden bis im November angeboten – «mindestens», meint Frei. Er hofft auf eine längerfristige Institutionalisierung.

Kultur zieht junge Menschen an

Der frühere Leiter des Museums Bruder Klaus in Sachseln ist überzeugt: Der Schatz des Luzerner Chorherrenstifts gehört mit zu den wichtigsten Kirchenschätzen der Schweiz. Diesen sollte eine breite Öffentlichkeit kennen lernen. Denn über ihre Kulturgüter könne die Kirche auch ganz andere Menschen erreichen als sonst, ist Frei überzeugt. Das Kölner Diözesanmuseum Kolumba etwa ziehe viele junge Besucherinnen und Besucher an. Der Ausstellungsmacher setzt sich seit Jahren für die Bewahrung der sakralen Kulturgüter der Schweiz ein und  ist erfreut, sich hier engagieren zu können.

Es sollte aber noch mehr unternommen werden, um solche Schätze zu bewahren, sagt er und zeigt auf ein Altar-Reliquiar. Da blättert das Gold vom Holz ab. An einem anderen Objekt sieht der Spezialist einen Holzwurm am Werk und eine Hinterglasmalerei scheint unter der Feuchtigkeit zu leiden. Um diese kostbaren Gegenstände auch für kommende Generationen zu erhalten, müssten sie künftig in einem adäquaten Klima aufbewahrt werden, sagt Frei.

«Schatzkammer» wird Ausstellungsraum

Aktuell ist Frei daran, die neben dem Chor der Hofkirche liegende «Schatzkammer» wieder zu einem Ausstellungsraum zu machen; denn als solcher wurde die Nebensakristei 1933 konzipiert. Dazu mussten zwischengelagerte Gegenstände aus dem Raum entfernt, die Lichtführung neu gestaltet und Schränke frisch gestrichen werden.

Nun erscheint das farbige Art-Deco-Deckengemälde des Luzerner Künstlers Alfred Schmidiger aus dem Jahr 1933 in neuem Licht. Und die ausgeleuchteten Schränke zeigen teils ihre Holzfaserung, teils eine tiefblaue Farbe, mit der die goldenen Monstranzen, Kelche und gold-silbernen Heiligenbüsten wunderbar kontrastieren.

Gepanzerte Schränke

Die blauen Schränke enthalten die wertvollsten Gegenstände und sind entsprechend gepanzert. Diese Vorsichtsmassnahme aus dem Jahr 1933 hat durchaus ihre Berechtigung. Denn im 19. Jahrhundert wurde eine bedeutende gotische Monstranz – ein kunstvolles Behältnis zur Präsentation einer Hostie – gestohlen.

Die anderen historisch und kunsthistorisch wertvollen Gegenstände sind noch da. In einem blauen Schrank stehen ein vergoldetes Vortragekreuz und ein Messbucheinband, der als Silberrelief gestaltet ist. «Das sind die ältesten Glanzstücke des Stiftsschatzes», sagt Frei. Sie stammen aus dem 12. Jahrhundert und sind Schenkungen des Propstes Ulrich von Eschenbach, also jenes Mannes, der damals das Luzerner Benediktinerkloster leitete. Mitte des 15. Jahrhunderts wurde es in ein weltliches Chorherrenstift umgewandelt. Das Stift durfte auf diese Weise den grossen Besitz behalten, der dem Kloster nicht angestanden hätte.

Beute aus dem Burgunderkrieg

Wertvoll ist auch der Burgunderkelch. Gemäss dem ersten Stiftsschatz-Inventar vom Ende des 16. Jahrhunderts nahmen ihn die Eidgenossen bei der Schlacht von Murten (1476) dem besiegten Burgunder Herzog ab. Später sei er dem Stift geschenkt worden, sagt Frei. Er zeigt auf die kreisrunden Medaillons auf dem Kelch, die aus winzigen Goldkügelchen gearbeitet wurden. Sie stellen die Evangelistensymbole als geflügelte Wesen dar: einen Stier, einen Löwen, einen Adler  sowie einen Menschen.

Auch silbern-goldene Büsten fallen auf. Da steht eine Madonna-Büste mit Jesuskind, das an einer schweren Kette um den Hals das Chorherrenkreuz trägt. Daneben zeigt sich der Heilige Leodegar mit ausgestochenen Augen auf einem Tablett.

Niklaus von Flüe kniet am Boden

Mitten im Raum, neben anderen Objekten, die noch keinen Platz gefunden haben, steht eine Figur des Niklaus von Flüe. Der Heilige kniet auf einem Sockel, der an eine Schatztruhe erinnert. Die silberne Figur hatte ein Zuger Goldschmied für das Chorherrenstift Beromünster geschaffen. 1798 sollte sie das Stift einschmelzen und an die Franzosen abliefern. Den Luzerner Chorherren gelang es, die wertvolle Niklaus-von-Flüe-Figur gegen eine weniger wertvolle einzutauschen und so zu retten.

Den Luzerner Chorherren gelang es, die wertvolle Niklaus-von-Flüe-Figur gegen eine weniger wertvolle einzutauschen.

Die Schätze des Chorherrenstifts sind keine reinen Ausstellungsobjekte. «Einige der wertvollen liturgischen Gegenstände sind an Hochfesten noch im Gebrauch», weiss Frei. Er zeigt auf zwei Retabelreliquiare mit Darstellungen der Geburt Jesu. Sie werden jeweils an Weihnachten aufgestellt.

Eröffnung und erste öffentliche Führung durch die Schatzkammer-Ausstellung: Ostermontag, 2. April, 16.30 Uhr, in der Hofkirche Luzern. Weitere Führungen siehe www.chorherrenstift.ch

Kirchenschatz St. Leodegar in Luzern: Büsten von Madonna mit Jesuskind und dem Heiligen Leodegar | © Oliver Sittel
31. März 2018 | 09:46
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