Bastelarbeiten aus Oberrieden ZH
Schweiz

Kinder sammeln Geld für syrische Flüchtlingskinder

Zürich, 25.11.16 (kath.ch) Diese Woche haben Tausende Kinder bei der Sternenwoche von Unicef Schweiz mitgemacht. Noch bis Sonntag führen sie eigene Projekte durch und sammeln damit Geld für syrische Flüchtlingskinder im Libanon. Charlotte Schweizer, Mediensprecherin des Kinderhilfswerks, erzählt im Interview mit kath.ch von den Aktionen und dem Beitrag der Unicef.

Sylvia Stam

Wie engagieren sich die Kinder in der Sternenwoche?

Charlotte Schweizer: Auf sehr kreative Weise. Bei einem Projekt haben Kinder ein Hörspiel auf CD aufgenommen und diese dann verkauft. Letztes Jahr hat eine Schulklasse Agenden gebastelt, sie in 15 Sprachen herausgegeben und der Gemeinde verkauft. Die Gemeinde hat diese den Neuzuzügern zur Verfügung gestellt. Dann gibt es klassischere Projekte, wo Kinder für ältere Menschen einkaufen gehen oder Dinge basteln, die sie von Tür zu Tür verkaufen.

Wie funktioniert die Rekrutierung der Kinder?

Schweizer: Die Kinder kommen von sich aus auf Unicef zu. Viele haben schon einmal bei der Sternenwoche-Aktion mitgemacht und erzählen in der Schulklasse oder Freunden davon. Es gibt ja verschiedene Kategorien, etwa Einzelkinder, Familien oder Teams. Durch die Unterstützung der Zeitschrift «Schweizer Familie», welche die Aktion bewirbt und der auch die Spendenböxli beiliegen, werden ebenfalls viele Kinder auf die Aktion aufmerksam.

Geht Unicef auch selber aktiv auf Kinder zu, etwa über Schulen?

Schweizer: Unicef kontaktiert Schulen, die bereits einmal teilgenommen haben, und weist sie auch auf die Idee der Kinder-Pressekonferenz hin. Hierbei laden Schulklassen Medien ein und erklären diesen, wie und wo sie Spenden sammeln werden und für welches Projekt. Unicef unterstützt die Schulen bei der Organisation solcher Konferenzen.

Werden Kinder da nicht fürs Spendensammeln instrumentalisiert?

Schweizer: Nein, weil die Initiative wirklich von den Kindern ausgeht. Unicef kontaktiert keine Kinder und sagt: «Mach das!» Die Sensibilisierung von Kindern für die Problematik halten wir für wichtig. Kinder dürfen wissen, dass es auf der Welt andere Kinder gibt, die zum Beispiel nicht in die Schule gehen können. Dass die einheimischen Kinder die eigene Zeit und die eigene Arbeit für die Verbesserung solcher Situationen einsetzen, dünkt uns fast noch wichtiger als die Summe, die schliesslich zusammenkommt. Und für die empfangenden Kinder ist es ein schöner Gedanke, dass andere Kinder sich für sie eingesetzt haben.

Für die empfangenden Kinder ist es schön, dass andere Kinder sich für sie eingesetzt haben.

Auf der Homepage zur Sternenwoche steht: «Du sammelst so lange, bis das Böxli voll ist». Das ist ganz schön befehlend!

Schweizer: An den Pressekonferenzen sage ich den Kindern explizit, dass sie nicht enttäuscht sein sollen, wenn sie sich hohe Ziele gesetzt haben und diese dann nicht erreichen. Wichtig ist uns primär das Engagement. Wir nennen keinerlei Beträge, es gibt auch keine Mindestbeträge.

Für die Teams heisst es aber auf der Homepage «Das Ziel ist es, als Team 5’000 Franken zu sammeln.» Ein recht hoher Betrag!

Schweizer: Der Aufruf für die Teams richtet sich nicht ausschliesslich an Kinder. Es sind generell grössere Gruppen, zum Teil auch mit Erwachsenen, die sich zusammenschliessen und sich als Herausforderung ein Ziel von 5000 Franken setzen möchten. Das sind zum Teil ganze Quartiere oder Familien, die sich als Team registrieren. Diese Teams werden von Unicef kommunikativ stärker unterstützt.

Was bekommen die Kinder für ihr Engagement?

Schweizer: Alle, die bei der Sternenwoche mitgemacht haben, erhalten eine Einladung an die «Award Ceremony». Hier werden die originellsten Projekte ausgezeichnet. Der Award ist nicht an die Höhe des gesammelten Betrags gebunden.

Wieviel Geld kommt im Schnitt zusammen?

Schweizer: In den zwölf Jahren, seit es die Aktion gibt, haben etwa 97 000 Kinder mitgemacht und es sind insgesamt rund 5,7 Millionen Franken zusammengekommen. 2015 waren es über 400’000 Franken.

In zwölf Jahren haben 97’000 Kinder rund 5,7 Millionen Franken gesammelt.

Wie werden die einzelnen Aktionen seitens Unicef begleitet oder koordiniert?

Schweizer: Eine für die Aktion verantwortliche Ansprechperson steht den Kindern und Familien für Fragen jeglicher Art zur Verfügung. Eine eigentliche Koordination seitens Unicef gibt es aber nicht. Wir stellen natürlich Informationsmaterial zur Verfügung, Fähnchen und Sammelboxen, damit sie kennzeichnen können, wofür sie sammeln. Zusätzlich gibt es eine Webseite zur Sternenwoche, wo die Kinder diverse Informationen erhalten.

Worin besteht die Winterhilfe für syrische Kinder im Libanon?

Schweizer: Die Flüchtlingskinder im Libanon, die Unicef unterstützt, leben in so genannten informellen Zeltlagern. Dies sind keine offiziellen UNHCR-Flüchtlingslager. Darum sind diese Lager wirklich sehr bescheiden ausgestattet. Sie sind nicht geheizt – doch im Libanon kann es im Winter schneien. Letztes Jahr habe ich dort Kinder in Plastiksandalen gesehen. Unicef sorgt hier dafür, dass die Kinder richtige Schuhe, warme Kleider und Decken bekommen. Weiter schauen wir, dass die Schulen geheizt werden.

Andere Hilfswerke sind ebenfalls in Flüchtlingslagern im Libanon engagiert. Gibt es da eine Zusammenarbeit?

Schweizer: Bei der Umsetzung der Projekte der Sternenwoche arbeitet Unicef mit der Regierung und mit lokalen NGO’s zusammen.

Wie sieht diese Zusammenarbeit konkret aus?

Wir haben erreicht, dass Flüchtlingskinder in libanesische Schulen eintreten können.

Schweizer: Unicef koordiniert zum Beispiel Bildungsprogramme für syrische Flüchtlingskinder im Libanon und arbeitet dafür mit der libanesischen Regierung zusammen. Wir haben erreicht, dass Flüchtlingskinder in öffentliche libanesische Schulen eintreten können. Dafür brauchen sie aber Intensivkurse, um verpassten Schulstoff wieder aufzuholen, denn viele von ihnen sind aufgrund des Konflikts und wegen ihrer Flucht jahrelang nicht zur Schule gegangen. Hierfür arbeitet Unicef mit libanesischen NGO zusammen, die mit dem libanesischen Schulsystem vertraut sind.

Bastelarbeiten aus Oberrieden ZH | © Sternenwoche Unicef Schweiz 2016
27. November 2016 | 09:00
Lesezeit: ca. 3 Min.
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Unicef Sternenwoche

Die Sternenwoche ist eine gemeinsame Aktion von Unicef Schweiz, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, und der Zeitschrift «Schweizer Familie». Jedes Jahr engagieren sich Kinder in der ganzen Schweiz, um Spenden für Kinder in Not zu sammeln. Dieses Jahr wird der Erlös für Winterhilfe und Schulbildung für syrische Flüchtlingskinder im Libanon eingesetzt. Die Sammelaktion findet jeweils in der Woche vor dem 1. Advent statt, dieses Jahr vom 21. bis 27. November.