Zitat
Karin Iten kritisiert Bischof Bonnemain: Veronika Jehles Kündigung darf nicht schweigend hingenommen werden
«Dass beherzte und kompetente Seelsorger*innen wie Veronika Jehle an den kirchlichen Strukturen kapitulieren, darf von der Bistumsleitung nicht schweigend und kommentarlos hingenommen werden. Sie nimmt damit stillschweigend in Kauf, dass Menschen sich darin aufreiben.
Verletzt werden Menschen in der Kirche nicht nur durch Verbrechen in den eigenen Reihen, sondern durch Ignoranz. Ignoranz überhört berechtigte Kritik. Ignoranz überstrapaziert die Geduld von Menschen. Durch Ignoranz werden Menschen in ihrer Zerreissprobe nicht genug gesehen, nicht genug ernst genommen und nicht genug getragen.
Ignoranz zeugt von einem Mangel an Empathie und Resonanzfähigkeit – und ist langfristig eine Zumutung. Was nicht genügt, reicht irgendwann. Die Kritik von Veronika Jehle verdient aus der Perspektive der Prävention mehr als ein Schweigen. Veronika Jehle weist die Missio als Machtinstrument zurück. Die Missio verkörpert Macht. Sie muss deshalb mit fairen und transparenten Kriterien gekoppelt sein, die eine Relevanz für die zu leistende Arbeit haben.
Kriterien rund um private Beziehungen und Intimleben gehören nicht dazu. Dazu gibt es ganz einfach keine angemessenen und stimmigen Kriterien. Jeglicher Kriterienkatalog wird übergriffig, absurd und vermessen. Selbst erfahre Paar- oder Sexualtherapeut*innen massen sich nicht an, Prognosen oder Urteile über Intim- und Beziehungsleben anderer zu fällen. Auch Vorgesetzte müssen und können sich professionell zurücknehmen und auf Ausfragerei und Urteile verzichten. Es gibt genug andere Kriterien, die für eine Anstellung relevant sind.»
Karin Iten ist Präventionsbeauftragte des Bistums Chur. Sie reagiert auf die Kündigung von Veronika Jehle. Diese kritisiert den Reformstau in der katholischen Kirche und hat auf Ende Juni als Spitalseelsorgerin gekündigt. (rr)
Hier geht es zur › Bestellung einzelner Beiträge von kath.ch.
