Der australische Kardinal George Pell im Vatikan.
Vatikan

Kardinal Pell belastet früheren Bischof in Missbrauchsskandal

Rom/Sydney, 1.3.16 (kath.ch) Kurienkardinal George Pell hat in einem Missbrauchsskandal seinen früheren Vorgesetzten belastet. Der damalige Bischof seines Heimatbistums Ballarat, Ronald Mulkearns, habe ihn über die wahren Gründe für die Versetzung eines übergriffigen Priesters getäuscht, sagte Pell am Dienstag, 1. März, in einer Video-Befragung durch die australische Missbrauchskommission. Pell gehörte 1982 als Priester zu einem Beraterkreis von Bischof Mulkearns zum Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs.

Drei von vier Mitgliedern der Gruppe seien über die Vorwürfe gegen den später wegen Missbrauchs verurteilten Priester Gerald Ridsdale informiert gewesen, nicht jedoch er selbst, sagte Pell. Als Grund für die häufigen Versetzungen Ridsdales habe der Bischof Vorwürfe sexueller Übergriffe nie erwähnt. Zu dem Einwand, Anschuldigungen gegen Ridsdale seien seit Mitte der 70er Jahre in Umlauf gewesen, sagte Pell: »Ich wusste nicht, ob das allgemein bekannt war oder nicht. Es ist eine traurige Geschichte, und sie hat mich nicht besonders interessiert.»

«Enorme Fehler» der Kirche eingeräumt

Pell, inzwischen Leiter der zentralen Finanz- und Wirtschaftsbehörde im Vatikan, äusserte sich den zweiten Tag in Folge vor der Missbrauchskommission in Sydney. In der Nacht zu Montag, 29. Februar, hatte er «enorme Fehler» der Kirche eingeräumt und erklärt, er sei nicht angetreten, um «das Unhaltbare zu verteidigen». Mit Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand darf der 74-jährige Kardinal seine Aussage per Videoschaltung aus Rom machen.

Die australische Missbrauchskommission war 2013 von der damaligen Premierministerin Julia Gillard eingesetzt worden, um den Umgang von Kirchen, Religionsgemeinschaften und weltlichen Institutionen mit Missbrauchsfällen zu untersuchen. Der Abschlussbericht wird für Dezember 2017 erwartet. (kna)

Der australische Kardinal George Pell im Vatikan. | © KNA
1. März 2016 | 10:14
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