Kardinal Kurt Koch
Vatikan

Kardinal Koch dämpft Erwartungen an Reformationsgedenken

Rom, 18.1.17 (kath.ch) Der vatikanische Ökumeneverantwortliche, der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch, hat sich gegen überhöhte Erwartungen an das gemeinsame Reformationsgedenken 2017 gewandt. Die Hoffnung, dies könne zu einer baldigen Einheit von Katholiken und Lutheranern führen, sei «sicher nicht realistisch», schreibt Koch in einem mehrseitigen Beitrag der vatikanischen Zeitung «Osservatore Romano» (Mittwochsausgabe).

Der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen sieht im gemeinsamen Reformationsgedenken jedoch eine Chance. Hier biete sich die Gelegenheit, «weitere Schritte hin zu einer bindenden kirchlichen Einheit» zu machen, sagte der frühere Bischof von Basel.

Weder Abdriften noch Verrat

Koch erinnert in dem Artikel an das gemeinsame ökumenische Gebet von Papst Franziskus und dem Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Bischof Munib Younan. Das Treffen fand anlässlich des ökumenischen Reformationsgedenkens Ende Oktober im schwedischen Lund statt. Damit dieses «vielversprechende ökumenisches Zeichen» Früchte tragen könne, sei eine eingehendere Beschäftigung mit den Hintergründen des gemeinsamen Reformationsgedenkens nötig.

Es gehe hierbei weder um ein «Abdriften des Katholizismus in Protestantismus», wie katholische Kritiker fürchteten noch um einen «Verrat der Reformation», wie protestantische Kritiker unterstellten. Im Zeitalter der Ökumene seien solche polemische Töne früherer Zeiten überwunden.

Gedenken zum Dialog nutzen

Beide Seiten sollten das gemeinsame Gedenken zum Dialog nutzen. «Das Reformationsgedenken 2017 erinnert an 1517, die Zeit in der es noch keine Spaltung zwischen dem Reformator Martin Luther und der katholischen Kirche gab», so der Kardinal. Es sollte von Busse, aber auch Dankbarkeit und Hoffnung geprägt sein.

Der 31. Oktober 1517 gilt als Geburtsstunde der Reformation. An diesem Tag veröffentlichte Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablass. (cic)

Kardinal Kurt Koch | © zVg
18. Januar 2017 | 11:30
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Vatikan würdigt Luther mit Briefmarke

500 Jahre nach der Reformation kommt Martin Luther auf eine Briefmarke des Vatikan: Der deutsche Reformator sei Motiv einer Marke, die im Laufe des Jahres herausgegeben werde, bestätigte das vatikanische Amt für Philatelie und Numismatik am Mittwoch auf Anfrage. Anlass ist das gemeinsame Reformationsgedenken von Katholiken und Lutheranern.

Nähere Angaben zum Motiv machte das Amt nicht. Ob mit Blick darauf die vatikanische Luther-Marke den üblichen 95-Cent-Nennwert für Standardbriefe innerhalb Italiens erhält, ist offen. (cic)