Thomas Widmer, Kaplan der Päpstlichen Schweizergarde
Schweiz

Kaplan der Schweizergarde: «Unser Glaube ist nicht Theorie»

Jerusalem, 18.2.17 (kath.ch) Erstmals in ihrer über 500-jährigen Geschichte ist die Schweizergarde ins Heilige Land gepilgert. Der Besuch führte das päpstliche Armeekorps zugleich an seinen Ursprung, wie Gardekaplan Thomas Widmer am Freitagabend im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Jerusalem sagte. Widmer begleitete die erste von vier geplanten Pilgerreisen der Schweizergarde auf ihrer einwöchigen Reise durch das Heilige Land.

Andrea Krogmann

Herr Gardekaplan, auf den ersten Blick scheint es erstaunlich, dass die Schweizergarde erst im 511. Jahr ihrer Existenz ins Heilige Land pilgert. Wie kam es dazu?

Thomas Widmer: Die Idee, ins Heilige Land zu kommen, um im Glauben wachsen zu können, ist nicht neu. Jetzt liess sie sich realisieren. Künftig soll es jedem Gardisten ermöglicht werden, einmal während seiner Dienstzeit diese Erfahrung zu machen.

Unser Glaube ist nicht Theorie, sondern Begegnung mit Jesus Christus.

Was steht hinter dieser Idee?

Widmer: Unser Glaube ist nicht Theorie, sondern Begegnung mit Jesus Christus. Indem wir ins Heilige Land kommen und die Orte besuchen, an denen Jesus gelebt und gewirkt hat, ihre Steine anfassen, können wir unseren Glauben stärken. Diese Begegnung wird hier stärker fassbar und erfahrbar. Es hilft uns auch, die Bibel anders zu lesen, wenn wir mit den genannten Orten ein Bild verbinden können.

Das Heilige Land besteht nicht nur aus heiligen Stätten, sondern auch aus einer lebendigen christlichen Gemeinschaft. Bestand im Rahmen Ihrer Reise die Gelegenheit zur Begegnung mit einheimischen Christen?

Widmer: Wir haben das Caritas Babyhospital in Bethlehem besucht, zu dem wir als Schweizer einen besonderen Bezug haben. Wir haben Schwestern der geistlichen Familie «Das Werk» getroffen und auch unser Guide ist ein einheimischer Christ aus Nazareth. Von daher haben wir Kontakte mit den Christen vor Ort. Das bereichert natürlich.

Haben Sie umgekehrt das Gefühl, dass die Menschen Ihren Besuch als Stärkung empfinden?

Widmer: Ich hoffe sehr, dass es eine Bestärkung für sie im Glauben ist, zu sehen, dass Menschen ins Heilige Land kommen. Natürlich denken wir an sie im Gebet, bitten sie aber auch um ihr Gebet, weil wir das brauchen. Das scheint mir das Wichtigste.

Wenn Petrus Jesus nicht auf positive Weise geantwortet hätte, stünden die Gardisten heute nicht hier.

Für Sie persönlich ist es der erste Besuch im Heiligen Land. Wie haben Sie dies erlebt?

Widmer: Ich war sehr beeindruckt von den heiligen Orten, besonders vom heiligen Grab, an dem wir die heilige Messe feiern durften. Sehr beeindruckt hat mich auch der Primat Petri am See Genezareth, dieser Felsen, an dem man sich vorstellen konnte, wie Jesus seinen Jüngern zu essen gab. Das ist letztendlich der Ursprung der Schweizergarde: Wenn Petrus Jesus nicht auf positive Weise geantwortet hätte, stünden die Gardisten heute nicht hier. Auf einer anderen Ebene bin ich sehr beeindruckt von der grossen Verschiedenheit der Kulturen und Religionen, die hier zusammenleben. Ich hoffe, dass sie so weiterleben können, in Einheit und Frieden. (kna)

 

Thomas Widmer, Kaplan der Päpstlichen Schweizergarde | © zVg
18. Februar 2017 | 17:17
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