Fimcap-Treffen 2016, Präsidentin Liese Vandenheede (Mitte)
Schweiz

Jugendleiter aus vier Kontinenten zu Gast am Fimcap-Treffen im Melchtal

Melchtal OW, 21.8.16 (kath.ch) Der Kinder- und Jugendverband Jungwacht Blauring Schweiz (Jubla) lud zur Fimcap General Assembly ins Melchtal. Über 80 Jugendleiterinnen und Jugendleiter aus insgesamt 24 Ländern und 4 Kontinenten sind anwesend. Während zehn Tagen steht der gegenseitige Austausch sowie das Erarbeiten eines Aktionsplans im Zentrum.

Vera Rüttimann

Die Fimcap ist ein internationaler Dachverband von 35 katholischen Jugendverbänden, welcher auch Jungwacht Blauring Schweiz angehört. Alle drei Jahre treffen sich die Mitgliederorganisationen zu einer Generalversammlung. Nach 21 Jahren fand das Treffen erstmals wieder in der Schweiz statt.  Organisiert wurde es durch die ehrenamtlich tätige Fachgruppe International von Jubla Schweiz sowie dem Präsidium von Fimcap.

Die fünf «SDG’s»

Das Thema des Treffens lautete dieses Jahr: «Transforming our World: A child rights-based approach to the sustainable development goals SDG» (Die Welt verändern: Ein Zugang zu den nachhaltigen Entwicklungszielen aus Sicht der Kinderrechte).

Zum Hintergrund: Am 25. September 2015 haben die 193 Länder der UNO-Versammlung die Agenda 2030 mit dem Titel «Transforming our World» unterzeichnet. Die Mitglieder von Fimcap, so auch deren Präsidentin Liese Vandenheede, sind überzeugt, dass die Jugendorganisationen bei der Umsetzung dieses Themas eine tragende Rolle spielen können.

Jugendorganisationen können eine tragende Rolle spielen.

Während zehn Tagen konzentrieren sich die Delegierten auf die UNO-Ziele «Armutsbekämpfung», «Gute Bildung», «Gleichstellung der Geschlechter», «Verantwortungsvoller Konsum» und «Friedfertige Gesellschaft». In den Arbeitsgruppen wurden die «SDG» aus der Sicht der Kinder und Jugendlichen betrachtet, aufbauend auf den Kinderrechten, die in den vergangenen drei Jahren das zentrale Thema der Fimcap waren.

Aus Kleinem kann Grosses erwachsen

An den Planungstagen gehen die Diskussionen im Plenum jeweils hin und her. Die jungen Teilnehmer sind engagiert bei der Sache. Es prallen nicht nur verschiedene Sprachen aufeinander, sondern auch andere Ansichten, religiöse Werte und Erfahrungen. Besonders zu spüren ist dies in der Arbeitsgruppe, die sich dem Thema Gleichstellung, «Gender Equality», annimmt.

Annette Wahle, frühere Fimcap-Präsidentin, engagierte sich in diesen Tagen in dieser Arbeitsgruppe. Die Münchnerin, die durch ihre Arbeit in der Katholische jungen Gemeinde (KjG) schon viele Erfahrungen in der Gender-Arbeit und in anderen Bereichen mitbringt, weiss, dass aus kleinen Projekten manchmal Grosses entstehen kann. Das zeigte auch Rapha Breyer auf, der über das politische Engagement von Jugendorganisationen sprach.

Aus Cola-Boykott entstand Bewegung

Breyer, der beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend BDKJ tätig ist, berichtete über den Boykott von Coca-Cola-Produkten, der 2007 von katholischen Verbänden lanciert wurde. Der Getränkehersteller ignoriert nach Ansicht des BDKJ Menschenrechtsverletzungen an Mitarbeitenden in Kolumbien und ist für Wasserknappheit in Indien verantwortlich. Aus diesem Boykott ist eine ganze Bewegung der Katholischen Jugendverbände zum Thema kritischer Konsum entstanden.

Den Verantwortlichen der Versammlung ist es ein wichtiges Anliegen, die Auseinandersetzung mit Kinderrechten in den Jugendverbänden zu fördern. Annette Wahle erzählte in diesem Kontext auch über das Projekt «Ambassadors on Children’s Rights», in der sich Jugendliche auf dem Fimcap-Worldcamp zu Botschaftern der Kinderrechte ausbilden lassen konnten. Sie sagte: «Es war schön, als ich später eine E-Mail aus dem Kongo erhielt, in der jemand schrieb, dass er nun ein eigenes Seminar zu Kinderrechten durchgeführt hat. Er hat aus unseren inhaltlichen Inputs also etwas Konkretes gemacht.»

Gemeinsamer Aktionsplan

Nach der Diskussionsphase erarbeiteten alle fünf Arbeitsgruppen einen Aktionsplan und notierten konkrete Vorhaben auf, welche sie in ihren Organisationen zu Hause umsetzen wollen. Die Jubla plant mit Chiro Philippen auf dem Gebiet der «Gender Equality» in den nächsten beiden Jahren intensiv zusammenzuarbeiten.

Die Fachgruppe International wird zudem einen detaillierten Konzeptplan für Jungwacht Blauring Schweiz erarbeiten. Darin soll aufgezeigt werden, was «SDGs» sind, wie wichtig sie sind und wie in der Jubla damit gearbeitet werden kann. Ein wichtiger Punkt des Aktionsplanes ist die von der Jubla angestrebte Partnerschaft mit «TheGoals.org«, einem weltweit tätigen Bildungsportal.

Wichtiger interkultureller Austausch

Ein wichtiger Bestandteil der Generalversammlung ist auch diesmal der interkulturelle Austausch. So konnten sich einen Abend lang jede Delegation mit ihren jeweiligen prächtigen Landestrachten vorstellen und landestypische Spezialitäten präsentieren. Obwaldner Fahnenschwinger brachten den ausländischen Gästen ein Stück der hiesigen Tradition näher.

Obwaldner Fahnenschwinger zeigten Schweizer Kulturgut.

Interkulturelle Gespräche finden nach den langen Arbeitsgesprächen in den Gruppen nicht nur in der Bar in einem der Wohnblöcke des Sportcamps statt, sondern bei warmen Temperaturen auch am Lagerfeuer. «Da kam richtig Jubla-Stimmung auf», freut sich Manuela Schorr von der Fachgruppe International von Jubla Schweiz.

Von Flüchtlingskrise überschattet

Die Teilnehmer der Versammlung, die unter anderem von der «chstiftung», dem Schweizerischen Katholischen Volksverein, dem Katholischen Pfarramt Stans, den Rotary Clubs Luzern-Seetal, Obwalden, Stans und Wasserturm sowie der Stiftung pro Jungwacht Blauring finanziell unterstützt wurden, führte ein Ausflug zudem mit der Seilbahn auf Melchsee-Frutt.

Ein Wermutstropfen war jedoch, dass nicht alle eingeladenen Tagungsteilnehmer eine Visum für die Reise in die Schweiz erhalten haben. Annette Wahle sagt: «Leider wurde dieses Anliegen von der Flüchtlingskrise überschattet, so dass es noch schwerer war, Visa für unsere Mitglieder zu erhalten.»

Die Münchnerin betont jedoch: «In der heutigen Zeit finde ich solche Versammlung sehr wichtig. Man  kann sehen, wie junge Menschen aus vier Kontinenten trotz ihrer ganzen Unterschiedlichkeit fabelhaft zusammen arbeiten können.»

Fimcap-Treffen 2016, Präsidentin Liese Vandenheede (Mitte) | © Vera Rüttimann
21. August 2016 | 13:44
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Vier Stimmen vom Fimcap-Treffen

Kingsley, Catholic Youth Organisation of Nigeria, Lehrer, 35: «Die Welt verändert sich rasend. Es ist immer wichtiger, sich gemeinsam für nachhaltige Lösungen für die Probleme unserer Zeit zu engagieren. Nach diesem Treffen wird meine Botschaft an die Schüler sein: Die Umwelt ist wichtig für uns, also tragen wir Sorge für sie.»

Lotte, Präsidentin von Chiro Belgien, Lehrerin, 25: «Ich war in der Education-Gruppe, in der wir über Non-Formal-Education sprachen. Dabei war mir wichtig, die guten Erfahrungen und Konzepte von Chiro Flanders in die Diskussion einzubringen. Es ist für uns von Bedeutung, dass Non-Formal-Education in Fimcap eine hohe Priorität hat.»

Marie, Chiro Philippinen, Anwältin, 44: «Es war ein wundervolles Treffen mit spannenden Menschen und ein produktiver Austausch der Ideen. Ich nehme viele gute und praktische Tipps mit, von denen ich überzeugt bin, dass sie unseren Kindern zu Hause weiterhelfen können.»

James, Indien, Bauingenieur 29: «Es ist eine grossartige Erfahrung, Teil einer internationalen Federation von jungen Leuten aus 27 so unterschiedlichen Ländern zu sein.» (vr)